Börsenkommentar Fragwürdige Fondsinvestments unter Freunden

Ein Fondsmanager hilft einem anderen mit privatem Geld aus der Patsche. Am Ende landen nicht börsennotierte Unternehmen im Fonds, mit denen der Fondsmanager verbandelt ist. Ist das alles sauber?

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Skyline von Frankfurt am Main Quelle: dpa

Die heiße Kartoffel ist Fondsmanager Olgerd Eichler los. Seit Ende März hatte die Aktie der Fonds-Muttergesellschaft Mainfirst im von Eichler gemanagten Fonds Mainfirst Top European Ideas gesteckt. Sie war da reingekommen, als der Mainfirst-Gründer seinen 50-Prozent-Anteil abstoßen wollte und offenbar anderswo nicht loswurde. Großanleger witterten Schiebung. Sie zogen gut eine halbe Milliarde aus dem Fonds ab. Die nicht börsennotierte Aktie der eigenen Firma in den eigenen Fonds aufzunehmen: Keine Top-Idee, geht nicht.

Jetzt konnte Eichler das Aktienpaket weiterreichen. Es geht an einen anderen schillernden Fondsmanager: Luca Pesarini. Sein Ethna Aktiv-Mischfonds ist einer der beliebtesten am deutschen Markt. Die rund 20 Millionen Euro für die Mainfirst-Aktien zahlt Pesarini allerdings privat. Für ihn ein Klacks, sein Milliardenfonds spielte allein 2013 für die Verwalter mehr als 80 Millionen Euro Gebühren ein. Die Gesamtkosten im Fonds summierten sich auf 1,8 Prozent des Fondsvermögens, damit gehört er zu den teuersten Exemplaren in seiner Kategorie.

Wie Eichler hat ansonsten aber auch Pesarini kein Problem damit, nicht börsennotierte Titel in seine Fonds zu packen. Dazu auch Anteile von Unternehmen, bei denen er im Aufsichtsrat sitzt. Die Liste seiner Mandate ist so lang, dass man sich fragen muss, ob er noch genug Zeit für den Fonds hat: Es sind Ethenea, die für seine Fonds zuständig sind, Haron, Mellinckrodt, Erlenburg Immobilien, Colin & Cie., Corix Capital, DFV Deutsche Familienversicherung , Greiff Management und IFM Immobilien. Im Ethna-Aktiv-Fonds stecken IFM-Aktien ebenso wie die nicht börsennotierte Deutsche Familienversicherung und Anteile eines Mellinckrodt-Fonds.

Was geht vor? Fonds oder Firmen?

Hier drohen Interessenkonflikte: Was geht vor, der Job für den Fonds oder der für die Firmen? Ein Fondsmanager im Aufsichtsrat weiß mehr als Normalanleger und könnte dieses Wissen nutzen. Andersherum ist denkbar, dass ein Fondsmanager eine Aktie nur noch hält, weil er hier so einen schönen Posten hat oder andere in der Firma nicht verärgern will.

Dass ihm angesichts solchen Geschäftsgebarens die Anleger treu bleiben, mag daran liegen, dass Pesarini mehr Privatanleger im Fonds hat als Kollege Eichler von Mainfirst. Die lassen sich mehr gefallen.

Jetzt hat also Privatmann Pesarini mit Mainfirst einen Aktienbroker im Portfolio. Je mehr Wertpapieraufträge Mainfirst für Pesarinis Fonds abwickeln würde, desto besser ist das für Pesarini. Schon 2013 hatte der sein Fondsportfolio mehr als zwei Mal komplett umgeschichtet – ein sehr hoher Wert. 6,5 Millionen Euro Kosten wurden dem Fonds dadurch belastet. Mit einer Wertentwicklung von 5,4 Prozent 2013 war das Ergebnis des Hin und Her eher durchschnittlich.

Um den Anschein zu vermeiden, dass er in seinen Fonds künftig extra viel handelt, um Mainfirst zu unterstützen, sollte Pesarini offenlegen, was sein Fonds an welche Broker zahlt.

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