Bei den entscheidenden Abstimmungen kam es nach Ansicht mehrerer Aktionäre zu Unstimmigkeiten. Ein Aktionär reichte Anfechtungsklage ein, die wegen der Insolvenz aber wohl nie entschieden wird. Eck sagt, dass die Abstimmungen ordnungsgemäß waren.
Was die Aktionäre 2011 nicht ahnten: Die VestCorp-Millionen hatten wohl jemanden begehrlich gemacht. Im Hintergrund hatten sich die gut gefüllten Kassen der VestCorp schon teilweise geleert – und die Geldabflüsse gingen weiter.
Laut Strafanzeige sind zum Beispiel hohe Beratungshonorare geflossen. Allein der frühere Vorstand Treichel – im Juli 2011 gab er den Vorstandsposten zugunsten von Goeser auf – bekam im November 2011 und im Januar 2012 von VestCorp jeweils 150 000 Euro überwiesen. Treichel sagt, das sei ein normales Honorar für „mit dem Vorstand vereinbarte vertragliche Beratungsleistungen“ gewesen.
Sehr viel mehr Geld kosteten die VestCorp verdächtige Aktienkäufe. VestCorp-Insolvenzverwalter Dirk Andres wunderte sich im Januar 2013 in einem internen Bericht für die Gläubigerversammlung über die „erheblichen Zahlungsabflüsse im Jahr 2011 und 2012“. Und: „Wirtschaftlich vernünftige Argumente für die Investitionen sind mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt“, stellte er zu Aktienkäufen fest. Es sei „äußerst fraglich, ob hier noch die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsführers eingehalten wurde“. Es gebe „deutliche Anhaltspunkte dafür, dass diese Investitionen in Absprache mit Dritten getätigt wurden“.
Laut Strafanzeige hat die VestCorp vor der Insolvenz überteuert Aktien gekauft – von früheren Vorständen, Aufsichtsräten und ihren Mittelsmännern. Die bestreiten das. Unter den heute nahezu wertlosen Papieren war auch die Resprop-Aktie, deretwegen Eck und Scheunert schon 2012 vor Gericht standen. Millionen gingen auch für die Aktie der Beteiligungsgesellschaft Spütz AG drauf. Die ist Nachfolgerin einer längst aufgegebenen Börsenmaklergesellschaft, bei der einst der im März in Italien verhaftete Hedgefondsmanager Florian Homm ein großes Rad gedreht hatte.
Perfektes Timing
Für die Aktienverkäufer war der Zeitpunkt günstig: Im Februar 2012 hatte die Deutsche Börse angekündigt, ihr First Quotation Board zu schließen – ein Börsensegment, in dem sich nicht nur Hoffnungswerte, sondern auch zwielichtige Unternehmen tummelten. Resprop und Spütz wurden dort gehandelt. Wenige Monate nachdem die unbekannten Verkäufer Resprop- und Spütz-Aktien an VestCorp abgedrückt hatten, waren die nicht mehr handelbar.