Börsenkultur Warum die Deutschen Angst vor Aktien haben

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Wie der Einstieg an der Börse gelingt

Zehn Geldanlage-Tipps
Geld und ein Display
Ein Kugelschreiber und ein Diagramm
Eine Hand und Münzen
Sparbuch und Geldscheine
Ein Stift und ein Diagramm
Ein Kugelschreiber, Geld, ein Taschenrechner und ein Blatt Papier
Eine Lupe vergrößert das Wort Kontoauszug Quelle: dpa

Während die Skepsis gegenüber der Aktie im Nachbarland Frankreich ähnlich ausgeprägt ist wie in der Bundesrepublik sieht es beispielsweise in Skandinavien anders aus. In Skandinavien ist der Anteil der Aktionäre etwa doppelt so hoch wie hierzulande. Das liegt vor allem daran, dass ein Teil der Altersvorsorge etwa in Schweden aus einer obligatorischen, kapitalgedeckten Komponente besteht. Dadurch ist der Aktienanteil in der schwedischen Altersvorsorge automatisch höher. Das  wiederum führt zu einem höheren Interesse für die Börse, der Anleger will schließlich wissen, wie sich seine Altersrücklage entwickelt. Der DAI fordert daher auch für Deutschland mehr kapitalgedeckte Altersvorsorge. Die bisherigen Riester-Möglichkeiten sind allein aufgrund der Freiwilligkeit kaum mit dem schwedischen Modell vergleichbar.

In den USA wird die Aktienkultur auch durch Belegschaftsaktien angekurbelt, die viele Konzerne an ihre Mitarbeiter ausgeben. Das findet zwar auch in Deutschland statt, aber in deutlich geringerem Umfang. Außerdem birgt das auch Gefahren. Denn wer nur seine Belegaktien hält, aber in nichts anderes investiert und so sein Risiko streut, verliert im Fall einer Pleite im Zweifel zweierlei: seinen Job und das angelegte Kapital.

10 Tipps für Börseneinsteiger

 

Wie der Einstieg am Aktienmarkt gelingen kann

Doch auch ohne kapitalgedeckte Altersvorsorge ist der Einstieg an der Börse kein Hexenwerk. Wer seine Angst überwinden will, muss sich lediglich genau überlegen, was er mit seinen Ersparnissen eigentlich vorhat und wie seine persönliche finanzielle Situation aussieht. "Wer vernünftig in Aktien anlegt und das investierte Kapital als langfristige Anlage sieht, muss auch keine negativen Erfahrungen machen", sagt Niels Nauhauser, Geldanlage-Experte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Statt ständig irgendwelchen Trends hinterherzulaufen und in Modethemen zu investieren, gelte es, mit ruhiger Hand günstige Produkte auszuwählen, so Nauhauser. "Denn das viele hin und her kostet das meiste Geld".

Zunächst muss eins klar sein: Eine verbesserte Aktienkultur soll nicht dazu führen, dass plötzlich jeder in Aktien investiert. Zwar muss man für die Börse kein Millionär sein, eine finanzielle Grundlage sollte allerdings da sein, bevor in Aktien investiert werden kann. Für so eine eiserne Reserve bietet sich beispielsweise Tagesgeld an – dann muss die Aktie nicht gleich verkauft werden, nur weil der Kühlschrank kaputt ist.

Wer über diesen Notgroschen verfügt, Risiken wie Berufsunfähigkeit abgesichert hat und immer noch über ausreichend Liquidität verfügt, kann das unter anderem auch in Aktien anlegen. Dafür braucht es keine Millionenbeträge wie bei Uli Hoeneß. Für kleinere Summen eignen sich Fonds, da sie automatisch eine Streuung bieten und damit ein geringeres Risiko bedeuten. Wer stattdessen nur in einige wenige Einzelaktien investiert, holt sich ein großes Klumpenrisiko ins Depot.

Am günstigsten kommen Einsteiger mit Indexfonds davon, die einen bestimmten Aktienindex nachbilden. Teurer sind aktiv gemanagte Fonds, allerdings ist deren Anlagespektrum teilweise breiter als bei Indexfonds. Auch das Risiko fällt entsprechend geringer aus. Nauhauser rät Einsteigern zu einem Indexfondssparplan. Dieser sollte möglichst in einen weltweit anlegenden Index investieren, wie den MSCI World. Dieser streut das Risiko sehr breit. Wer langfristig anlegt, ist damit auf der sicheren Seite. Seit 2005 hat der MSCI World um mehr als 50 Prozent zugelegt. Gleichzeitig hilft der Sparplan dabei, regelmäßig Geld zur Seite zu legen. Diese Regelmäßigkeit hilft auch dabei, schlechtere Phasen zu durchsparen.  

Das wichtigste: Einsteiger und „Angstüberwinder“ dürfen nicht den beliebten Fehler der Börsenangsthasen machen: Teuer kaufen, wenn die Kurse schon enorm gestiegen sind, und billig verkaufen, wenn schon alles zu spät ist. Denn die Börse ist zumindest für Privatanleger nichts, um kurzfristig Geld verdienen zu wollen.

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