Börsenmanipulation Hochfrequenzhändler muss Strafe zahlen

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Co-Location hebelt Gleichberechtigung an der Börse aus

Solche manipulativen Techniken nennt man zum Beispiel Spoofing oder Layering. Dabei täuscht ein Algorithmus andere Marktteilnehmer und bewegt sie zum Handeln. Solche Techniken sind auch von der Deutschen Börse verboten. Verboten wurden Handelsstrategien, bei denen ein Algorithmus Aufträge in das Handelssystem einstellt, die gar nicht ausgeführt werden sollen. Weiteres Beispiel: Bei einer Phantom-Order versucht ein Algorithmus, einen anderen zum Kaufen zu bewegen. Der Computer hat dabei analysiert, dass ein anderer Algorithmus immer loslegt, wenn ein Händler zwei Mal hintereinander eine Order über 1000 Aktien ins System stellt.

Andere Händler denken dann, dass große Aufträge vorliegen. Doch: "Die großen Aufträge zieht er dann blitzschnell zurück, wenn er seine auf der anderen Seite des Orderbuches eingestellte Order im Markt ausgeführt bekommen hat", sagt Michael Zollweg, Leiter der Handelsüberwachungsstelle der Börse. Seine Mitarbeiter suchen nach verbotenen Handelsstrategien.

2,8 Millionen Dollar Strafe in den USA
Das Platzieren von Handelscomputern in Börsen-Rechenzentren, im Fachjargon Co-Location genannt, hebelt das Prinzip Börse, das auf Gleichberechtigung der Handelsteilnehmer zielt, aus. Selbst Bundesbanker Nagel stellte sich schon die Frage, ob "das technologische Wettrüsten am Kapitalmarkt gesamtwirtschaftlich wirklich sinnvoll ist".

Die Strategien der Blitz-Trader

Nach Einschätzung der FCA sorgte auch der US-Händler mit Hilfe eines Algorithmus dafür, dass ein falscher Eindruck von Angebot und Nachfrage für verschiedene Futures entstand. So habe er mit Hilfe eines Brokers aus den USA heraus an der in Großbritannien angesiedelten Börse ICE Futures Europa tausende falsche Orders platziert. Allein binnen sechs Wochen strich Coscia dabei einen Gewinn von 279 920 Dollar ein.

Das Handelshaus Panther und Coscia sollen 2011 auch in den USA zugeschlagen haben. Die höchste Geldbuße hat jetzt  die US-Terminmarktaufsicht CFTC verhängt. Nach der Entscheidung müssen Coscia und Panther Energy insgesamt 3,6 Millionen Dollar überweisen. Hinzu kommen 800.000 Dollar Strafe von der US-amerikanischen Terminbörse CME Group. Panther soll mit dem Algorithmus in den USA mindestens 1,4 Millionen Dollar Profit gemacht haben. Das automatische Tradingsystem soll 400.000 Orders auf der Plattform von CME platziert haben, wovon 98 Prozent wieder gelöscht worden seien, hieß es. Laut CFTC dürfen Panther und Coscia nun für ein Jahr nicht mehr an der Börse handeln. 

Die Strafe gegen Coscia ist hart. Der Fall zeigt aber leider auch, wie schwer es ist, Hochfrequenzhändler zu bestrafen. Coscias Vergehen liegen lange zurück: Er soll die Kurse bereits im Herbst 2011 beeinflusst haben. Erst jetzt wird er bestraft. Verfahren wie dieses dauern damit viel zu lange – und die Trader manipulieren munter weiter. In den USA gehen mittlerweile etwa 70 Prozent der Börsenumsätze auf Turbo-Händler zurück, in Deutschland sind es geschätzt etwa 40 Prozent. Tag für Tag manipulieren Händler dabei auch immer wieder die Kurse an den Börsen.

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