Börsennotierte Indexfonds Privatanleger in Europa meiden ETFs

ETFs sind vergleichsweise einfach zu verstehen – dennoch machen private Anleger in Europa, anders als in den USA, einen großen Bogen darum. Das liegt vor allem an den Bankberatern. Potenzial gäbe es offenbar genug.

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Ein Börsenhändler arbeitet auf dem Parkett der Deutschen Börse in Frankfurt. Quelle: APN

Frankfurt Ungeachtet der aktuellen Rekordstände an den Aktienmärkten wird es nach Einschätzung von Experten noch dauern, bis private Anleger hierzulande in börsennotierte Indexfonds (ETFs) strömen. „Institutionelle Anleger werden auf absehbare Zeit in Deutschland die mit Abstand größere Investorengruppe bleiben“, sagt Peter Scharl, der den institutionellen Vertrieb für iShares-ETFs beim US-Vermögensverwalter Blackrock in Deutschland leitet.

Laut einer kürzlich von Ernst & Young vorgelegten Studie rechnet die ETF-Branche damit, dass der Anteil der Privatanleger in Europa von derzeit 15 auf 25 Prozent steigt. Diese Entwicklung nehme allerdings mehrere Jahre in Anspruch und werde nur allmählich erfolgen. In Europa wird der Markt – anders als in den USA – von institutionelle Investoren beherrscht. Das hat nach Meinung von iShares-Experte Scharl mehrere Ursachen: „Der ETF-Markt in den USA ist dem in Europa einige Jahre voraus.

Außerdem dominieren dort Honorarberater den Markt, für die ETFs als Anlagevehikel aufgrund ihrer Gebührenstruktur gut passen. In Europa werden viele Kunden von ihren Banken beraten, deren Geschäft vielfach auf Provisionen basiert, die ETFs nicht bieten.“

Potenzial gibt es aber offenbar genug: Bis Ende 2017 wird sich das Volumen des europäischen ETF-Markts einer Schätzung von iShares zufolge mehr als verdoppeln und über 900 Milliarden Dollar erreichen. In der Studie von Ernst & Young rechnet die Mehrheit der Befragten damit, dass die drei größten Anbieter ihre Marktanteile weiter ausbauen – neben dem unangefochtenen Platzhirsch Blackrock sind das db x-trackers der Deutschen Bank und Lyxor von der Sociéte Générale. Die in der Erhebung befragten 30 Firmen der ETF-Branche vereinigen mehr als 90 Prozent des verwalteten Vermögens in Europa auf sich.


„Gigantisches Potenzial“ bei Selbstentscheidern

Für iShares sind derzeit vor allem diejenigen Privatanleger interessant, die selbst entscheidend mithilfe von Online-Banken zu börsennotierten Produkten (ETPs) greifen, zu denen auch ETFs gehören. „Wir schätzen, dass private Selbstentscheider in Deutschland mit rund vier Milliarden Dollar in ETPs investiert sind“, sagte Scharl. „Das ist zwar nur ein kleiner Bruchteil des von Privatinvestoren angelegten Vermögens, aber da schlummert noch ein gigantisches Potenzial.“

Immer mehr Selbstentscheider wollten zudem wissen, wie man ein gesamtes Portfolio mit ETFs strukturieren könne. „Deshalb wollen wir zukünftig Muster-Portfolios anbieten, die jeweils auf bestimmte Anlegertypen mit spezifischen Chance-Risiko-Profilen zugeschnitten sind und in denen von einer dynamischen bis zur konservativen Anlagestrategie alles vertreten ist“, sagte Scharl. Generell seien Selbstentscheider sehr viel risikofreudiger als beispielsweise institutionelle Kunden und setzten mehr auf Aktien und Schwellenländer.

Der Schlüssel zum Erfolg ist in den Augen der Branche ein größeres Anlegerwissen über ETFs. In der Studie von Ernst & Young rechnen 58 Prozent der Befragten damit, dass dieser Aspekt entscheidend für den Erfolg der Produkte ist. „Wir wollen deshalb vor allem das Wissen der Berater über ETFs fördern“, sagte Scharl. „ETFs sind grundsätzlich einfach zu verstehen, aber wenn es in Detailfragen geht, ist noch Unterstützung notwendig. Da gibt es nach wie vor Aufklärungsbedarf.“

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