Zumal es schon seit Jahren vor allem Sonderfaktoren sind, die für die großen Kurzsprünge oder –stürze an der Börse gesorgt haben. So wären Anleger etwa im Jahr 2011 mit der Mai-Regel sehr gut gefahren. Allerdings lag die Ursache für die massiven Verluste im August und September nicht in der normalen Sommerflaute, sondern in der Zuspitzung der Schuldenkrise begründet. "Im aktuellen Börsenumfeld halte ich die Suche nach solchen saisonalen Mustern für noch verwegener als sonst", sagt Tobias Basse, Aktienstratege bei der NordLB. Das liege vor allem an den zahlreichen Sonderfaktoren, die den Markt derzeit beeinflussen, erläutert Basse.
Tatsächlich profitieren die Aktienmärkte schon seit Jahren von der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken zur Bekämpfung der Schuldenkrise in Südeuropa, während es Anleihen aufgrund der niedrigen Zinsen schwerer haben. Die Börsenentwicklung ist daher oft derart politisch getrieben, dass die Entwicklung der Unternehmensgewinne in den Hintergrund tritt.
In diesem Jahr kommen etwa die politischen Spannungen zwischen der Ukraine, Russland und dem Westen erschwerend hinzu – mit unklarem Ausgang für die Börsen. "Das schwierige geopolitische Umfeld führt zwar kurzfristig zu volatilen Kursen, mittel- bis langfristig dürfte sich die Lage aber wieder beruhigen - und der Einfluss auf die Märkte entsprechend abklingen", sagt Basse. Für den Aktienstrategen haben stützende Faktoren perspektivisch die Oberhand, beispielsweise das Wirtschaftswachstum in den USA. Zwar könne auch die Politik der US-Notenbank Fed ebenfalls immer wieder für Kursrückschläge sorgen, indem sie die Anleihekäufe weiter kontinuierlich reduziert.
Was gegen schwache Sommermonate spricht
Positiv für die Sommermonate stimmt hingegen die wirtschaftliche Stimmung. Zuletzt hatte die Quartalszahlen in den USA und Deutschland der hiesigen Börse Auftrieb verliehen. "Am Ende ist ein robustes Wirtschaftswachstum eine gesündere Stütze für den Markt als das billige Geld", erklärt Basse.
Grundsätzlich bessert sich die wirtschaftliche Lage in den USA und Europa, vor allem in Deutschland. „Die Gewinnsituation der Unternehmen verbessert sich und scheint in den USA bereits vergleichsweise kräftig zu wachsen“, sagt etwa Valentiner von AMF. „Es könnte also sein, dass die traditionell schwächeren Börsenmonate im Jahr 2014 nicht so stark nachgeben, wie es das Bonmot glauben macht.“