Börsenregel Die Angst vor der Börsenflaute geht um

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Sonderfaktoren überdecken Saisoneffekte

Die Investment-Lieblinge der Deutschen
Platz 20: SAPEuropas größter Softwarehersteller SAP befindet sich gerade in einer Umbauphase. Cloudcomputing und die Smartphone-Ära zwingen den Konzern ihre Programme an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. So eine Restrukturierung ist natürlich nicht umsonst. Das erkennt man auch am Aktienkurs. SAP musste in den vergangenen zwölf Monaten ein Minus von knapp neun Prozent verkraften. Insgesamt kommen die gehandelten Zertifikate mit dem Basiswert SAP im Februar im Hinblick auf das Gesamtvolumen der Kundenorder mit einem Handelsvolumen von 11,5 Millionen Euro auf den 20. Platz. Bei den derivativen Produkten überwogen dabei die Discount-Papiere.Lesen Sie in unserem Ratgeber alles Wichtige rund ums Thema Geldanlage: Wie viel Risiko sollte ich gehen? Welche Chancen habe ich? Wann lohnt ein Kauf? Und wann steige ich besser aus? 111 Seiten mit Tipps und Tricks, erhältlich als eBook im Kaufhaus der Weltwirtschaft. Quelle: rtr
Platz 19: SilberDer Überhitzung des Silbermarktes liegt nun knapp drei Jahre zurück. Damals schoss der Silberpreis auf über 45 Dollar. Danach beruhigte sich die Lage wieder, die Kursschwankungen nahmen ab. Gemessen am gesamten Handelsvolumen derivativer Produkte wurden im Februar Kundenorder im Wert von 12,4 Millionen Euro getätigt. Es lohnt sich allerdings auch ein Blick auf die spekulativen Produkte. Silber-Hebelpapiere kamen im vergangenen Monat auf ein ähnliches Volumen. Rund 12,2 Millionen Euro flossen durch Optionsscheine und Knock-Out-Papiere. Letztere, riskantere, Anlagemöglichkeit machte im spekulativen Bereich sogar den Löwenanteil aus. Quelle: dpa
Platz 18: BMWDer Münchener Autokonzern hatte jüngst zuversichtlich stimmende Bilanzen vorgelegt. Im Premiumbereich gehört BMW zu den führenden Marken. Auf dem Genfer Autosalon präsentierte man sich selbstbewusst. Ein Blick auf den Chart der BMW-Aktie rechtfertigt dieses Selbstbewusstsein. Der Kurs konnte in der wirtschaftlich schwierigen Zeit innerhalb der vergangenen zwölf Monaten über 15 Prozent zulegen. Im Februar machten vor allem Discount-Papiere einen Großteil der getätigten Kundenorder aus. Insgesamt wurden im vergangenen Monat derivative Anlageprodukte in Höhe von 13,1 Millionen Euro ge- und verkauft. Quelle: dpa
Platz 17: Münchener RückHagel in Deutschland, Kälteeinbruch in den USA und Überschwemmung in Osteuropa – auch wenn sich die Liste endlos lang weiterführen ließe. 2013 kam die Münchener Rück vergleichsweise glimpflich davon. Die Naturkatastrophen schlugen sich nicht so stark wie erwartet in den Bilanzen wider. Die Aktionäre zeigten sich erleichtert. Der Rückversicherer gehört im Dax zu den eher weniger volatilen Papiere. Deswegen verwundert es auch nicht, dass Anleger im Februar kaum Hebelprodukte der Münchener Rück investiert haben. Zu den beliebtesten Anlageprodukten gehörte das Discount-Papier. Insgesamt wurden im Februar Kundenorder im Volumen von 13,7 Millionen Euro getätigt. Quelle: dpa
Platz 16: BayerDie Aktien des Chemiekonzerns hinken im laufenden Jahr etwas hinterher. Bayer büßte seit Jahresanfang knapp zwei Prozent seines Wertes ein. Insgesamt haben die Anleger an der Börse Stuttgart im Februar Zertifikate auf den Basiswert im Volumen von über 14 Millionen Euro umgesetzt. Neben Discount-Papieren waren Aktienanleihen von Bayer besonders beliebt bei den Aktionären. Quelle: dpa
Platz 15: AdidasDer deutsche Sportartikelhersteller setzt auf Bewährtes. Zuletzt wurde der Vertrag mit dem jetzigen Adidas-Vorstand Herbert Hainer bis 2017 verlängert. Der 59-jährige ist schon jetzt mit seinen 13 Jahren bei Adidas der am längsten amtierende Vorstand eines Dax-Konzerns. Der Erfolg gibt ihm recht. Langfristig befindet sich der Sportkonzern auf der Gewinnstraße. In Stuttgart wurden im Februar überwiegend Discount-Zertifikate gehandelt. Insgesamt betrug das Handelsvolumen 14,9 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 14: SiemensDie Korruptionsaffäre hat am Image des Unternehmensriesen Siemens genagt. Zwar spricht der Vorstand bereits schon von einem Kulturwandel, doch dass dieser innerhalb von nicht einmal einem Jahr abgeschlossen sein soll, ist mehr als zu bezweifeln. In Stuttgart wurden im Februar Siemens-Papiere im Wert von insgesamt 15,3 Millionen Euro gehandelt. Besonders beliebt waren Discount-Papiere, gefolgt von Anleihen und Bonus-Zertifikaten. Quelle: REUTERS

Zumal es schon seit Jahren vor allem Sonderfaktoren sind, die für die großen Kurzsprünge oder –stürze an der Börse gesorgt haben. So wären Anleger etwa im Jahr 2011 mit der Mai-Regel sehr gut gefahren. Allerdings lag die Ursache für die massiven Verluste im August und September nicht in der normalen Sommerflaute, sondern in der Zuspitzung der Schuldenkrise begründet. "Im aktuellen Börsenumfeld halte ich die Suche nach solchen saisonalen Mustern für noch verwegener als sonst", sagt Tobias Basse, Aktienstratege bei der NordLB. Das liege vor allem an den zahlreichen Sonderfaktoren, die den Markt derzeit beeinflussen, erläutert Basse.

Tatsächlich profitieren die Aktienmärkte schon seit Jahren von der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken zur Bekämpfung der Schuldenkrise in Südeuropa, während es Anleihen aufgrund der niedrigen Zinsen schwerer haben. Die Börsenentwicklung ist daher oft derart politisch getrieben, dass die Entwicklung der Unternehmensgewinne in den Hintergrund tritt.

In diesem Jahr kommen etwa die politischen Spannungen zwischen der Ukraine, Russland und dem Westen erschwerend hinzu – mit unklarem Ausgang für die Börsen. "Das schwierige geopolitische Umfeld führt zwar kurzfristig zu volatilen Kursen, mittel- bis langfristig dürfte sich die Lage aber wieder beruhigen - und der Einfluss auf die Märkte entsprechend abklingen", sagt Basse. Für den Aktienstrategen haben stützende Faktoren perspektivisch die Oberhand, beispielsweise das Wirtschaftswachstum in den USA. Zwar könne auch die Politik der US-Notenbank Fed ebenfalls immer wieder für Kursrückschläge sorgen, indem sie die Anleihekäufe weiter kontinuierlich reduziert.

Was gegen schwache Sommermonate spricht

Positiv für die Sommermonate stimmt hingegen die wirtschaftliche Stimmung. Zuletzt hatte die Quartalszahlen in den USA und Deutschland der hiesigen Börse Auftrieb verliehen. "Am Ende ist ein robustes Wirtschaftswachstum eine gesündere Stütze für den Markt als das billige Geld", erklärt Basse.

Grundsätzlich bessert sich die wirtschaftliche Lage in den USA und Europa, vor allem in Deutschland. „Die Gewinnsituation der Unternehmen verbessert sich und scheint in den USA bereits vergleichsweise kräftig zu wachsen“, sagt etwa Valentiner von AMF. „Es könnte also sein, dass die traditionell schwächeren Börsenmonate im Jahr 2014 nicht so stark nachgeben, wie es das Bonmot glauben macht.“

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