Börsenschwankungen Womit Anleger jetzt rechnen müssen

Anleihen, Aktien, Gold: Die Kursausschläge sind teilweise dramatisch. Schuld sind Trump, die Fed und Italien. Zudem brummt der Immobilienmarkt, aber wie lange noch. Wohin geht die Reise? Ein Ausblick für Anleger.

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Ausblick auf das Börsenklima: Welche Krisen für teilweise dramatische Kursausschläge sorgen. Quelle: Collage

Wir wissen nicht genau, wer an diesem lauwarmen Sommertag Lust und Laune hatte, sein Geld in eine im Jahr 2063 fällige italienische Staatsanleihe zu stecken. Wir wissen nur, dass es am 12. August 2016, einem Freitag, passiert ist: Investoren sammelten da das erst in einer halben Ewigkeit fällige Italien-Papier ein, mit einer jährlichen Rendite von 2,25 Prozent.

Heute, keine vier Monate später, ist die Rendite um mehr als die Hälfte nach oben geschnellt.

Da der Kurs einer Anleihe sinkt, wenn deren Rendite steigt, sitzen die Anleger aus dem August auf dramatischen Verlusten. Würden sie jetzt verkaufen, summierte sich ihr Minus auf 23 Prozent. Dabei handelt es sich bei dem Herausgeber des Papiers ja nicht gerade um einen windigen Mittelständler aus der Provinz mit undurchschaubarer Bilanz, sondern um die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone.

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Wenn die Kurse von Schuldpapieren bedeutender Euro-Länder wie Portugal, Spanien und eben Italien abschmieren, dann knirscht es nicht nur, wie es bei Griechenland der Fall war. Dann könnte es krachen. Und wenn dann noch wie diese Woche der Chefökonom der Schweizer UBS Daniel Kalt vor einem „Bankrun“ warnt, falls Geldhäuser Strafzinsen bei Sparern kassierten, dann ist der Krach schon zu hören.

Am 4. Dezember stimmt Italien über seine politische Zukunft ab. Das wird nicht nur Folgen für den Euro und die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) haben, sondern wirkt sich schon jetzt auf die wichtigsten Anlageklassen Aktien, Anleihen, Immobilien und Gold aus. Dazu beeinflusst die geplante Wirtschaftspolitik von Bald-US-Präsident Donald Trump die Märkte ebenfalls stark.

Anleger müssen deshalb jetzt nicht hektisch handeln, einige Veränderungen innerhalb der globalen Marktlandschaft sollten sie aber einkalkulieren.

Aktien

„Globale Investmentfonds umschiffen den deutschen Markt in der Angst vor politischen Risiken im Vorfeld des Italien-Referendums“, sagt Jochen Stanzl, Chefmarktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Während die US-Börsen beflügelt werden von Trumps offenbar geplanten Ausgaben für eine bessere Infrastruktur, halten sich die Investoren, was Dax und Co. betrifft, zurück. Ihre Furcht gilt Italien, das am Ende doch noch „aus dem Euro aussteigen“ könnte, wie Marktexperte Daniel Stelter warnt. Gleichwohl sollten Anleger ihren Fahrplan vorerst nicht ändern: Aufgrund der politischen Großwetterlage Aktien zu verkaufen ist in der Regel ein Fehler. Das hat zuletzt nicht nur die US-Wahl gezeigt, sondern auch der Brexit im Frühsommer. Ausgewählte Papiere wie etwa Siemens oder Allianz sind nicht zu teuer; Werte mit einem teils starken Heimatbezug wie der Telekomdienstleister Freenet oder die Onlinebank Comdirect sind weiter aussichtsreich. Auch Charttechniker sind optimistisch, was die Entwicklung der Kurse im Dax betrifft.

Anleihen

Beinahe unbemerkt hat sich so etwas wie eine Normalisierung am Anleihemarkt eingestellt: Für höhere Risiken bekommen Anleger auch wieder mehr Zins. Sicherheit dagegen kostet weiter Geld: So markierten noch zwei Jahre lang laufende Bundesanleihen vergangenen Dienstag erst ein absolutes Allzeittief bei minus 0,74 Prozent. Ein paar Tage zuvor musste Bayer für eine sogenannte Pflichtwandelanleihe, für die Anleger später Aktien bekommen, über drei Jahre 5,625 Prozent Jahreszins bieten. Anleger, die jeweils 10.000 Euro investieren, bekommen bei einer Anlage in Bundesanleihen 74 Euro pro Jahr abgezogen; bei Bayer, das die riskante 66-Milliarden-Dollar-Übernahme des Düngekonzerns Monsanto zu stemmen hat, erhalten sie dagegen 562,50 Euro.

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