Brexit-Folgen Hedgefonds-Manager reiben sich die Hände

Keiner der spekulativen Investoren sitzt in London auf gepackten Koffern. Knapp ein Drittel der Hedgefondsmanager glaubt sogar, dass bessere Geschäfte winken. Das ist nicht die einzige Überraschung einer Umfrage.

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Hedgefonds fahren unterschiedliche Strategien und wetten beispielsweise auf steigenden oder fallende Aktienkurse oder konjunkturelle Trends. Quelle: Reuters

Frankfurt London ist neben New York die Hochburg der Hedgefonds. Die Branche ist für Großbritannien von unschätzbarem Wert, ein Exodus würde die Volkswirtschaft ins Mark treffen, schließlich verwalten die Hedgefonds in der britischen Hauptstadt umgerechnet 472 Milliarden Dollar, in der restlichen EU sind es nur 138 Milliarden Dollar.

Doch die Hedgefonds-Manager haben keine Angst vor den Folgen des Brexits - im Gegenteil: 31 Prozent rechnen laut einer Umfrage des Informationsdienstes Preqin mit einem positiven Effekt auf das Geschäft in den kommenden Monaten. Nur 13 Prozent erwarten Nachteile, langfristig geht keiner der Hedgefonds-Manager davon aus, dass die Performance beeinträchtigt wird.

Die Preqin-Umfrage ist der erste verlässliche Indikator, wie die sogenannten Schattenbanken außerhalb der traditionellen Bankbranche auf die Abstimmung reagieren. Befragt wurden 142 Fondsmanager aus „Alternativen Anlageklassen“, zu denen neben den Hedgefonds auch noch die Private-Equity-Fonds zählen. Keiner der „Professionals“ plant demnach konkret, der Themse den Rücken zu kehren, nur sieben Prozent denken darüber nach, ob sie London verlassen sollen. Der Aderlass für London wird sich bei diesen Marktteilnehmern also in engen Grenzen halten.

Auf der Seite der Investoren - in der Regel sind das Pensionskassen, Versorgungswerke oder Versicherungen - herrscht ebenfalls kein Pessimismus. 35 Prozent der Geldgeber für die Hedgefonds glauben, dass der Brexit in den kommenden zwölf Monaten positive Auswirkungen auf das Abschneiden der Hedgefonds haben wird.

Dagegen erwarten 22 Prozent eine schlechtere Performance. Hedgefonds fahren unterschiedliche Strategien und wetten beispielsweise auf steigenden oder fallende Aktienkurse oder konjunkturelle Trends. Andere wollen aus Übernahmesituationen Kapital schlagen.

Einige Hedgefonds haben am Brexit bereits kräftig verdient. Sogenannte Makrofonds, bei denen der Computer auf Basis mathematischer Modelle über Käufe und Verkäufe entscheidet, konnten sich dem Abwärtssog an den Finanzmärkten entziehen.

Entsprechende Fonds des US-Anbieters AQR oder des schwedischen Vermögensverwalters Lynx gewannen am Tag nach dem Brexit jeweils etwa fünf Prozent. AQR habe am darauffolgenden Montag, als Dax und EuroStoxx50 um weitere drei Prozent einbrachen, noch einmal gut ein Prozent zugelegt, sagte eine AQR-Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Insgesamt war 2016 für die Branche aber bis zum Brexit kein gutes Jahr. Bis zum 28. Juni gingen im Mittel 1,8 Prozent verloren, wie aus dem Global Hedge Fund Index von Hedge Fund Research hervorgeht.

Damit steuern die Hedgefonds-Manager auf die schlechteste Entwicklung in einem ersten Halbjahr seit 2011 zu, als sie 2,1 Prozent abgaben. Jetzt hoffen die Spekulanten, dass sie im zweiten Halbjahr von den Verwerfungen an den Märkten profitieren werden.

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