BRIC-Boom Mit Aktien richtig in Schwellenländer investieren

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Konsum und Fahrräder

Arbeiter Demonstrieren für höhere Löhne Quelle: AP

Vom Marken- und Statusdenken profitieren auch die Hersteller teurer Spirituosen wie Whisky oder Gin. Der britische Getränkekonzern Diageo etwa verkaufte 2011 so viele Alkoholika wie noch nie in Asien. Die weltweit aktiven Brauereikonzerne SAB Miller und Heineken profitieren vom wachsenden Bierdurst. Mengenwachstum, vor allem aber Preiserhöhungen in fast allen Teilen der Welt, brachten Heineken im ersten Quartal 2012 sieben Prozent mehr Umsatz als vor einem Jahr; nur in den USA und Westeuropa schrumpfte der Bierabsatz, und die Preise stiegen kaum. Ähnlich die Lage beim britischen Brauriesen SAB Miller (Pilsner Urquell, Foster’s) Allein in Afrika stieg dessen Bierabsatz 2011 um 13 Prozent; insgesamt wickelten die Briten 2011 bereits mehr als 70 Prozent ihrer Verkäufe in den Schwellenländern ab.

Damit nicht der falsche Eindruck entsteht, außer Rauchen und Trinken hätten die Bewohner Asiens und Südamerikas nichts im Sinn: Auch der japanische Fahrradteilehersteller Shimano profitiert von der Konsumlaune in der ehemaligen Dritten Welt: Im Gegensatz zu Daimler oder BMW ist das schicke Zweirad auch für die Masse der Einwohner Chinas, Indiens, Indonesiens oder Thailands erschwinglich. Weltweit fahren mehr als 80 Prozent aller neueren Fahrräder mit Schaltungen und Bremsen von Shimano. Inzwischen stammen mehr als 35 Prozent der Umsätze aus Asien außerhalb Japans.

Anders als Windeln, Zigaretten und Bier ist Telefonieren ein weitgehend lokaler Markt; das musste auch die Deutsche Telekom bei ihrem gescheiterten Versuch feststellen, in den USA Fuß zu fassen. Wer von der stetig wachsenden Zahl der Handykunden in Asien profitieren möchte, muss sich nach lokalen Playern umsehen. China Mobile ist bereits heute mit 650 Millionen Kunden der größte Mobilfunkkonzern der Welt und wächst, anders als fast alle europäischen Konzerne, stetig. 2011 stieg der Umsatz um 8,8 Prozent. Zwar schläft die Konkurrenz nicht und hat zuletzt zahlreiche Lizenzen gewonnen; doch China Mobile nutzt seinen Marktanteil von über 75 Prozent und seine Finanzkraft, um den Vorsprung zu zementieren, investiert gerade Milliarden in das neueste G4-Netz, in dem Smartphone-Kunden schneller surfen können.

Bis 2025, meint der Erfinder des Kürzels BRIC, Goldman-Sachs-Starökonom Jim O’Neill, werden allein Chinas Konsumenten zusätzlich Güter im Wert von 500 Milliarden Dollar nachfragen – pro Jahr. Die Kaufkraft der Schwellenländerbewohner wird dann nicht nur in der Spitze, sondern in der Breite die vieler Europäer überholt haben. Ob alle chinesischen Geisterstädte wie Kangbashi bewohnt sein werden, dazu wagt O’Neill keine Prognose. Wahrscheinlicher ist, dass sie bis dahin ohnehin abgerissen werden. Um Platz zu machen für neue, noch größere Projekte.

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