Britische Anleihen Brexit alarmiert Bonitätswächter

Noch bewerten die großen Ratingagenturen die Bonität Großbritannien als sehr gut. Doch die Kreditbewertungen dürften bald auf den Prüfstand kommen. Warum das Investoren noch nicht kümmert.

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Das Top-Rating „AAA“ der Agentur für Großbritannien dürfte bald Geschichte sein. Quelle: dpa

Frankfurt Das überraschende Votum der Briten gegen die Europäische Union dürfte auch Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit Großbritanniens haben. Und zwar keine guten. „Die Ratingagenturen werden erst die Ausblicke für die Ratings und dann die Bonität britischer Staatsanleihen herabstufen“, sind die Strategen des Fondsriesen Blackrock überzeugt.

Noch sind die Ratingagenturen vorsichtig. Offiziell haben sie die Ratings noch nicht geändert und auch noch nicht auf die Prüflisten gesetzt. Doch eine Meinung haben sie sich bereits gebildet: Der Brexit ist schlecht für die Bonität.

An den Anleihen des Landes lässt sich das indes noch nicht ablesen. Im Gegenteil: Britische Staatsanleihen waren am Freitag erneut gefragt: Die Kurse stiegen und die Rendite der britischen Staatsanleihe mit zehn Jahren Laufzeit fiel um bis zu 0,36 Prozentpunkte auf ein historisches Tief von 1,01 Prozent.

So verwunderlich ist das indes nicht. Denn auch wenn die Ratingagenturen den Daumen senken, wird Großbritannien mit Blick auf seine Zahlungsfähigkeit ein guter Schuldner bleiben, bei dem das Geld mit Blick auf die Rückzahlung sicher aufgehoben ist.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) bewertet die Briten noch mit der höchsten Bonitätsnote „AAA“, auch wenn der Ausblick schon länger negativ ist. Ein Brexit würde die ausländischen Investitionen in Großbritannien bremsen und die Wirtschaft belasten. Je nachdem wie sehr die Wirtschaft leidet, könnte das Rating um mehr als eine Stufe fallen, betonen die Analyten von S&P. Selbst bei einer Herabstufung um zwei oder drei Stufen hätte Großbritannien aber mit Noten im Bereich Doppel-A immer noch eine sehr gute Bonität.

Moody’s und Fitch Ratings haben den Briten schon länger das Top-Rating Dreifach-A entzogen und bewerten Großbritannien noch mit dem zweitbesten Rating, das bei Moody’s „Aa1“ und bei Fitch „AA+“ lautet. Auch Fitch betont, dass das Wirtschaftswachstum auf der Insel mittelfristig nachlassen wird und sieht zudem eine steigende Unsicherheit für Investitionen und den Handel. Moody’s äußert sich ähnlich.

Die Herabstufungen des Staates hätten zwar keine unmittelbaren Folgen für britische Banken, da die Ratingagenturen eine mögliche staatliche Unterstützung schon länger aus den Ratings für die Finanzinstitute herausgerechnet haben.

Dennoch: Das Geschäft der Banken dürfte unter dem Brexit leiden – und das wäre dann sehr wohl ein Grund auch die Bonität britischer Banken herabzustufen, heißt es zum Beispiel bei S&P. Die Bonität der Euro-Länder sehen die Ratingagenturen aber nach eigenen Angaben zumindest nicht unmittelbar gefährdet.

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