Britische Buchmacher Wetten auf das Euro-Aus

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Die Wette mit der Euro-Zone

Eine Griechin in einem Wettbüro Quelle: dpa

Vorbei. Die Wette ist wieder im Programm. Wie gut sie läuft, will Hill zwar nicht preisgeben. Aber „Hunderte von Wetten“ würden schon jede Woche auf den Austritt eines Landes aus der Euro-Zone abgeschlossen. Auf die Frage, ob Griechenland bis zum Ablauf des Jahres die Währung abgegeben habe, wetten bei den Briten derzeit vier von zehn Mitspielern mit Ja. Jeder vierte der Pessimisten kommt laut William Hill gar aus Griechenland – das nennt man dann wohl Galgenhumor.

Bei William Hill kann man ebenfalls darauf setzen, welches Land als erstes die Euro-Zone verlässt. Wer einen Euro einsetzt, bekommt 1,20 Euro, falls Griechenland als erstes austritt. Die niedrige Gewinnchance deutet darauf hin, dass viele es für sehr wahrscheinlich halten, dass das Land die Euro-Zone doch verlässt.

Das Geschäft mit der Euro-Angst will sich auch Hill-Konkurrent, der britische Wettanbieter Ladbrokes, nicht entgehen lassen – und dieser Tage seine ebenfalls eingestellten Wetten auf den Zusammenbruch des Euro wieder aufnehmen. Bei ihm soll es dann eine volle Liste aller Euro-Mitgliedstaaten geben.

Die Internet-Plattform Intrade

Während man bei Wettbüros gegen den Anbieter wettet, der die Höhe des Gewinns anpasst, je nachdem wie wahrscheinlich der Eintritt des Ereignisses wird, tritt man auf Prognosemärkten gegen Mitspieler an. Auf der Internet-Plattform von Intrade kommt eine Wette nur zustande, wenn es auf dem Markt jemanden gibt, der die Gegenmeinung vertritt. Intrade-Kunden sehen derzeit die Wahrscheinlichkeit, dass ein Euro-Land seine Währung vor Jahresende abgibt, bei über 25 Prozent. Knapp 20.000 Mal wurden bislang Aktien auf diese Prognose gehandelt, laut Intrade ein rechnerischer Gegenwert von rund 200.000 US-Dollar.

Intrade funktioniert so: Wer auf ein Bestehen der Währungsunion setzt, geht short, verkauft also Aktien, die er gar nicht besitzt. Erst wenn ein anderer Mitspieler die Gegenmeinung vertritt und die Aktien kauft, steht die Prognose. Tritt das Ereignis ein, oder läuft die Prognose aus, bekommen alle, die richtig liegen, von den Verlierern ihr Geld. Damit die zahlen können, friert Intrade auf dem Kundenkonto jeweils den maximalen Verlust ein (bis zu zehn Dollar pro Aktie). Wer sein Geld zwischenzeitlich zurück möchte, kann seine Aktien vor Ablauf der Prognose zum dann aktuellen Preis verkaufen. Gewinne mitzunehmen ist also möglich. Intrade verlangt von aktiven Tradern 4,99 US-Dollar Gebühr pro Monat.

Die Starken gingen zuerst

Eine gezielte Wette auf Griechenlands Exit bietet Intrade nicht an. Die müsste am Ende auch gar nicht die profitabelste sein. Ökonomie-Professor Andrew K. Rose von der amerikanischen Haas School of Business hat untersucht, wie sich Währungsunionen seit 1945 entwickelt haben. Seit dieser Zeit blieben 61 Mitglieder in ihrer Union, 69 verließen sie, wie Rose 2007 in seiner Studie feststellte. Sein verblüffendes Ergebnis: Die ersten Abtrünnigen waren meist die größeren, reicheren und demokratischeren Länder. Er nennt zum Beispiel Länder wie Singapur, Irland oder Neuseeland.

Wer auf Deutschlands Exit tippt und recht behält, konnte bei William Hill zuletzt 26 Euro rausschlagen – der Anbieter hält es, das lässt sich an den Gewinnsummen ablesen, für wenig wahrscheinlich, dass einer der starken Euro-Partner vor den schwachen geht.

Die Wette auf den D-Exit könnte daher am Ende profitabler sein als die auf den Grexit. Zumindest dann, wenn man die immensen finanziellen Verwerfungen herausrechnet, die mit einer Rückkehr zur D-Mark verbunden wären.

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