Carsten Maschmeyer „Meine Schamfrist ist vorbei“

Vor rund zehn Jahren verkaufte Carsten Maschmeyer seinen Finanzvertrieb AWD. Jetzt kündigt der Start-up-Investor seine Rückkehr in die Versicherungsbranche an. Er will verstärkt in junge Technologiefirmen investieren.

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Der Unternehmer möchte nicht nur Geld, sondern vor allem Know-how und sein Kontaktnetzwerk als Investor einbringen. Quelle: dpa

Frankfurt Selfmade-Milliardär, Society-Löwe, Politikerfreund: Carsten Maschmeyer ist einer der bekanntesten Köpfe der deutschen Finanzszene. Vor rund zehn Jahren zog sich der Unternehmer nach dem Verkauf des von ihm gegründeten Strukturvertriebs AWD an den Schweizer Versicherer Swiss Life zurück und arbeitete seitdem vor allem als Investor und als TV-Juror in der Start-up-Show „Die Höhle der Löwen“ des Fernsehsenders Vox.

Doch jetzt kündigt der Milliardär seine Rückkehr in die Versicherungsbranche an. „Meine Schamfrist, mich in diesem Bereich zu engagieren, ist vorbei“, sagte Maschmeyer auf einem Digital-Kongress laut übereinstimmenden Berichten mehrerer Branchendienste. Mit mehreren seiner Investment-Firmen und gemeinsam mit Partnern will er sich künftig verstärkt Insurtech-Startups in Europa und den USA widmen. Dabei möchte er nicht nur Geld, sondern vor allem Know-how und sein Kontaktnetzwerk einbringen.

Zurück zu den Wurzeln. Eine der namhaftesten und schillerndsten Figuren der deutschen Finanzszene lehrt damit zu seinen Anfängen zurück. In den vergangenen Jahren hat Maschmeyer rund 100 Millionen Euro in verschiedene Start-ups und junge Unternehmen gesteckt, unter anderem in den Limousinen-Service Blacklane und das Bezahlsystem Orderbird. Der Versicherungssektor war jedoch von der Maschmeyer Group, zu der unter anderem die Investmentgesellschaft Seed & Speed gehört, bislang ausgeklammert worden. „Ich wollte nach dem AWD-Verkauf einfach nicht unter den Generalverdacht kommen, ‚er kann es einfach nicht lassen‘“, begründete der Hannoveraner seine Zurückhaltung. Doch damit ist es nun vorbei.

Für die Zukunft kündigte Maschmeyer an, vor allem in Neugründungen aus der Finanz- und Versicherungsbranche investieren zu wollen. „Viele Banken haben geschlafen, und die Versicherungen sind spät dran. In diesem Sektor werden uns potenzielle Digitalisierungssieger überraschen, wir werden disruptive Geschäfte sehen“, sagte Maschmeyer bereits jüngst in einem Interview. Zugleich dämpfte er die Erwartungen an schnelle Verkäufe und Exits. „Die Zeit, in der Konzerne strategische Investments eingehen, obwohl das Unternehmen noch hohe Verluste macht, ist weitgehend vorbei. Deswegen warten zurzeit viele ab“, so Maschmeyer. Anders als börsennotierte Start-up-Investoren wie Rocket Internet könne er jedoch in Ruhe abwarten, bis der Preis für den Verkauf stimme, sagte Maschmeyer.

Maschmeyers Team analysiere an die tausend Firmen pro Jahr – dieses Volumen könne kaum eine Versicherungsgesellschaft alleine stemmen, erklärte er seinen Vorteil gegenüber etablierten Firmen auf dem Kongress. Auch sollten Digitalisierungsinitiativen innerhalb von Konzernen nicht „drei langjährigen 55-jährigen Mitarbeitenden aus der IT überlassen werden” – junges Denken sei gefragt. Es ist eine Spitze gegen ältere Mitarbeiter, die allerdings nicht einer Prise Ironie entbehrt. Maschmeyer ist selbst nämlich sogar 58 Jahre alt – allerdings dürften ihm nur wenige das junge Denken absprechen.

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