Cash machen Großaktionär Fredriksen verlässt Tui

Überraschung: John Fredriksen, der mit dem erklärten Ziel bei Tui eingestiegen war, den Konzern zu zerschlagen, macht nun Kasse. Das Management deckt sich deshalb selbst mit Aktien ein, dennoch sackt der Kurs stark ab.

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Er nutzte nun die Chance des stark gestiegenen Aktienkurses, um größtenteils aus Tui auszusteigen: John Fredriksen. Quelle: Reuters

Frankfurt/ Hannover Europas größter Reisekonzern Tui verliert einen seiner größten Aktionäre: Der norwegische Reeder John Fredriksen verkaufte am Donnerstag den Großteil seiner Aktien für mehr als eine halbe Milliarde Euro. Die im MDax gelisteten Tui-Titel brachen daraufhin um mehr als sechs Prozent ein.

Die 39,7 Millionen Papiere wurden nach Angaben der US-Investmentbank Goldman Sachs, die den Verkauf organisierte, zu je 13,13 Euro platziert. Das entspricht einem Abschlag von 4,5 Prozent zum Schlusskurs vom Mittwoch. Fredriksen machte sich mit dem Verkauf von 15,7 Prozent an Tui den zuletzt kräftig gestiegenen Aktienkurs zunutze und strich insgesamt 521 Millionen Euro ein. Er bleibt mit 4,4 Prozent an Tui beteiligt.

Für Tui markiert der Ausstieg eine Zeitenwende: Fredriksen – der eine der größten Tankerflotten der Welt betreibt – war vor gut fünf Jahren im großen Stil bei der Traditionsfirma eingestiegen. Sein erklärtes Ziel war, Tui zu zerschlagen und sich die Schifffahrtssparte Hapag-Lloyd unter den Nagel zu reißen. Der Versuch brachte ihm viel Streit mit dem damaligen Tui-Vorstandschef Michael Frenzel ein. Frenzel entkam der Zwickmühle mit einem Strategieschwenk, in dem er Tui einzig auf Tourismus ausrichtete – die Beteiligung an Deutschlands größter Reederei Hapag-Lloyd wurde zurückgefahren. Der streitbare Norweger steckte daraufhin in der Sackgasse und konnte sein Paket an Tui auch nicht auf den Markt werfen, da der Kurs eingebrochen war.

Dass Fredriksen nun die Gelegenheit nutze und angesichts des Höhenflugs der Tui-Papiere – in den vergangenen zwölf Monaten stieg der Kurs um mehr als die Hälfte – verkaufe, sei nicht überraschend, erklärte Friedrich Joussen, Nachfolger von Frenzel an der Unternehmensspitze. „Der Ausstieg ist strategisch sehr konsequent“, schrieb er in einem Brief an die Mitarbeiter. Und für die Anleger habe der Rückzug mittelfristig sogar Vorteile und biete neue Perspektiven. „Natürlich ist der Weg dahin nicht ganz risikolos, wenn sich einer der Anker-Aktionäre verabschiedet“. Doch: „Unser Ziel ist eine Firma, die sich am Markt finanzieren kann“, sagte Joussen nach dem überraschenden Rückzug. „Damit werden sich künftig fast 66 Prozent unserer Aktien im Streubesitz befinden, was die Liquidität in der Tui-Aktie am Kapitalmarkt deutlich erhöhen wird.“ Für eine Chance, wieder in den Dax aufzusteigen, reicht das allerdings nicht.

Zudem nutzt der spanische Hotelbetreiber Riu den Teilrückzug Fredriksens, um seinen Anteil an dem deutschen Reisekonzern aufzustocken. Riu werde seine Tui-Beteiligung auf acht Prozent von sechs Prozent aufstocken, sagte Joussen. Auch er selbst stecke Geld in das Unternehmen und werde für 500.000 Euro Aktien kaufen. Daneben hätten Finanzchef Horst Baier und Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Mangold zugesagt, jeweils 250.000 Euro zu investieren. „Dies ist ein klares Bekenntnis von Vorstand und Aufsichtsrat in unseren Turnaround und in die Zukunft der Tui.“ Zudem bleibt dem Konzern sein größter Aktionär vorerst erhalten: Der russische Milliardär Alexej Mordaschow hält weiter 25 Prozent an Tui.

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