Chancen und Risiken Alle 30 Dax-Aktien im Check

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Siemens, ThyssenKrupp, Volkswagen

Alle Dax-Aktien im Härtetest

Siemens - Option auf den Dax

Die Aktie hat 2013 18 Prozent zugelegt, fast exakt so viel wie der Dax. Seit der neue Chef am Ruder ist, legte die Aktie zwar deutlich schneller zu als unter dem Vorgänger Peter Löscher, doch Joe Kaeser muss liefern: Anleger erwarten nicht weniger als die Abspaltung schwach rentabler Bereiche. Einen teuren Klotz wurde Siemens mit Osram 2013 los, doch die Gesamtrentabilität lässt noch zu wünschen übrig. Konkurrenten wie GE, ABB und Schneider Electric schaffen deutlich mehr Gewinn aus dem Umsatz. Aber nicht für alles findet sich ein solventer Käufer, und nicht immer ergibt eine Abspaltung Sinn. So erwirtschaftet etwa die Abteilung Power Grid Solutions zwar nur eine karge Gewinnmarge von sechs Prozent. Doch der Bereich hat auch Zukunftspotenzial und benötigt dafür Investitionen. Auf Dauer sinnvoll oder nicht – die Aktie bekäme kurzfristig wohl einen Schub durch weitere Abspaltungen. Strategisch ist die Sache schwieriger. Schon einmal, 1998 bis 2001, forderten Analysten die Zerschlagung; Siemens sollte nur noch IT und Telefon machen. Exakt diese Bereiche sind inzwischen tot – gut, dass das damalige Management nicht auf die Excel-Akrobaten hörte. Auch ohne weitere Spinoffs muss die Aktie kein Underperformer bleiben: Zöge die Konjunktur noch mehr an, vor allem in China, dann wäre Siemens eine Kaufoption auf den Dax. Bewertung und Rationalisierungserlöse haben Luft nach oben. Schlecht wäre ein Abschwung: Wegen seiner finanziellen Trägheit (hohe Fixkosten, dünne Margen) schlüge der bei Siemens voll ins Kontor.

ThyssenKrupp - Stahlharte Wette

Auf elf Prozent hat der schwedische Finanzinvestor Cevian mittlerweile seinen Anteil an ThyssenKrupp hochgeschraubt. Damit dürfte er einen Sitz im Aufsichtsrat bekommen und wird seine Macht bei dem Stahlkonzern weiter ausbauen – auch auf Kosten der Krupp-Stiftung, die mit 23 Prozent mittlerweile nicht mehr über die Sperrminorität verfügt. Cevian spekuliert darauf, dass sich aus dem Industrieriesen (mit wahrscheinlich 40 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2014) mehr herausholen lässt als der aktuell gedrückte Börsenwert (knapp zehn Milliarden Euro). Immerhin, eine weltweite Konjunkturerholung käme Thyssen mit seinen Geschäftsschwerpunkten Stahl, Autozulieferung, Anlagen und Aufzüge zugute und könnte 2014 erstmals wieder zu einem kleinen Nettogewinn führen. Allerdings drücken fünf Milliarden Euro Schulden, drohende Unsicherheiten wegen Kartellbelastungen und eine mögliche Zahlung in dreistelliger Millionenhöhe, wenn Thyssen nach dem Willen der EU-Kommission die Befreiung von der Ökostromumlage wieder zurückgeben müsste. Für schwache Nerven ist die Aktie nichts, doch wer wie Cevian mehrere Jahre Durchhaltevermögen hat, kann eine Spekulation wagen.

Volkswagen - Sparen bringt Gewinn

Nach der Einführung des modularen Querbaukastens, mit dem für verschiedene Marken des VW-Konzerns gleiche Teile verbaut werden, erwarten Analysten weiter steigende Gewinne durch Einsparungen. VW selbst spricht von einem Einsparpotenzial bis zu 20 Prozent – 2014 dürfte es voll zum Tragen kommen. Zuletzt zeigte sich aber das Risiko dieser effizienten Produktionsstrategie: Die Wolfsburger mussten weltweit 2,6 Millionen Autos zurückrufen – wegen technischer Probleme, die gleich mehrere Marken wie Skoda, Volkswagen, Seat und sogar Audi betrafen; 260 Millionen Euro dürfte die Aktion kosten. Überragend sind die Aussichten für 2014 nicht mehr: Die Marktlage in Europa ist zwar vielversprechend. Das Highlight des Jahres, der neue Passat, kommt aber erst im November auf den Markt. Genau beobachten sollten Anleger, was bei Audi passiert, die im Novemberabsatz hinter BMW und Mercedes zurückfielen. Der US-Markt erholt sich, allerdings sind die VW-Modelle in Nordamerika schon etwas angestaubt. Gegen Produktoffensiven wie von Daimler könnte VW etwas zurückfallen. Hoffen lassen weitere Synergien aus der Porsche-Übernahme, Ertragssteigerungen der Finanzsparte und die immer noch sehr niedrige KGV-Bewertung des drittgrößten Autobauers der Welt.

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