Chemieaktie unter Druck Düstere Aussichten für Evonik-Anleger

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Gute Chancen, aber verschleuderte Anteile

BASF, Lanxess und Evonik im Kennzahlen-Check

Die Evonik-Aktie hat gute Chancen, bald in den Nebenwerteindex MDax aufzusteigen. Eigentlich sind alle Voraussetzungen erfüllt, dass Evonik, auch im Vergleich zu anderen Chemiewerten im Dax und MDax, an der Börse eine gute Figur macht. Doch Evonik ist alles andere als ein normales Papier. Schon 2007, so der Plan von Werner Müller, der Evonik von 2003 bis Ende 2008 als Vorstandschef leitete, sollte der Börsengang gestemmt werden. Ende 2007 wurden Morgan Stanley und die Deutsche Bank als Konsortialführer mandatiert – zu spät. Denn 2008 rutschten die Märkte im Zuge der eskalierenden Finanzkrise ab.

Müller verschob den Börsengang und beschaffte Bares für die Stiftung und ihre ewigen Lasten über einen Finanzinvestor: Im Juni 2008 bekam die britische CVC 25,01 Prozent von Evonik – zum Finanzkrisenpreis von nur 2,4 Milliarden Euro. Laut Berechnungen der WirtschaftsWoche (Ausgabe 24/2008) war Evonik mit der Tochter Steag (Energieerzeugung) und der Wohnimmobiliensparte damals zwar rund 16,6 Milliarden Euro wert. Müller handelte bei CVC-Mitbegründer Steve Koltes nur einen Wert von 9,6 Milliarden Euro aus. CVC bezahlte gut 40 Prozent oder 1,75 Milliarden Euro weniger als die 4,15 Milliarden, die der 25-Prozent-Anteil bei einer Bewertung wie in Normalzeiten hätte erzielen können.

Deshalb knallen in London bei den nur einen Steinwurf vom Savoy Hotel entfernt residierenden Briten die Korken. CVC kassiert nun kräftig ab. Die Rechnung:

  • Gut 1,2 Milliarden Euro an eigenem Kapital brachte CVC 2008 auf.
  • Weitere knapp 1,2 Milliarden Euro stellte vor fünf Jahren ein Konsortium aus acht Banken zur Verfügung – Bank of Ireland, Calyon, Lloyds TSB, Mediobanca, Raiffeisen Zentralbank und die Landesbanken WestLB, LBBW und Helaba.
  • Grob geschätzt um die 150 Millionen Euro zahlte CVC dafür an Zinsen, etwa 30 Millionen pro Jahr. CVC profitierte immens von sinkenden Zinsen.

Auf 50 Millionen mehr oder weniger an Zinsen kommt es hierbei gar nicht an. Denn die Performance sieht glänzend aus:

  • Seit ihrem Einstieg kassierten die Briten 463,7 Millionen Euro an Dividenden.
  • Seit Ende Februar hat CVC rund 7,25 Prozent an Evonik verkauft. Gemessen an dem zuletzt erzielten Preis von 32,20 Euro je Aktie, kassierte CVC gut 1,125 Milliarden Euro – also schon annähernd das ursprünglich eingesetzte Eigenkapital.
  • Das restliche Paket ist zu aktuellen Kursen 2,66 Milliarden Euro wert.

Inklusive der vereinnahmten Dividenden kommt das CVC-Paket auf einen Wert von 4,25 Milliarden Euro – fast exakt so viel, wie von der WirtschaftsWoche bereits 2008 errechnet. Seinen Eigenkapitaleinsatz als entscheidende Größe für Finanzinvestoren hat CVC nach Abzug der 1,2 Milliarden Schulden bis heute um gut 150 Prozent gesteigert. Jeder Zuwachs der Evonik-Aktie um auch nur einen Prozentpunkt erhöht die Performance des noch verbliebenen CVC-Aktienpakets um 26,6 Millionen Euro.

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