Chemieaktie unter Druck Düstere Aussichten für Evonik-Anleger

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RAG-Stiftung braucht Milliarden

Über welche Dividenden im Dax wann entschieden wird
Herbert Hainer, Adidas CEo Quelle: AP/dpa
Passanten gehen an den Allianz-Fahnen vorbei Quelle: dapd
BASFAm 26. April findet die Hauptversammlung von BASF statt. Dort wird über eine Dividende von 2,60 Euro abgestimmt. Das entspricht 3,8 Prozent Dividendenrendite. Quelle: dpa
Bayer Quelle: dapd
BeiersdorfVon Beiersdorf ist nach der Hauptversammlung am 18. April eine Dividende in Höhe von 70 Cent je Aktie zu erwarten. Das entspricht einer Dividendenrendite von 1 Prozent. Quelle: APN
BMWDer Autohersteller will an seine Aktionäre in diesem Jahr 2,50 Euro pro Aktie ausschütten. Hierbei beträgt die Dividendenrendite 3,6 Prozent. Die Dividende gibt es nach der Hauptversammlung am 14. Mai. Quelle: dpa/dpaweb
CommerzbankDer Aktienkurs im Keller, die geplante Kapitalerhöhung wird den Anteil der bestehenden Aktionäre an der Bank stark verwässern, und nach der Hauptversammlung am 19. April wird die Commerzbank voraussichtlich keine Dividende zahlen. Das Aktionärstreffen birgt reichlich Zündstoff. Quelle: dapd

Die Notwendigkeit, Geld einzusammeln, ist jedenfalls groß. Das Halten und Abpumpen von Grubenwasser, die Behebung von Bergbauschäden an Häusern und Straßen und Wegen, aber auch für die Entgiftung von Grund und Boden ist sehr teuer: Von 2018 an, nachdem es im Ruhrgebiet zum letzten Mal „Glück auf!“ geheißen haben wird, werden pro Jahr geschätzt 200 bis 250 Millionen Euro an Kosten anfallen.

Dafür, das erwartet die RAG-Stiftung aktuell, müsste eine Summe von acht bis zehn Milliarden Euro auf den Konten liegen. Sollte die Inflation aber zukünftig höher liegen als aktuell, dann stiegen auch die Verpflichtungen. So taxierte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Ewigkeitskosten in einem früheren Gutachten auch schon mal auf gut 13 Milliarden Euro.

Es gibt Orte entlang der Ruhr, zum Beispiel in Essen, da ist der Boden um gut 30 Meter abgesackt. Selbst direkt neben dem Haus des Krupp-Testamentsvollstreckers Berthold Beitz im feinen Ortsteil Bredeney senkt sich der Boden eines Trampelpfades am Krupp-Wald so stark ab, dass der Weg gesperrt werden musste: „Achtung Bergschäden!“

Geordneter Rückzug

800 bis 1000 Meter tief unter der Erde stürzen immer wieder sehr alte, bereits seit Jahrhunderten stillgelegte Stollen ein. Gleichzeitig steigt der Grundwasserspiegel in nicht gefüllte Räume. In früheren Zeiten dachte noch niemand an die Folgen dieser ausgekohlten, längst verlassenen Hohlräume. Die Kumpel ließen sie einfach so, wie sie waren, oben wurde der Deckel draufgesetzt, und dann übergaben sie das verlassene Bergwerk der Natur.

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Das geht heute bei einem geordneten Rückzug aus dem Steinkohlebergbau nicht mehr. Die Bergwerke sind zu groß, um sie zu versiegeln und einfach zu vergessen. „Auf Ewigkeit“, so sagen es die Bergleute, fallen Kosten an, die Bergwerke vor dem Einsturz zu bewahren. Würden die großen Bergwerke kollabieren oder im Grundwasser ersaufen, würde sich über Tage eine Katastrophe anbahnen. „Solange das Ruhrgebiet keine Seenplatte werden soll, müssen die stillgelegten Zechen des Steinkohlebergbaus leergepumpt werden“, so formuliert der im vergangenen Herbst abgetretene, frühere Chef der RAG-Stiftung Wilhelm Bonse-Geuking, treffend das Problem – und beziffert die Kosten der Daueraufgabe auch gleich: „Das kostet aktuell etwa zwei Euro pro Kubikmeter Wasser.“

Schon jetzt wird gepumpt, was das Zeug hält. An der Emscher, einem Zufluss des Rheins, arbeiten an die 200 Pumpen unter Tage und verhindern, dass das Ruhrgebiet schiffbar wird. Und die Anzahl Bergbaugeschädigter, die bei der RAG ihre Ansprüche anmelden, wächst.

Was auf die RAG im Ruhrgebiet zukommt, lässt das Beispiel Saarland ahnen. Den Saarbergbau machte die RAG schon im Juni vergangenen Jahres komplett dicht. Kurz vor Ende einigte sich die RAG mit Bürgern, die ihre Schäden wegen Kohleförderung anmeldeten, auf eine Zahlung von sieben Millionen Euro. Etwa 17.000 Eigentümer oder Mieter von Häusern bekamen Pauschalbeträge für Schäden zwischen 2004 und 2008. Damit war ein jahrelanger Streit begraben, der sich an Entschädigungen bei Bergbauschäden entzündete. „Das wird nicht die letzte Zahlung gewesen sein“, heißt es aus dem Umweltministerium in Saarbrücken, „denn solche Schäden wird es über den stillgelegten Zechen immer wieder geben.“ Und ein NRW-Politiker sekundiert: „Im Ruhrgebiet steht der RAG-Rechtsabteilung ein sehr viel höheres Klagevolumen ins Haus.“

Das soll indirekt Evonik-Chef Klaus Engel tragen, mit seiner noch 49-prozentigen Kraftwerksbeteiligung Steag, die er bald für 600 Millionen Euro an die Ruhrgebiets-Kommunen verkaufen will. Und mit einem beträchtlichen Immobilienvermögen, das nun zwischen Evonik, der Stiftung, der alten RAG Aktiengesellschaft und der Evonik-Pensionskasse hin- und hergeschoben werden soll.

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