Cost Averaging Ein Effekt verpufft an der Realität

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Anleger werden zum Narren gehalten

Ein Beispiel mag belegen, wie unterschiedlich der Cost Average-Effekt wirken kann und warum Aktienfondssparer sich nicht der Illusion hingeben sollten, am Ende des Sparprozesses sei alles paletti. Angenommen, ein Anleger investiert über die Zeit von neun Jahren jeweils 100 Euro in einen Aktienfonds, dessen Anteilspreis von 10 Euro zu Beginn über die Stationen 20, 30 und 40 Euro auf 50 Euro steigt, aber danach in denselben Schritten wieder auf 10 Euro zurückfällt. Die jeweiligen Beträge seien Jahresdurchschnitte. Der Anleger erhält für seine 100 Euro also am Anfang 10, beim nächsten Mal 5, danach 3,33, später 2,5 und am Ende des Aufwärtstrends nur noch 2 Anteile. Während des Abwärtstrends wiederholt sich alles in umgekehrter Reihenfolge, sodass unser Anleger schließlich über 43,66 Anteile verfügt.

Ein anderer Anleger investiert in einen Aktienfonds, dessen Anteilspreis zu Beginn 50 Euro kostet und danach in denselben Schritten wie beim ersten Anleger auf 10 Euro fällt, um schließlich wieder ebenso sukzessive auf 50 Euro zu steigen. Der zweite Anleger verfügt am Ende nur über 35,66 Anteile; das sind im Vergleich zum ersten Anleger 8 Anteile weniger. Daraus folgt: Der Cost Average-Effekt kann Anleger ganz schön, wahlweise unschön, zum Narren halten.

Wenn der Fondskauf intuitiv zustande kommt

Wissenschaftler lassen denn auch kaum ein gutes Haar an ihm. Zum Beispiel haben Thomas Langer und Niels Nauhauser dem Effekt an der Uni Mannheim einen kritischen Beitrag gewidmet, in dem sie ihm „keine praktische Relevanz“ bescheinigen und behaupten, seine Wirkung basiere auf einem „Denkfehler“. Ein Fazit der beiden lässt ahnen, warum der Effekt im Geschäft der Fondsanbieter dennoch eine gewisse Rolle spielt: „Die Popularität des Cost Averaging ergibt sich vor allem durch seine gut vermittelbare Intuition.“ Und in der Tat, wer die Internetseiten der Fondsgesellschaften durchstöbert, stößt immer wieder auf intuitive Argumente von der Art „Im billigen Einkauf liegt der Gewinn“ - ein Verkaufsargument, mehr nicht, merken Kritiker dazu an.

Das hält die Anbieter indes nicht davon ab, das Cost Averaging zu forcieren. Waren es früher in erster Linie die traditionellen Fondsgesellschaften, die es anboten, um über laufende Mittelzuflüsse zu verfügen, so sind es jetzt praktisch alle großen Banken und Sparkassen einschließlich der rührigen Direktbanken, die neben gemanagten Fonds – zum Teil mit geringem oder keinem Ausgabeaufschlag – auch so manchen börsengehandelten Indexfonds mit dem Kürzel ETF (Exchange Traded Fund) im Programm haben.

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