DAB Contest Comeback der Energieaktien?

Die Energiewende hat RWE und Eon in den vergangenen Jahren dramatisch schrumpfen lassen. Mutige Vermögensverwalter spekulieren auf das Ende der Talsohle – und haben damit in diesem Jahr bislang Recht behalten.

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Ein Fischteich ist vor der Kulisse der Kühltürme eines Braunkohlekraftwerkes zu sehen: Die Aktien von RWE und Eon sind möglicherweise Turn-Around-Kandidaten. Quelle: dpa

Düsseldorf Die RWE-Aktie hat Anlegern in diesem Jahr viel Freude bereitet. Seit Jahresbeginn hat das Papier mehr als 30 Prozent an Wert zugelegt. Nicht schlecht für einen Titel, der in den vergangenen Jahren vor allem im dramatischen Sinkflug unterwegs war. Von historischen Höchstständen ist das ehemalige Dax-Schwergewicht zwar nach wie vor Lichtjahre entfernt, aber für den Moment läuft es wieder runder bei den Essenern.

Schwierige Jahre mit Milliardenabschreibungen liegen hinter dem Konzern, das Unternehmen hat Kosten gesenkt, hinzu kommt die Aussicht auf einen Klageerfolg bei der Brennelemente-Steuer, eventuelle Entschädigungen in Milliardenhöhe sowie die Einigung mit dem Bund im Atomstreit. Michael Dutz von der Chemnitzer Vermögensverwaltung Adlatus nennt weitere Gründe für die gute Kursentwicklung: „Dazu zählt neben der allgemein guten Lage am deutschen Aktienmarkt die Erwartung steigender Strompreise“, sagt Dutz, der am jährlichen Vermögensverwalter-Contest des Online-Broker DAB BNP Paribas teilnimmt. Das Handelsblatt berichtet als Medienpartner über den Wettbewerb.

Dutz hält die RWE-Aktie seit Jahresbeginn in seinem Musterdepot. „Kurstreiber waren außerdem die Erwartung künftiger Dividendenanhebungen und die Meldung, dass die Stadt Dortmund erwägt, Aktien zuzukaufen.“ Die Kommunen zählen zu den größten Anteilseignern des Unternehmens. In den vergangenen Jahren hatte RWE wegen der Kürzung von Dividenden von ihnen viel Kritik einstecken müssen.

Alles in allem sprach RWE-Finanzchef Markus Krebber bei der Quartalsbilanz am Montag dieser in Essen dennoch von einem guten Start ins Jahr. Die Aktie legte um mehr als drei Prozent zu.

Die Energiewende in Deutschland hat allen großen Stromkonzernen in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht, der Niedergang der RWE-Aktie von fast 100 Euro vor der Finanzkrise auf zwischenzeitlich unter zehn Euro im Jahr 2015 veranschaulicht die Zeitenwende. Nun setzen Anleger darauf, dass die Talfahrt nicht ewig dauern kann. Mittlerweile notiert die Aktie nach einigen starken Monaten immerhin wieder bei 15 Euro. Neben

Branchenführer RWE haben die Vermögensverwalter auch den Rivalen Eon ins Visier genommen, die grundlegenden äußeren Rahmenbedingungen sind bei beiden Unternehmen ähnlich. Beide versuchen einen Neuanfang, zudem entfachen die stark gesunkenen Börsenwerte beider Firmen immer wieder Übernahmephantasien. „Beide Werte sind Turnaround- Kandidaten im Dax mit Kurspotential von 50 Prozent“, sagt Dutz, der auch Eon-Aktien im Musterdepot hielt. Von Eon hat sich der Vermögensverwalter allerdings aus taktischen Gründen wieder getrennt. Im Umfeld der Wahlen in Frankreich wollte er die Liquidität im Depot erhöhen, so blieb nur RWE als aussichtsreicherer der beiden Titel im Depot.


Kein Risiko mehr bei Atomkraftwerken

Der Aktienkurs des Unternehmens mit Sitz in Düsseldorf hat in diesem Jahr zwar längst nicht so stark wie der der Konkurrenz aus Essen zugelegt, dennoch hat Eon seine Fans. Thomas Retzlaff von der Hallertauer Vermögensmanagement etwa gibt Eon den Vorzug und hält die Aktie in seinem Musterdepot. Einer der Gründe dafür sind die unterschiedlichen Strategien der beiden Unternehmen für die Sparten mit konventionellen und erneuerbaren Energien: Eon hat sein traditionelles Geschäft mit dem Betrieb von Gas- und Kohlekraftwerken in das Tochterunternehmen Uniper ausgelagert und konzentriert sich auf erneuerbare Energie. Allein die Abwicklung der Atomenergie verbleibt auf politischen Druck im Mutterunternehmen.

RWE geht den umgekehrte Weg: Die börsennotierte Tochter Innogy hat im vergangenen Jahr das grüne Geschäft übernommen und fungiert als Dividendenlieferant für die Mutter RWE, die sich auf das traditionelle Stammgeschäft konzentriert. „Ich denke, dass der Weg von Eon erfolgversprechender sein könnte“, sagt Retzlaff.

Eon erhofft sich von erneuerbaren Energien sichere laufende Einnahmen und treibt die Digitalisierung voran. Kürzlich hat das Unternehmen eine Kooperation mit Google bekannt gegeben, um den Vertrieb von Photovoltaikanlagen an Hauseigentümer spürbar zu vereinfachen und zu beschleunigen. „Ich denke, dass das schlimmste in den Kursen eingepreist ist und der Wert einen deutlichen Abschlag zum Buchwert beinhaltet“, sagt Vermögensverwalter Retzlaff.

„Das aktuelle Geschäftsmodell liefert einen gut kalkulierbaren positiven Cash Flow, der den Wert der Aktie untermauert. Politische Risiken sind zwar nach wie vor aufgrund der Willkür der Politik vorhanden, aber das größte Problem mit den Atomkraftwerken ist man immerhin los.“ Nach langen Diskussionen hatten sich die großen deutschen Atomkraftwerks-Betreiber im vergangenen Jahr mit dem Bund auf einen Kompromiss beim Atomausstieg geeinigt. Der kostet die Unternehmen zwar viele Milliarden Euro, dafür übernimmt der Bund aber das dauerhafte Risiko der Lagerung des Atommülls.

Auch Burkhard Wagner von Partners Vermögensmanagement hat die heimische Energiebranche im Blick, allerdings nicht einen der angestammten Großkonzerne, sondern die RWE-Tochter Innogy. „Die Aktie war beim Börsengang im vergangenen Jahr schon attraktiv bewertet, nach einer zusätzlichen kurzen Konsolidierung haben wir schließlich gekauft“, sagt Wagner. „Im Raum stand eine attraktive Dividendenrendite und die Einschätzung, dass Trump es doch nicht so ganz ernst gemeint haben kann mit seinem Ignorieren des Klimawandels.“

Für Innogy hat Trumps Politik durchaus Gewicht, das Unternehmen will das Geschäft mit erneuerbaren Energien in den USA massiv ausbauen. „Eine positive Gegenbewegung in Richtung Emissionspreis erschien auch deshalb wahrscheinlich“, sagt Wagner. Genau so kam es, der Vermögensverwalter rechnet nun mit weiterem Potential von rund fünf bis sechs Prozent. Treiber könnten die weiterhin hohe Ausschüttungsquote sein, sowie Spekulationen, dass sich französische Konkurrenten einkaufen.

Darauf will der Vermögensverwalter aber nicht mehr bauen – Wagner hat seine Innogy-Aktien inzwischen verkauft. „Der Kauf war eher trading-orientiert und nicht langfristig“, sagt Wagner. „Für ein nachhaltiges Investment ist uns die gesamte Lage im Energiesegment zu schwierig und zu politisch. Außerdem wollten wir unbedingt einen neuen Titel ins Depot aufnehmen und waren voll investiert.“ Gelohnt hat sich das Investment so oder so. Inklusive Dividendenzahlung hat Wagner mit der Innogy-Aktie seit dem Kauf im Januar 13,5 Prozent verdient.

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