Dark Pool Dunkle Welt der Aktien für Studenten

Bisher galten Dark Pools als Handelsplatz für Großanleger. Eine US-Handelsplattform will Studenten für die dunkle Nebenwelt des Aktienhandels begeistern. Das Start-up verspricht ein Abenteuer zu sehr geringen Gebühren.

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In Dark Pools können ebenfalls Aktien gehandelt werden. Quelle: Reuters

Frankfurt Dark Pool klingt im ersten Moment nach einem Ort, an dem sich alle bösen Machenschaften des Finanzmarktes vereinigen. Doch dunkel ist der außerbörsliche Handel nur mit Blick auf die Transparenz. Aber gerade hier versucht die Handelsplattform Ustocktrade mitzuspielen, die Studenten begeistern möchte. Jede Transaktionen kostet nur einen Dollar. Die monatliche Gebühr ebenfalls. Es ist eine Kampfansage für Konkurrenten wie Robinhood.com und Stockpile.com.  

Bei den sogenannten Dark Pools spielt das Parkett an der New York Stock Exchange keine Rolle mehr. Die Index-Tafel mit dem aktuellen Dax-Stand ist uninteressant. In den Nebenwelten der Börsen  werden Aktien in einem Paralleluniversum gehandelt, die Banken wie Credit Suisse, Barclays, UBS und Merrill Lynch bieten. Kein Einblick in die Orderbücher, kein Einfluss auf den Kursverlauf. Alle Handelsaufträge laufen anonym ab. Bisher war die Nutzung  dieser Dark Pools vor allem  für kapitalstarke Großanleger wie Versicherungen und Pensionsfonds attraktiv. Dort können sie abseits der regulierten Börsen Wertpapiere im großen Stil handeln, ohne dass das Konkurrenten auffällt und diese davon zu profitieren versuchen.

Das war gestern. Seit Anfang vergangenen Jahres gibt es mit Ustocktrade eine Handelsplattform, die auf eine etwas untypische Zielgruppe setzt: auf Studenten. Hier sollen  Aktien für jedermann zu geringen Kosten zugänglich gemacht werden.   Es wird kein Mindestguthaben verlangt und Überweisungen können meist innerhalb eines Tages ausgeführt werden. Mit diesem Angebot möchte Gründer des Startups Tony Weeresinghe die Studenten dazu bewegen, ihren Brokern den Rücken zu kehren und alle Wertpapiere über Ustocktrade zu handeln. Konkurrenten verlangen in den USA zwischen vier und sieben Dollar pro Handelsauftrag, da klingt ein Dollar pro Transaktion verlockend. 

Bisher machte es für Kleinanleger wenig Sinn, Dark Pools zu nutzen. Es ging darum, unerkannt Aufträge mit großem Volumen zu handeln. Doch Weeresinghe sieht in Dark Pools großes Potential  für Kleinanleger wie Studenten. Ustocktrade biete eine Möglichkeit über Handelsgewinne, Studiengebühren schneller begleichen zu können. Bei den hohen Studiengebühren, die in den USA vorherrschen, keine schlechte Idee. Die Internetseite (www.ustocktrade.com) versucht mit einem bunten, modernen und jugendlichen Design gerade junge Anleger anzusprechen. Aktuell machen Studenten etwa ein Fünftel der Nutzer von Ustocktrade aus. Ustocktrade ist derzeit nur für US-Amerikaner zugänglich: Man muss bei der Registrierung eine amerikanische Sozialversicherungsnummer vorweisen.

Der in Sri Lanka geborene Weeresinghe hatte 1996 die auf elektronische Handelssysteme spezialisierte  Firma MillenniumIT gegründet. Im Jahr 2009 verkaufte er das Unternehmen für 30 Millionen US-Dollar an die London Stock Exchange. Weeresinghe half der LSE Gruppe beim Aufbau ihres neuen Handelssystems Millennium Exchange und arbeitete bis 2014 als Manager bei der Börse. Danach gründete er Ustocktrade und baute die Handelsplattform auf.  Sich selbst sieht Tony Weeresinghe als Philanthrop. „Die ganze Idee ist es, Reichtum zu demokratisieren", erklärt der Gründer des Startups mit großen Worten. 

Das Handelssystem bietet direkten Handel ohne Broker als Mittelsmann an. Will jemand Wertpapiere, etwa BMW-Aktien verkaufen, findet sich idealerweise unter den Mitgliedern von Ustocktrade einer, der gerade diese Anteilsscheine kaufen will. Findet sich kein Käufer, wird der Auftrag  greift der sogenannte „Superuser“ zu. Hinter dem Supernutzer verbirgt sich niemand anderes als CEO Weeresinghe selbst. Dennoch verspricht die Firma, den besten Marktpreis bieten zu können. Doch er behält sich das Recht vor, in schwierigen Marktsituationen den Auftrag nicht auszuführen.  Das stört Regulierer und Anlegervertreter. „Die Struktur ist ziemlich unüblich im Handel der Kleinanleger", sagt Tyler Gellasch, Geschäftsführer der Healthy Markets Association und früher Syndikus bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC. „Ich möchte annehmen, dass die Regulierer eine ganze Mange Fragen dazu haben, wie die Firma ihre Interessenkonflikte handhabt." Doch das soll nur ein vorübergehender Zustand sein, bis viele Kunden dafür sorgen, dass alle Transaktionen abgewickelt werden. Auch die Abwicklung am selben Tag wird im Nutzungsvertrag nicht garantiert, wie auf der Startseite zuvor noch angepriesen. Sollte kein entsprechender Handel zustande kommen, wird der Auftrag einfach ausgesetzt.

Doch Weeresinghe glaubt fest daran, dass Studenten großes Interesse daran haben, an seinem Projekt teilzunehmen. „Die junge Generation ist viel abenteuerlustiger.“, sagt er. Neben dem Handel von Aktien und der Finanzierung der Studienkosten biete Ustocktrade auch noch ein Abenteuer. „Investoren sollten sich nicht als Laborratten für neue Finanzprodukte wie Handelsplattformen ausnutzen lassen.“, warnt jedoch Charles Rotblut, Vizepräsident der American Association of Individual Investors, einer gemeinnützigen Bildungs-und Recherchegruppe.  

Trotz aller Nachteile und Fragen, eines ist sicher: Die Profite sollen in eine Stiftung fließen, die Cainan Foundation. Sie wurde von Weeresinghe und seiner Frau gegründet, um benachteiligte Kinder zu unterstützen und Schulen in armen Gegenden zu bauen. Die Planungen für die erste Schule in Weeresinghes Geburtsland Sri Lanka laufen bereits. So lange noch Ustocktrade aber noch keine Profite abwirft, springen Weeresinghe und seine Familie ein und finanzieren die Stiftung. Wie lange wird das wohl sein?

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