„Privatanleger sollten sich an die regulierten Börsen halten“, empfiehlt daher Fey vom Aktieninstitut. Dies ist leichter gesagt als getan. Viele Banken und Online-Broker verfolgen eine „Best Execution Policy“: Sie führen Kundenaufträge, wenn der Kunde nichts anderes fordert, an jenem Handelsplatz aus, an dem ihrer Ansicht nach die besten Konditionen geboten werden. Den Privatanlegern ist oft gar nicht bewusst, dass ihre Order womöglich in einem Dark Pool landet. Wer dies verhindern will, müsste der Bank gegenüber ausdrücklich erklären, dass sein Auftrag nur auf Xetra oder einem anderen Handelsplatz seiner Wahl ausgeführt werden soll.
Sechs Jahre nach Inkrafttreten der Finanzmarktrichtlinie Mifid keimt bei vielen Experten der Verdacht, dass die Liberalisierung der Finanzmärkte entschieden zu weit ging. „Eigentlich müsste der gesamte Aktienhandel zurück an die regulierten Börsen“, fordert Bank-Professor Burghof von der Universität Hohenheim. Ausnahmen seien explizit zu begründen. „Hierzu könnte die diskrete Abwicklung von Großaufträgen gehören, um Marktverwerfungen zu vermeiden“, sagt Burghof. Dark Pools sollten sich also wieder auf jene Aufgabe beschränken, für die sie ursprünglich geschaffen wurden: die kursschonende Abwicklung von Block Trades.
In Australien und Kanada haben die Gesetzgeber den Schattenhandel bereits stark eingedämmt – mit der Folge, dass der Handel an Dark Pools drastisch zurückging. Ähnlich plant die EU im Rahmen von Mifid II eine schärfere Regulierung der privaten Handelsplätze. Auch die USA wollen mehr Transparenz an den Dark Pools schaffen. „Die Gesetzesinitiative in den USA geht in die gleiche Richtung wie der Vorschlag der EU-Kommission“, sagt Professor Kaserer von der TU München.
Dies ist ein gutes Zeichen: Angesichts der Vernetzung der Kapitalmärkte lassen sich die Dark Pools nur bändigen, wenn alle großen Industrienationen am gleichen Strang ziehen. „Wir begrüßen den Vorstoß im Rahmen von Mifid II, die Transparenz im Dark-Pool-Handel zu erhöhen“, sagt Magdalena Moll, Leiterin der Investor Relations beim Chemiekonzern BASF.
Kern der EU-Reform ist die Schaffung einer neuen Kategorie von Handelsplätzen, den „Organized Trading Facilities“ (OTF). Hierin sollen die bisherigen Dark Pools weitgehend aufgehen. „Die OTF sollen so konzipiert sein, dass sie möglichst vielen Marktteilnehmern offenstehen“, sagt Professor Kaserer.
Noch aber ist nicht klar, wie transparent die OTF wirklich sein werden. Sie sollen ja die Block Trades übernehmen, die ein Minimum an Verschwiegenheit verlangen. Zudem machen Großbanken, die Dark Pools betreiben, massiv Front gegen die Reform: Im EU-Parlament wurden bereits zwei alternative Vorschläge eingebracht, die Insidern zufolge von der Banken-Lobby beeinflusst wurden. Es bleibt also noch abzuwarten, ob das Regelwerk Mifid II, das frühestens 2015 in Kraft tritt, tatsächlich Licht in die finstere Unterwelt der Finanzmärkte bringt.