An den Finanzmärkten kehrt langsam wieder Normalität ein: Die Ausschläge der Kurse, die in der Krise im März auf extreme Niveaus gestiegen waren, nehmen weiter ab. Auch am wichtigen Markt für Staatsanleihen entspannt sich die Lage. In der akuten Krisenphase waren die Renditen dort erst drastisch gefallen, weil Anleger in Sicherheit geflohen sind. Anfang März hatte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen mit minus 0,9 Prozent ein Allzeittief markiert. Kurz darauf stiegen die Renditen heftig, weil die Sorge umging, dass sich die Staaten mit den finanziellen Corona-Rettungsmaßnahmen übernehmen.
Inzwischen haben Staaten und Notenbanken Investoren soweit beruhigt, dass sich auch die Anleiherenditen einpendeln. Zuletzt stieg jene für zehnjährige Bunds nur noch leicht auf etwa minus 0,3 Prozent – ein Entspannungszeichen.
Zugleich haben die Aktienmärkte am Dienstag ihre Erholung fortgesetzt. Sowohl Dax als auch S&P 500 und MSCI World legten kräftig zu. Sie sind damit nun an einem entscheidenden Punkt angelangt. Nach drastischen Kursverlusten wie im Februar/März gibt es im Anschluss klassischerweise eine Gegenbewegung, die etwa 40 Prozent des Verlusts wettmacht. So war es etwa im US-Index S&P 500 nach der Lehman-Pleite 2008 zu beobachten. Der Index verlor erst gut 500 Punkte, um in den Wochen danach rund 200 Punkte gutzumachen. Genau dieses Ausmaß von 40 Prozent hat nun auch die aktuelle Erholungsrally, im Falle des Dax und des Weltaktienindex MSCI World, fast erreicht, beziehungsweise im Fall des S&P 500 sogar leicht überschritten.
An eine solche Erholung schließt sich normalerweise eine zweite Abwärtsphase an, in der die Tiefpunkte des Bärenmarkts ausgelotet werden. 2008/2009 etwa gab der S&P 500 nach der Zwischenerholung noch einmal mehr als ein Viertel ab, bis er im März 2009 sein Tief erreichte. Dass es auch im Anschluss an die aktuelle Erholungsrally erneut zu so einer zweiten Abwärtsphase kommt, ist wahrscheinlich. Die große Frage ist, wie tief sie reichen wird. Im geimpften Corona-Depot stellen wir uns weiter darauf ein, dass die Tiefstände aus dem März im Jahresverlauf zumindest noch einmal getestet werden und halten an krisenresistenten Aktien fest.
Am Dienstag kostete das allerdings Rendite, weil das Depot gegenläufig zum Markt fiel und damit erstmals seit Start Mitte März knapp hinter der Wertentwicklung des MSCI World liegt.
Was lief gut?
Einziger größerer Gewinner im Depot war der US-Börsenbetreiber Nasdaq. Die Aktie hat damit beinahe wieder ihr Niveau vom Jahresanfang erreicht, während die Aktienmärkte insgesamt nach wie vor deutlich im Minus notieren. Interessant ist eine historische Parallele: Schon während der Finanzkrise lag die Aktie nach dem ersten Absturz relativ schnell wieder vor dem Gesamtmarkt und hielt sich dann, als die zweite Phase des Abverkaufs einsetzte und der Markt insgesamt kräftig fiel, relativ konstant. In der aktuellen Situation bleibt sie auch deswegen besser im Portfolio.
Was lief schlecht?
Die meisten Aktien im Depot, wie etwa Drägerwerk, Gilead oder Teamviewer, die sich im Crash gut hielten, gaben am Dienstag weiter ab. Auch der französische Pharmakonzern Sanofi zählte zu den Verlierern, hatte aber immerhin eine spannende Geschichte zu bieten. Die „New York Times“ hatte am Montag berichtet, dass Donald Trump und Personen aus seinem Umfeld an Sanofi beteiligt sind. Der Präsident habe „einen kleinen finanziellen Einsatz“ im französischen Konzern. Das ist heikel. Denn der US-Präsident hat in den vergangenen Wochen immer wieder den Einsatz von Chloroquin gegen das neue Coronavirus befürwortet, obwohl ein medizinischer Nutzen bisher nicht nachgewiesen ist, sondern es lediglich anekdotische Evidenz gibt. Sanofi vertreibt Chloroquin unter dem Markennamen Quensyl als Medikament gegen Malaria und Schmetterlingsflechte. Der Aktie bringt die Diskussion zumindest ein wenig Aufmerksamkeit. Sie bleibt ebenfalls im Depot. So sieht das Portfolio nun aus:
Name ISIN | Bestand (in Stück) | Einstandskurs (in Euro) | aktueller Kurs (in Euro) | Differenz (in Prozent) | Bestand (in Euro) |
Drägerwerk DE0005550636 | 20 | 51,2 | 74,4 | 45,30% | 1.488,00 |
Euronext NL0006294274 | 22 | 68 | 72,55 | 6,70% | 1.596,10 |
Gilead US3755581036 | 24 | 63,5 | 67,82 | 6,80% | 1.627,68 |
LEG DE000LEG1110 | 15 | 97,46 | 98,8 | 1,40% | 1.482,00 |
Nasdaq US6311031081 | 18 | 83,68 | 94,88 | 13,40% | 1.707,84 |
Sanofi FR0000120578 | 20 | 76,58 | 83,75 | 9,40% | 1.675,00 |
Spotify LU1778762911 | 14 | 110 | 114,16 | 3,80% | 1.598,24 |
Swiss Prime Site CH0008038389 | 17 | 91,55 | 82,65 | -9,70% | 1.405,05 |
Take Two Interactive US8740541094 | 15 | 99,42 | 112,5 | 13,20% | 1.687,50 |
Teamviewer DE000A2YN900 | 56 | 27 | 35,49 | 31,40% | 1.987,44 |
Vonovia DE000A1ML7J1 | 34 | 43,99 | 44,74 | 1,70% | 1.521,16 |
Kasse | 1.883,97 | ||||
Summe | 19.659,98 | ||||
Veränderung seit Einstand (in Euro) | 1.664,23 | ||||
Veränderung seit Einstand (in Prozent) | 8,50% | ||||
zum Vergleich: MSCI World (Euro) | 9,60% |
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