Dax-Ausblick Alle Augen auf die Deutsche Bank

Bewahrheiten sich Medienberichte über die geringen Strafzahlungen für das Institut, könnte der Börsenspuk ein schnelles Ende nehmen. Wenn nicht, wird es ungemütlich auf dem Parkett, der Freitag war dann nur Vorgeschmack.

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Ist die in den Medien kolportierte Summe von 5,4 Milliarden Dollar belastbar? Quelle: AP

Düsseldorf Die Deutsche Bank bleibt auch in der kommenden Woche das bestimmende Thema an den Märkten. Anleger hatten dank ihr am Freitag eine wahre Achterbahnfahrt erlebt. Die Angst, immense Strahlzahlungen an das US-Justizministerium könnten die Rücklagen übersteigen und damit für erheblich Probleme bei der größten Bank des Landes sorgen, hatte die Märkte zutiefst verunsichert – manch einer sah die Anfänge einer Bankenkrise. Die Papiere der Deutschen waren zeitweise um bis zu neun Prozent auf ein neues Allzeittief eingebrochen, konnten sich aber wie der Gesamtmarkt deutlich erholen und gar im Plus aus dem Handel gehen.

Doch damit ist die Sache noch lange nicht vom Tisch. Die überraschende Nachricht von einer niedrigen Strafzahlung hatte kurz vor dem Gang ins Wochenende für eine imposante Kehrtwende auf dem Parkett gesorgt. Deutsche-Bank-Aktien schlossen am Freitag ganze sechs Prozent höher, der Dax beendete den Handel ein Prozent fester bei 10.511 Punkten. Einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP zufolge, muss die Deutsche Bank wegen der Mauscheleien im US-Hypothekengeschäft statt der zuerst aufgerufenen 14 Milliarden Dollar nur 5,4 Milliarden zahlen.

Noch ist dies nicht von anderer Stelle bestätigt, die Märkte indes setzten dennoch zum Wiedereinstieg an. Ganz entscheidend für die Causa Deutsche Bank ist jetzt, ob die Summe, die verkraftbar scheint für Deutschlands Nummer eins, bestätigt werden kann. Davon wird auch abhängen, ob der Dax sich wieder seinem Jahreshoch von 10.802 Punkten nähern kann, oder in der angespannten Situation die 10.000-Punkte-Marke testet.

Die vergangenen zwei Wochen haben eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig Vertrauen für die Bankenbranche ist. Nicht nur das Bank-Management hatte Ruhe angemahnt, auch viele Experten sprachen von einer deutlichen Überreaktion. „Das Gespenst einer neuen Bankenkrise geht an den Finanzmärkten um“, beschrieb es Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets bildhaft. Und es gibt nichts, was das mehr Parkett bibbern lässt, als eine Bankenkrise. Es reichte die Nachricht, dass einige Hedgefonds Gelder bei der Deutschen Bank abgezogen haben, um eine erste Panik loszutreten.

Mit dem starken Freitag konnte der Dax seine Wochenverluste auf ein Prozent eingrenzen. Im September ging es insgesamt 0,7 Prozent runter, womit die Börsenweisheit vom ersten Herbstmonat als schlimmstem Monat des Jahres dieses Mal keine Bestätigung fand. In diesem schwierigen Jahr 2016 war der September der vierte Monat mit Verlusten, dieses fielen aber sehr gering aus. Mit der neuen Handelswoche beginnt nicht nur ein neuer Monat, sondern auch das Schlussquartal des Jahres 2016. Und das letzte Trimester könnte sich durchaus turbulent gestalten – denn es tritt ein neues Stolperstein auf den Plan, so wie ein alter Bekannter.


Der Donald, die Hillary und die Janet

Denn mehr und mehr macht sich der Einfluss eines Themas bemerkbar. Der US-Wahlkampf hat spätestens mit dem ersten TV-Duell seiner heiße Phase erreicht. Und nachdem die US-Zinswende erst mittelfristig abgehandelt scheint, sieht man die zunehmende Reaktion der Börsen auf die Wahlen. Jörg Krämer von der Commerzbank meint, das „Risiko Trump“ dürfte die Volatilität steigen lassen. Investoren sehen die angekündigten Reformen des republikanischen Kandidaten Donald Trump kritisch. Seine demokratische Herausforderin Hillary Clinton steht dagegen für Kontinuität. Zwar steht diese Woche kein spezieller Termin auf dem Plan – das zweite von dreien TV-Duellen findet am 10. Oktober statt. Aber Börsianer warten gespannt auf die ersten Umfragewerte nach dem TV-Duell.

Spätestens zum Wochenausklang haben die Märkte Grund genug, sich wieder dem ewigwährenden Thema des Jahres zu widmen – den US-Zinsen. Hatten die Nachrichten um die Deutsche Bank die diffuse Sorge einer möglichen Bankenkrise entstehen lassen und die Fed-Thematik aus den Schlagzeilen gedrängt, meldet sich diese mit dem monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag zurück.

Der konjunkturelle Höhepunkt der Woche ist deswegen so entscheidend, weil die US-Notenbank ihre Geldpolitik maßgeblich von der Situation auf dem Beschäftigtenmarkt abhängig macht. Und dieser zeigt sich in starker Verfassung. „Das Vollbeschäftigungsziel der Fed ist nahezu erreicht“, meint etwa Commerzbank-Stratege Bernd Weidensteiner.

Experten rechnen mit 176.000 neugeschaffenen Stellen im September außerhalb der Landwirtschaft. Nach 151.000 Jobs im August dürfte die weltgrößte Volkswirtschaft weiter an Fahrt aufgenommen haben. Sollten die Zahlen die Erwartungen erfüllen, rückt eine Erhöhung der Leitzinsen einen weiteren Schritt näher. Die Weltbörsen waren aus Unklarheit über das Zinsumfeld in den vergangenen Wochen größtenteils auf der Stelle getreten. Nachdem sich Fed-Chefin Janet Yellen und ihr Führungszirkel in der Septembersitzung erneut ein Stillhalten auferlegten, dürfte der früheste Zeitpunkt für eine Zinserhöhung der Dezember sein. In der Novembersitzung des zuständigen Offenmarktauschusses rechnet niemand mit einer Kursänderung. Eine Woche vor den US-Wahlen am 8. November möchte sich kein Notenbanker vorwerfen lassen, Einfluss auf das Rennen um das Weiße Haus genommen zu haben.


Schwergewicht wagt Börsengang

Auch andere Daten geben unter der Woche Aufschluss über die Konjunktur in den Staaten. In den vergangenen Wochen war der Input überraschend oft hinter den Erwartungen geblieben, was auf einen Knick in der Dynamik deutet. Dies hatte die Anleger zunächst gefreut, bedeutet dies doch, dass die Notenbank das Geld weiterhin billig hält und damit für steigende Kurse an den Aktienmärkten sorgt. Fallen die Zahlen nun erneut schwach aus, dürften wohl langsam Konjunktursorgen auf den Plan treten. Ein Muster, das in den vergangenen Monaten nicht selten zu Tage trat. Am Montag steht der Einkaufsmanagerindex an, zudem kommt der ISM-Konjunkturindex.

Für Deutschland steht am Montag ebenfalls der Markit-Einkaufsmanagerindex an, auch wenn die Anleger aufgrund des Feiertags erst am Montag reagieren werden können. Am Donnerstag erreicht die Auftragseingänge der Industrie die Märkte. Am Mittwoch stehen die Einzelhandelsumsätze der Eurozone auf der Agenda. Mit Schwung oder Gegenwind aus China ist diese Woche nicht zu rechnen, in der „goldenen Woche“ dürfen sich Beschäftigte über eine ganze arbeitsfreie Woche freuen.

Unter den Einzelwerten erregt auch die zweite große Bank an der Börse viel Aufmerksamkeit – die Commerzbank. Während sich die Nummer eins der Branche mit einem Plus ins Wochenende retten konnte, zog die Commerzbank einsame Kreise als Schlusslicht sowohl im Dax als auch im europäischen Bankenindex. Die CoBa kündigte einen Abbau von knapp 10.000 Stellen an, was einem Fünftel der Belegschaft entspricht. Chef Martin Zielke setzt sein Augenmerk beim Umbau des Instituts auf das Privatkundengeschäft. Hier sollen zwei Millionen Neukunden bis 2020 gewonnen werden. Eine Strategie, die nicht ganz ungefährlich ist. Am Dienstag lädt die Commerzbank zum Investorentag, um den eingeschlagenen Kurs zu präsentieren.

Zum Wochenausklang darf der deutsche Aktienmarkt dann auch noch ein Neumitglied begrüßen – und bei dem handelt es sich nicht um ein Leichtgewicht. RWE bringt am Freitag seine Ökostromtochter Innogy aufs Parkett. Mit der Emission wollen die Essener bis zu fünf Milliarden Euro einsammeln, was der größte Börsengang in Deutschland seit dem Jahr 2000 wäre. RWE schaut auf das Geld, zeigt sich der Versorger doch arg gebeutelt von der Energiewende. Die Aktien stoßen bisher auf reges Interesse, RWE hatte die Spanne auf zwischen 32 und 36 Euro pro Papier gesetzt.

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