Dax-Ausblick Alle Augen auf Frankreich

Wenn die Märkte tatsächlich künftige Entwicklungen vorwegnehmen, dann dürfte der Sieger der Frankreich-Wahl bereits feststehen: der europafreundliche Emmanuel Macron. Falls nicht, haben Experten tröstende Worte parat.

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Der sozialliberale Kandidat für die französische Präsidentenwahl, Emmanuel Macron (M), winkt zu seinen Anhänger zu. Er gilt als Favorit bei der Wahl am heutigen Sonntag. Quelle: dpa

Düsseldorf An den Märkten gilt als sicher, dass der europafreundliche Emmanuel Macron bei der Stichwahl um die französische Präsidentschaft am Sonntag über Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National triumphiert. So verhalf der Optimismus der Investoren dem deutschen Börsenbarometer Dax am Freitag zu einem weiteren Kursplus von 0,6 Prozent und damit zu einem neuen Höchststand von 12.717 Punkten. Der Pariser Leitindex CAC 40 stieg um 1,1 Prozent auf 5.432 und erreichte damit den höchsten Stand seit mehr als neun Jahren. „Die Finanzmärkte haben die französische Präsidentschaftswahl bereits gebührend gefeiert“, kommentiert die Helaba.

Der Euro notierte nahe eines Sechs-Monatshochs bei 1,10 Dollar. Die Gemeinschaftswährung dürfte ihren Höhenflug in der kommenden Woche ebenfalls fortsetzen. Und die Risikoprämie der zehnjährigen französischen Staatsanleihen sind gegenüber der Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit von zeitweise über 70 Basispunkten auf unter 50 Basispunkte auf Normalniveau zurückgefallen. Doch wenn der Sieger der Stichwahl laut Marktreaktionen bereits feststeht, kann es noch zu Überraschungen kommen, warnt die Helaba.

So sei auffällig, dass sich im Gegensatz zur Präsidentenwahl 2002 diesmal nicht alle ausgeschiedenen Bewerber hinter den Kandidaten gestellt haben, der gegen den Front National antritt. „Die Märkte haben sich klar auf einen Wahlsieg Macrons eingestellt. Ein Sieg Le Pens würde die Börsen und den Euro eiskalt erwischen“, betonte Stratege Robert Greil von Merck Finck gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Macron geht am Sonntag auch laut Umfragen als Favorit in die Stichwahl. Die sehen den linksliberalen Börsenliebling 24 Prozentpunkte vor seiner rechtsextremen Rivalin Le Pen, die Frankreich aus der Euro-Zone führen will. Für den Fall, dass die Prognosen

so wie bei der US-Wahl und dem Brexit-Votum doch falsch liegen und bei Börsenöffnung am Montagmorgen Macron nicht als Wahlsieger feststehen sollte, hat Invesco-Chefökonom John Greenwood tröstliche Worte für die dann voraussichtlich von Verlusten gebeutelten Aktionäre auf Lager: „Kurzfristige politische oder protektionistische Schocks werden den globalen Aufschwung nicht stoppen.“

An der Wall Street herrscht ebenfalls noch immer Euphorie, die am Freitag durch den kräftigen Aufschwung am US-Arbeitsmarkt noch einmal zusätzlich belebt wurde. Die Arbeitslosenquote war in den USA in den vergangenen zehn Jahren noch nie so niedrig wie jetzt.


Rekordjagd des Dax geht wohl weiter

Die Freude über die Aktienkurse sei allerdings zu groß, meint die US-Notenbank Fed. Sie befürchtet eine Überhitzung der Wirtschaft. Der Zuwachs an Arbeitsplätzen müsse in den kommenden Jahren auf ein „tragbareres Tempo“ gedrosselt werden, sagte der Chef der Federal Reserve von San Francisco, John Williams. Die guten Arbeitsmarktzahlen sprechen aus seiner Sicht für zwei bis drei weiteren Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr.

In den USA sind nur noch 4,4 Prozent der Menschen ohne Arbeit. Die nächste Zinserhöhung wird von Experten im Juni erwartet. Die Liechentsteiner VP Bank ruft der US-Notenbankchefin Janet Yellen zu, sie tue gut daran, weiter an der Zinsschraube zu drehen. „Eine Zinserhöhung im Juni sollte mit dem heute veröffentlichten Arbeitsmarktbericht in trockenen Tüchern sein.“

Ebenfalls beschäftigen wird die Märkte in dieser Woche der Austritt der Briten aus der Europäischen Union – zumal die britische Notenbank am Donnerstag ihren Zinsentscheid bekanntgibt. Die Experten von HSBC erwarten angesichts des schwachen Wachstums auf der Insel, dass der Leitzins bei unverändert 0,25 Prozent bleibt.

In Deutschland könnten gute Konjunkturdaten die Kurse weiter in Richtung 13.000 Punkte treiben. Am Montag veröffentlicht Deutschland die Auftragseingänge im März, einen Tag später die Industrieproduktion und die Handelsbilanz im gleichen Monat. Am Freitag folgen die jüngsten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt. In den USA schauen Anleger am gleichen Tag auf den Einzelhandelsumsatz.

Derweil stehen auch weiterhin die Quartalsberichte im Fokus. Im Laufe der Woche geben Börsenschwergewichte wie die Commerzbank, Münchener Rück und Eon (jeweils Dienstag), sowie Deutsche Telekom (Donnerstag) und Allianz (Freitag) ihre jüngsten Quartalszahlen bekannt. In Frankreich werden die Zahlen von Vivendi und Credit Agricole erwartet. Ausblicke auf die künftige Geschäftsentwicklung werden sicherlich auch auf den Hauptversammlungen von Volkswagen, Hochtief, SAP, BMW und BASF gegeben werden.

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