Dax-Ausblick Datenfutter für die Notenbanker

Am Freitag ging es an den Börsen beschaulich zu. Ab Montag müssen Anleger hellwach den Worten der Notenbanker lauschen – es stehen wichtige Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten an. Was die Börsen bewegen wird.

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Blick in den Frankfurter Handelssaal: Ab Montag ist Schluss mit der Beschaulichkeit. Quelle: dpa

Düsseldorf Advent, Advent. Am Freitag herrschte bereits vorweihnachtliche Ruhe an den Aktienmärkten. Zum Schluss ging der Dax mit 10.699 Punkten und damit einem Mini-Plus von 0,01 Prozent aus dem Handel. Der müde Handel ist nicht verwunderlich. Marktbewegende Nachrichten gab es nicht – und die Amerikaner wollten ohnehin einen Tag nach Thanksgiving an der Börse nicht so richtig mitmischen.

Lieber shoppen hieß ihre Devise, weswegen die Wall Street auch bereits um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit den Handel einstellte. Dahinter steckt der „Black Friday“, an dem der US-Einzelhandel die Konsumenten mit Rabatten in die Geschäfte lockt – und die Kunden nehmen es dankbar an.

Was an diesem Tag geschieht betrifft auch die Börse – und nicht nur die in den USA, denn auch in Deutschland liefern sich Einzelhändler an diesem Wochenende Rabattschlachten, insbesondere Möbelhäuser. Anfang nächster Woche wird es erste Einschätzungen darüber geben, wie locker den Deutschen der Euro in diesem Jahr sitzt, was für die Anleger in Konsumwerten und Einzelhandelstiteln schließlich nicht unerheblich ist. Harte Fakten zu den Einzelhandelsumsätzen gibt es am Mittwoch vom Statistischen Bundesamt in einer Rückblende auf den Oktober.

Die Unternehmensberichte zum dritten Quartal sind abgefeiert – deshalb wird kein deutsches Unternehmen in der nächsten Woche besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Doch es gibt andere Möglichkeiten, Interesse zu wecken: Etwa wenn man bestreikt wird, wie die Lufthansa. Es wird, so hat die Pilotengewerkschaft es jedenfalls angekündigt, nicht der letzte Streik in der aktuellen Tarifauseinandersetzung sein. Die Aktie bleibt also weiter unter Druck.

Ab Montag ist Schluss mit der Beschaulichkeit, auch wenn es an Unternehmensberichten mangelt. Dafür können sich die Anleger auf die Interpretation der Konjunkturdaten konzentrieren – und darauf, was die Notenbanker sagen. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), spricht am Montag vor dem Wirtschaftsausschuss des Parlaments der Europäischen Union. Vielleicht umschreibt Draghi dort noch einmal mit seinen Worten, wann das Ende der Anleihekäufe kommen könnte.

Andere haben das vor ihm getan. Vor zehn Tagen hatte EZB-Direktor Yves Mersch gesagt, es sei zwar noch zu früh, um über ein Ende der lockeren Geldpolitik zu sprechen. Doch der Zeitpunkt rücke näher, an dem über eine Änderung der Strategie gesprochen werden könne. Am Freitag ließ EZB-Ratsmitglieds Yannis Stournaras die Öffentlichkeit über Bloomberg-TV wissen, dass die EZB noch weit von einem Abschmelzen ihrer Anleihenkäufe entfernt sei. Die nächste geldpolitische Sitzung der EZB findet am 8. Dezember statt.


Letzte oder neue Zweifel?

Am Dienstag veröffentlicht das Statistische Bundesamt den vorläufigen Verbraucherpreisindex für den Monat November. Einen Tag später folgen die Daten für den Einzel- und Großhandelsumsatz im Oktober. Am gleichen Tag kommen aus Nürnberg die Arbeitsmarktdaten für den November und aus Brüssel erfahren Interessierte, wie sich die Verbraucherpreise in der Euro-Zone im November entwickelt haben.

Daten, die Draghi gewiss interessieren werden. Vor allem die Entwicklung der Verbraucherpreise könnte der Diskussion um die EZB-Geldpolitik neue Impulse geben. Die Bank HSBC deutet an, dass die gute Beschäftigungslage in den kommenden Monaten Forderungen nach Lohnwachstum begünstigt und andere Indikatoren dafür sprechen, dass die Unternehmen planen, ihre Preise zu erhöhen. Die Folge wären höhere Inflationsraten – also das, was Draghi mit seiner lockeren Geldpolitik erreichen will. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass im nächsten Jahr die von der EZB ausgegebene Zielmarke von zwei Prozent Inflation erreicht wird.

Für einen Aufreger an der Börse waren in der Vergangenheit auch die Einkaufsmanagerindizes aus China gut, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Was Caixin für China kann, kann Markit für Europa. Auch am Donnerstag kommt der Einkaufsmanagerindex Industrie für die Euro-Zone und Einzelstaaten, darunter Deutschland und Großbritannien.

In Europa wird über das Ende der lockeren Geldpolitik gerätselt, in den USA ist sie schon zu Ende und alle wären überrascht, wenn die Notenbank Fed die Zinsen am 14. Dezember nicht erhöhen würde. Letzte Zweifel beiseiteschieben oder neue schüren kann der Arbeitsmarktbericht November für die USA, der am Freitag veröffentlicht wird.

Für die DZ-Bank sind der Arbeitsmarktbericht aus den Vereinigten Staaten und die Inflationsdaten für den Euro-Raum zwei Tage zuvor die Höhepunkte der kommenden Woche. Die Bank HSBC verweist in ihrem Ausblick darauf, dass die Fed zuletzt hervorgehoben habe, dass es lediglich weniger weiterer Zeichen für eine Konjunkturstabilisierung bedürfe, um die Leitzinsen zu erhöhen.

Die HSBC-Analysten sehen diese Zeichen am Freitag kommen – sie gehen von einer zunehmenden Dynamik beim Stellenaufbau in den USA aus. „Vor diesem Hintergrund dürfte es für die Notenbank ein leichtes sein, im Dezember einer Erhöhung der Fed Funds Rate um 25 Basispunkte zu begründen“, schreiben die Experten.

Und dann gibt es ja noch einen Familienunternehmer, der die Börse nun schon Woche für Woche aufmischt: Donald Trump. „Jede Spekulation über potenzielle Minister ist relevant, jeder Nebensatz in Interviews wird auf die Goldwaage gelegt“, beschreibt die Helaba die Wirkung des kommenden US-Präsidenten. Die Landesbanker sind sicher, dass sich das auch so schnell nicht ändern wird, denn: „In der Berichtswoche (bis 2. Dezember) wird es sicherlich Neuigkeiten von Donald Trump geben, wir wissen nur noch nicht welche.“

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