Dax-Ausblick Die Bullen sind los

Der Dax hat die 8.000 Punkte geknackt. Analysten überschlagen sich mit euphorischen Prognosen. Notenbanken, niedrige Zinsen und eine anziehende Konjunktur sind der Motor. Doch Vorsicht, wenn an der Börse alle jubeln.

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Zwei kleine Plastikbullen vor der Dax-Tafel. „Das neue Rekordhoch ist nur eine Frage der Zeit.“ Quelle: dpa

Frankfurt An der Börse herrscht Jubelstimmung. Der Dax hat zum ersten Mal seit fünf Jahren die Marke von 8.000 Punkten geknackt. Nun träumen Börsianer bereits von weiteren Höhen. Ein neues Rekordhoch ist nur noch eine Frage der Zeit, sagt Folker Hellmeyer, Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank.

Aktienstrategen glauben ebenfalls, dass der Dax seine Rekordstände knacken wird. „Die Zutaten sind gegeben“, sagt Robert Halver, der das Kapitalmarktresearch der Baader Bank leitet und von der „Kraft der drei Herzen“ spricht: „Die Notenbanken pumpen immer mehr Geld in den Markt, die globale Konjunktur verbessert sich, und Portfolio-Manager müssen eigentlich zwangsläufig in Aktien investieren, weil sie mit anderen Anlagen fast nichts mehr verdienen.“

Der Dax war am Freitag bis auf 8002,98 Punkte gestiegen und hatte damit im Wochenverlauf fast vier Prozent gewonnen. Das bisherige Rekordhoch vom Sommer 2007 liegt bei 8151,57 Zählern. Der amerikanische Dow-Jones-Index hat bereits drei Tage in Folge neue Allzeithochs erreicht.

Von einer Krise in die nächste?

Die Gefahr für vorübergehende Rückschläge nehme damit allerdings zu, räumt Aktienstratege Tobias Basse von der NordLB ein. „Einige haben richtig gut verdient, da könnten Gewinnmitnahmen zum Thema werden.“ Grundsätzlich sei der Dax aber gut gepolstert. Historisch gesehen seien die Aktien nach wie vor preiswert, und anders als 2007 oder 2008 zeichne sich derzeit keine neue schwere Finanz- oder Wirtschaftskrise ab, ergänzt Carsten Klude von MM Warburg. Eine vergleichbare Talfahrt wie damals sei nicht zu erwarten.

„Immer wieder einmal wird es zwischendurch vorübergehende Korrekturen geben – wie jetzt auch im Februar. Dies ist jedoch ein gesunder Prozess, da dadurch eine Überhitzung der Märkte vermieden wird.“, schreiben die Analysten von Premium Pearls in ihrem Marktkommentar.

Doch die steigenden Kurse haben die Börsen nicht der gelösten Krise zu verdanken, sondern nur dem billigen Geld der Notenbanken. „Führt uns diese Politik womöglich aus der momentanen gleich wieder in die nächste Krise, weil das billige Geld blind vor neuen Risiken macht und damit den Weg für eine neue Blase eröffnet? Wir werden es vielleicht wissen, wenn die Höchststände am Ende als Ventil für eine schnelle Entladung der Börsen herhalten müssen.“, schreibt Torsten Gellert von FXCM in seinem Kommentar. Er selbst sehe die Lage allerdings nicht so pessimistisch.

An der Börse sind kaum noch Pessimisten zu finden. Nicht umsonst gilt an der Börse die Weisheit: Wette nicht gegen die Notenbanken.


Der amerikanische Patient: Wirtschaft

Angesichts der globalen Konjunkturhoffnung wird vor allem die Entwicklung in der weltgrößten Volkswirtschaft USA aufmerksam verfolgt. In den nächsten Tagen stehen etliche Daten an.

„Eine leicht steigende Industrieproduktion sowie eine etwas höhere Kapazitätsauslastung könnten sich als Indiz für eine zuletzt stärkere Investitionstätigkeit US-amerikanischer Unternehmen herausstellen“, schätzt Kapitalmarktanalyst Stefan Scheurer von Allianz Global Investors.

Daneben könnten die Entwicklung der Verbraucherpreise, der Frühindikator für die Geschäftstätigkeit des produzierenden Gewerbes im Staat New York und das von der Universität Michigan erfasste Verbrauchervertrauen die graduelle Erholung der US-Konjunktur bestätigen.

Auf europäischer Ebene dürfte vor allem das Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel am Donnerstag und Freitag genau verfolgt werden. Investoren erhoffen sich unter anderem neue Informationen rund um ein Hilfspaket für Zypern. Spannend wird zudem, ob eine Lockerung der Rückzahlungsbedingungen für die Hilfskredite an Portugal und Irland beschlossen wird.


Wie bewerten Unternehmen die Zukunft?

Hiesige Investoren werden auch die einlaufenden Geschäftsberichte genau studieren. Am Dienstag lädt die Münchener Rück zur Bilanzpressekonferenz. Nach der Gewinnsteigerung im vergangenen Jahr werden Anleger vor allem auf den Ausblick für 2013 achten. Daneben dürfte die Investment-Strategie des Rückversicherers im aktuellen Niedrigzins-Umfeld interessieren.

Eon informiert am Mittwoch über die Geschäftszahlen 2012. Anleger hoffen außerdem, dass sich der Versorger zur Expansion im Ausland äußert.

Volkswagen äußert sich am Donnerstag zum Geschäftsverlauf. Neben dem Ausblick wird vor allem interessant, wie weit die Verhandlungen mit MAN über den geplanten Beherrschungsvertrag gediehen sind. Anleger wollen wissen, wann VW das Abfindungsangebot für den LKW-Hersteller vorlegt. Am selben Tag gibt auch Lufthansa Einblick in ihr Zahlenwerk. Investoren interessiert besonders, ob mit weiteren Sparmaßnahmen zu rechnen ist, und welchen Ausblick die Fluggesellschaft für 2013 gibt.

Geldadel auf der Anklagebank

Hohe Aufmerksamkeit dürfte auch der Fortsetzung des Sal. Oppenheim-Prozesses gewiss sein. Am Donnerstag soll entschieden werden, ob das Verfahren gegen die einstige Führungsriege der Privatbank in der bisherigen richterlichen Besetzung fortgeführt und ob eine Erweiterung der Anklage zugelassen wird.

Die Staatsanwaltschaft wirft Matthias Graf von Krockow, Christopher von Oppenheim, Friedrich-Carl Janssen, Dieter Pfundt und dem Immobilienunternehmer Josef Esch vor, die Bank bei Immobilien-Geschäften geschädigt zu haben.

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