Dax-Ausblick „Die Stimmung kann jederzeit kippen“

Der Dax ist auf Rekordkurs, doch die nächste Woche könnte turbulent werden. Die Bilanzflut hält an. Erkenntnisse erhoffen sich Anleger zur US-Zinspolitik. Sprengkraft hat die erste Rede von Donald Trump vor dem Kongress.

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Der deutsche Leitindex pendelt um die Marke von 12.000 Punkten. Quelle: dpa

Düsseldorf Vorschusslorbeeren gab es an den Börsen reichlich, nun muss Donald Trump liefern. Am Dienstag wird der neue US-Präsident zum ersten Mal vor dem amerikanischen Kongress sprechen. Nach bislang sehr vagen Aussagen zu seiner Wirtschaftspolitik und diversen Steuerversprechen hoffen Anleger nun auf konkrete Aussagen. Trump sollte die Geduld der Aktionäre nicht weiter strapazieren, sonst könnte die Rally an den Börsen jäh enden, befürchten Experten. „Ein zu langes Vertrösten wird nicht gut gehen“, sagt beispielsweise Postbank-Experte Heinz-Gerd Sonnenschein. „Im Prinzip kann die Stimmung sonst jeden Tag kippen.“

Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein. Die Rede Trumps habe das Potenzial, die Kursschwankungen an den Märkten drastisch zu erhöhen, glaubt auch Analystin Kathleen Brooks von Cityindex. „Wenn Trump eine Rede ohne Kontroversen abliefert und mit dem Kongress eine Einheit bildet, dann könnte die Aktienrally weitergehen.“

Seit dem Wahlsieg Trumps Anfang November befinden sich die internationalen Aktienmärkte im Höhenflug - die Wall Street eilt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Seitdem haben der amerikanische Dow Jones und sein deutsches Pendant, der Dax, rund dreizehn Prozent zugelegt.

In der vergangenen Woche hat der deutsche Leitindex zeitweise wieder die 12.000er Marke übersprungen - zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren. Am Freitag gab er allerdings nahezu den kompletten Kursgewinn der vorangegangenen Tage wieder ab und schloss bei 11.804 Punkten.

Trump hatte vor rund zwei Wochen eine große Erklärung zur Steuerpolitik in naher Zukunft in Aussicht gestellt. Am Donnerstag hatte dann US-Finanzminister Steven Mnuchin Börsianern zusätzlich Wasser in den Wein gegossen: Die geplante Steuerreform werde noch vor der Sommerpause angekündigt. Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum würden ab 2018 spürbar. Gleichzeitig betonte Mnuchin, dass sich US-Präsident Donald Trump derzeit vor allem mit dem Thema Grenzsteuern beschäftige. Dies mache Investoren zusätzlich nervös, betonte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. „Eine Abschätzung der tatsächlichen Folgen für die Realwirtschaft und den Dollar sind äußerst kompliziert.“ 


Robuste Firmenbilanzen und solide Konjunkturdaten erwartet

Nicht nur die amerikanische Politik beschäftigt die Börsianer. Auch die Präsidentschaftswahlen in Frankreich könnten Aufwärtsbewegung ausbremsen. Umfragen zufolge wird Marine Le Pen die erste Runde am 23. April für sich entscheiden. Die Chefin des rechtsextremen Front National will ihr Land aus der Euro-Zone führen. „Die Politik beherrscht das Börsenjahr 2017“, kommentiert die Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest.

Rückenwind liefern den Börsen momentan positive Firmenbilanzen und robuste Konjunkturdaten. Dieses Fundament dürfte auch in der neuen Woche intakt bleiben, glauben die Analysten von Allianz Global Investors (AGI). Am Montag stehen in den USA die Auftragseingänge für langlebige Kapitalgüter an, gefolgt von den Frühindikatoren am Dienstag und dem ISM-Einkaufsmanagerindex zum verarbeitenden Gewerbe am Mittwoch. „Jene Indikatoren sollten eine leichte Beschleunigung der Konjunkturdynamik erwarten lassen, das sich auch in der zweiten Schätzung des Bruttoinlandsprodukts widerspiegeln dürfte“, heißt es bei AGI.

Weitere Erkenntnisse über die zukünftige US-Zinspolitik erhoffen sich Börsianer am Mittwoch vom Konjunkturbericht der Fed („Beige Book“). Investoren sehen die Chance für eine Zinserhöhung im März derzeit bei nur geringen 22 Prozent. Da die Notenbank Fed ihren Zielen der Vollbeschäftigung und einer Inflation von zwei Prozent bereits näher gekommen sei, dürfte das Tempo der Zinserhöhungen zunehmen, kommentierte die Commerzbank in ihrem Wochenausblick. „Wir erwarten 2017 zwei Anhebungen um jeweils 25 Basispunkte.“

Impulse kommen auch von Unternehmensseite. Knapp 40 Unternehmen veröffentlichen in der neuen Woche ihr Zahlenwerk – das entspricht immerhin dreizehn Prozent der Marktkapitalisierung des Euro Stoxx. Bei den deutschen Unternehmen wird am Dienstag Hochtief seine Bilanzen vorlegen, am Mittwoch folgen Rheinmetall und Klöckner. Am Donnerstag wird die Deutsche Telekom ihre Geschäftszahlen präsentieren. Der Bonner Konzern könnte dann Milliardenabschreibungen auf die Beteiligung am britischen Konkurrenten BT bekanntgeben. Auch Continental und Evonik gewähren Einblick in ihre Bilanz. Am Freitag folgt die Londoner Börse LSE. Noch ringt der Börsenbetreiber um grünes Licht für einen Zusammenschluss mit der Deutschen Börse.

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