Dax-Ausblick Eine Krise jagt die nächste

Amerikanische Fiskalklippe, europäische Schuldenkrise und Konjunktursorgen werden Anleger wohl auch in der kommenden Woche beschäftigen. Die abebbende Berichtssaison hat bisher einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

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Die Schuldenkrise der USA beschäftigt die Märkte weltweit. Quelle: Reuters

Düsseldorf Der Dax wird nach Ansicht von Aktienexperten auch in der neuen Woche keine großen Sprünge machen. Mit der erneuten Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten ist zwar eine Unsicherheit für die Finanzmärkte aus dem Weg geräumt. Der nächste Belastungsfaktor, nämlich die Haushaltsprobleme der USA, ist aber schon in den Vordergrund gerückt. Dazu gesellen sich eine Reihe von altbekannten Schwierigkeiten, wie die andauernde Euro-Schuldenkrise. Kein Umfeld also, das geschaffen wäre für deutliche Kursgewinne.

„In den Köpfen der Händler schwirren im Moment viele Sorgen umher: von der 'Fiskalklippe' in den USA über schwache Wirtschaftsdaten aus der Euro-Zone und das Warten auf Spaniens Hilfsantrag bis hin zur Finanzlage von Griechenland, wo es wieder spannend wird“, sagt Mike van Dulken, Leiter der Analyseabteilung bei Accendo Markets. Zurückhaltend ist auch Marktstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. „Der Dax könnte sich zwar von seinen jüngsten Verlusten etwas erholen, aber er wird sich wohl weiter seitwärts in der Spanne der vergangenen Wochen bewegen.“

In der vergangenen Börsenwoche hat der Dax rund drei Prozent verloren. Seit Anfang September ist der deutsche Leitindex in einem Kursbereich von etwa 7.100 bis knapp 7.500 Punkten gefangen. Innerhalb dieser Spanne kam es immer wieder zu größeren Kursausschlägen. „Der Markt springt von einem Bein aufs andere, je nachdem, was gerade im Vordergrund steht“, sagt Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank.

USA steuern auf „Fiskalklippe“ zu

Ein Faktor, der die Nervosität an den Märkten anheizt, ist das Haushaltsproblem der USA, die „Fiskalklippe“. Kann sich US-Präsident Barack Obama bis Januar nicht mit dem Senat und dem Repräsentantenhaus auf einen neuen Haushaltsplan einigen, laufen Steuererleichterungen aus und es drohen automatische Ausgabenkürzungen. Das könnte das ohnehin nur schleppende Wachstum der US-Wirtschaft abwürgen.

Bis dahin nehmen Börsianer die Konjunkturdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft genau unter die Lupe. Am Mittwoch werden Einzelhandelsumsätze erwartet, am Donnerstag steht der Konjunkturindex der Fed von Philadelphia an. Zwar dürfte der Hurrikan „Sandy“ einige Daten verzerrt haben, schreibt Ralph Solveen, Volkswirt bei der Commerzbank. „Wir sehen aber keine Gefahr für die moderate Konjunkturerholung.“

Konjunkturdaten aus Europa zeichnen kein gutes Bild. Die französische Industrieproduktion fiel im September überraschend deutlich, was Börsianer als Belastung hervorhoben. Nicht viel besser sah es in Italien aus, wenngleich der Produktionsrückgang hier minimal geringer ausfiel als befürchtet. Gute Daten aus der chinesischen Wirtschaft halfen dem Markt nicht. Die allgemeinen Sorgen, um eine schwächelnde Wirtschaft wurden damit wieder bestätigt.


Griechenland wird wohl weitere Chance bekommen

Am Montag wird wohl die Euro-Schuldenkrise in den Fokus der Anleger rücken. Dann treffen sich in Brüssel die Finanzminister der Euro-Gruppe. Ein Thema wird Griechenland sein. Aber wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag von Diplomaten erfuhr, wird dann noch nicht der endgültige Beschluss über die nächste Hilfszahlung für das Land entschieden werden. „In jedem Fall wird Griechenland eine weitere Chance bekommen, denn die Euro-Länder scheinen fest entschlossen zu sein, die Währungsunion zusammenzuhalten“, sagt Volkswirt Christoph Weil von der Commerzbank voraus.

Vom Sorgenkind Europas geht der Blick am Dienstag auf einen Musterschüler Europas. Dann wird der ZEW-Konjunkturbericht für Deutschland erwartet. Von Reuters befragte Analysten rechnen mit einem Anstieg des Indikators.

„Berichtssaison hinterlässt bitteren Nachgeschmack“

In der neuen Woche geht die Dax-Bilanzsaison in die letzte Runde. Bei zwei Dritteln der bisher vorgelegten Dax-Zwischenberichte entsprachen die Gewinne den Erwartungen der Analysten oder übertrafen sie sogar, wie aus Daten von Thomson Reuters Starmine hervorgeht. Nur gut ein Drittel verfehlte die Prognosen. „Allerdings“, merkt Rahn an, „haben viele Analysten vorher schon ihre Erwartungen reduziert.“ Dass die Bilanzsaison an den Märkten oft einen bitteren Nachgeschmack hinterließ, liegt Börsianern zufolge an den oft vorsichtigen, wenn nicht sogar pessimistischen Geschäftsausblicken.

Aus dem Dax legen in der neuen Woche die beiden Versorger E.ON (Dienstag) und RWE (Mittwoch) Ergebnisse vor. Außerdem stehen Zahlen von K+S (Dienstag), Infineon (Mittwoch), Merck (Donnerstag) und Henkel (Freitag) an.

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