Dax-Ausblick Fed-Sitzung im Fokus

Am Freitag schaffte der Dax noch einmal ein neues Jahreshoch. Die politischen Risiken haben die Anleger damit erst einmal beiseite gewischt. In der neuen Woche könnte allerdings die Fed die Stimmung trüben.

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Der künftige geldpolitische Kurs der amerikanischen Notenbank bestimmt in der nächsten Woche wohl das Börsengeschehen. Quelle: Reuters

Frankfurt Über die abgelaufene Handelswoche können Dax-Aktionäre nicht meckern. Mit 11.231 Punkten kletterte der deutsche Leitindex auf ein neues Jahreshoch. In den vergangenen Tagen stieg er mehr als sechs Prozent – so gut lief es schon lange nicht mehr.

Geholfen hat nicht zuletzt die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Geldpolitik weiterhin extrem locker zu halten. Zugleich scheinen Anleger die Risiken wie eventuelle Neuwahlen in Italien, die bald beginnenden Brexit-Austrittsverhandlungen und den Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump weitgehend auszublenden. „Aktuell stehen die Zeichen jedenfalls auf steigende Aktienkurse an den wichtigen globalen Aktienmärkten. Die politischen Sorgen sind – wenigstens für den Moment – beiseite gewischt“, schreibt DZ Bank-Analyst Frank Wohlgemuth. Hinweise auf schnellere Zinserhöhungen in den USA könnten die gute Laune aber dämpfen.

Auch wenn die Jahresschlussrally derzeit in vollem Gange ist – große Sprünge können Investoren mit Blick auf das Jahr 2017 wohl nicht erwarten. Die Aktienstrategen zeigen sich eher zurückhaltend und sehen den Dax in zwölf Monaten im Schnitt bei etwa 11.500 Punkten – also nur knapp über dem aktuellen Niveau.

Bevor der Jahreswechsel kommt, steht in der neuen Börsenwoche noch ein wichtiger Termin auf der Agenda: die Sitzung der US-Notenbank Fed am Dienstag und Mittwoch. Ein Jahr nach dem ersten Zinsschritt werden die Währungshüter rund um Fed-Chefin Janet Yellen wohl den zweiten beschließen – darüber sind sich die meisten Beobachter einig. Im Schnitt rechnen sie mit einer Anhebung des Leitzinses um einen Viertelprozentpunkt. Derzeit verharrt er in einem Korridor von 0,25 bis 0,5 Prozent.

Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner meint: „Die Finanzmärkte werden dies wohl rasch abhaken und sich dem mittelfristigen Ausblick zuwenden.“ Bei der Bestimmung von Ausmaß und Tempo der weiteren Zinsschritte werde die Finanzpolitik eine wichtige Rolle spielen. Die Wirtschaftspolitik der künftigen Trump-Administration sei zwar noch mit großen Unsicherheiten behaftet. „Es zeichnet sich aber ein allmählich zunehmender Zinsanhebungsspielraum ab.“

Sollte der designierte US-Präsident bei der Fiskalpolitik Gas geben und seine aggressiven Steuersenkungspläne umsetzen, würde sich der Inflationsdruck erhöhen. „Dies könnte dann schnellere Leitzinsanhebungen nach sich ziehen als von den Marktteilnehmern ursprünglich gedacht. Diese haben ihre Erwartungen bereits angepasst“, betont Weidensteiner. Konkret heißt das: Sollte die Fed am Mittwoch Hinweise auf zügigere Zinsschritte geben, könnte das die aktuelle Rally bremsen.


Nur wenige Firmenzahlen auf der Agenda

Die EZB wird ihre Anleihekäufe indes um neun Monate verlängern, aber das monatliche Kaufvolumen von 80 auf 60 Milliarden Euro reduzieren, wie die Notenbank am vergangenen Donnerstag mitgeteilt hatte. „Das ist der Beginn des erzwungenen Ausstiegs aus den Anleihekäufen. Aber leider dürfte die EZB die lockere Geldpolitik mit anderen Mitteln fortsetzen. Schließlich sind die Ursachen der Staatsschuldenkrise nicht gelöst; der Euroraum kommt nicht zur Ruhe“, meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Dennoch werde mit der Reduzierung des Kaufvolumens das Signal einer Rückführung des Kaufprogramms gegeben, wenngleich dies sehr zögerlichen vonstattengeht und Draghi es nicht als Tapering bezeichnet, meint Helaba-Analyst Christian Schmidt. „Der geldpolitische Rückenwind durch die EZB hält nach der jüngsten Verlängerung des Kaufprogramms an. Gleichzeitig verbessern sich die Wachstums- und Gewinnperspektiven“, ergänzt sein Kollege Markus Reinwand.

Nach EZB und Fed steht am nächsten Donnerstag dann auch der Zinsentscheid der Bank of England an. Experten erwarten aber keine Änderungen, nachdem die Notenbank den Leitzins im August gesenkt hatte. Damit sollen die wirtschaftlichen Auswirkungen des geplanten EU-Austritts der Briten abgefedert werden.

Neben den Notenbankentscheiden schauen die Anleger in der neuen Woche auch auf weitere Informationen zur konjunkturellen Lage. Am Dienstag veröffentlicht das ZEW mit seinem Index die Stimmung unter den deutschen Börsenprofis. Aus Großbritannien kommen Inflationszahlen. Am Donnerstag stehen in der Eurozone die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor auf der Agenda. In den USA könnten das Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von Philadelphia und die Verbraucherpreise am Donnerstag für Investoren interessant werden.

Neue Unternehmensdaten gibt es nur wenige. Am Montag meldet Fraport die Verkehrszahlen im November. Am Mittwoch berichten die MDax-Konzerne Aurubis und Metro über das Geschäftsjahr 2015/16. Am Donnerstag gibt es von den SDax-Firmen Bertrandt und Stabilus den Geschäftsbericht. KWS Saat, ebenfalls Mitglied in dem Kleinwerteindex, lädt seine Aktionäre zur Hauptversammlung. Am Freitag steht dann noch ein dreifacher Verfallstermin an den Terminbörsen an, der sogenannte Hexensabbat. Üblicherweise schwanken die Aktienkurse da relativ stark.

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