Dax-Ausblick Keine neue Chance für das Allzeithoch

Die politischen Risiken rücken an den Märkten stärker in den Mittelpunkt. Für den Dax wird es schwierig, eine neue Bestmarke zu erklimmen. Für die anstehende Quartalssaison sind die Analysten dennoch positiv gestimmt.

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Dass der Dax ein neues Allzeithoch erklimmt, scheint derzeit unwahrscheinlich. Grund: politische Risiken. Quelle: dpa

Frankfurt Noch am vergangenen Montag ist der Dax bis auf 15 Zähler an sein Allzeithoch herangerückt. Die 12.390 Punkte von April 2015 konnte der deutsche Leitindex aber noch nicht knacken. Stattdessen hat das wichtige Börsenbarometer im Wochenverlauf dann Verluste eingefahren. Der deutsche Leitindex verlor zum Wochenende 0,05 Prozent und endete damit auf seinem Tageshoch bei 12.225 Punkten.

Zwar hoffen viele Anleger darauf, dass der Dax in der neuen Handelswoche wieder einen Anlauf auf die Bestmarke startet. Doch diese ist erstmal wieder in die Ferne gerückt. „Es ist wenig wahrscheinlich, dass sich die gute Kursentwicklung der vergangenen Monate kurzfristig so fortsetzen wird“, meint DZ Bank-Analyst Michael Bissinger. Zwar hält er die mittel- bis langfristigen Rahmenbedingungen für Aktien weiterhin für gut. Sollte die Politik stärker in den Mittelpunkt treten, bestehe jedoch das hohe Risiko einer Konsolidierungsbewegung.

Dass diese Sorge nicht unbegründet ist, zeigte sich bereits zum Ende der vergangenen Woche – als das militärische Eingreifen von US-Präsident Donald Trump in Syrien Spuren an den Märkten hinterließ. „Mit dem US-Raketenangriff auf das syrische Militär droht die fragile geopolitische Lage noch unübersichtlicher zu werden“, so Marktexperte Ulf Krauss von der Helaba. An den Aktienmärkten seien die politischen Unsicherheiten bislang weitgehend ignoriert worden – dies könnte sich nun ändern. So waren denn auch sichere Häfen wie Gold gefragt: Am Freitagnachmittag kostete eine Feinunze 1266 Dollar, ein Plus von 1,2 Prozent.

Schuld für die etwas trübere Stimmung am Aktienmarkt bereits in den Tagen zuvor war aber auch die US-Notenbank Fed. Wie aus den jüngsten Sitzungsprotokollen hervorging, könnte Fed-Chefin Janet Yellen noch in diesem Jahr damit beginnen, die Bilanz der Notenbank zu reduzieren. Diese wurde durch die milliardenschweren Anleihekäufe der letzten Jahre auf umgerechnet über 4,2 Billionen Euro aufgebläht. Zuletzt hatte die Fed die Leitzinsen auch auf 0,75 bis 1,0 Prozent erhöht. Marktbeobachten rechnen derzeit mit bis zu zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr – trotz der überraschend schwachen Arbeitsmarktzahlen vom Freitag. So entstanden im März nur 98.000 neue Jobs, während Ökonomen mit 180.000 gerechnet hatten.

„Als gesicherte Tatsache gilt, dass höhere Zinsen über kurz oder lang Gift für Dividendenwerte sind“, erklärt Franz Wenzel, Anlagestratege bei Axa IM. In der Vergangenheit sei ein Anstieg der realen Renditen in den USA, also des nominalen Zinsniveaus abzüglich der Inflation, auf über 2,5 Prozent eine wichtige Hürde gewesen. Wurde diese überschritten, habe dies eher zu Marktkorrekturen geführt. „Auf der Basis heutiger Renditen sind wir von dieser Schallmauer aber noch ein ganzes Stück entfernt“, schränkt er seine Warnung ein.

Die Geldpolitik in der Eurozone sieht indes komplett anders aus. Hier dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte weiter mit Liquidität fluten. EZB-Präsident Mario Draghi hat in der abgelaufenen Woche klar gemacht, dass er noch keinen Anlass für eine Abkehr von der aktuellen Notenbankpolitik sieht. Daran dürften auch die in der neuen Handelswoche anstehenden Veröffentlichungen von Konjunkturdaten nichts ändern.


Die Termine der Woche

Aus dem Euroraum gibt es am Dienstag unter anderem Daten zur Industrieproduktion. „Wir gehen davon aus, dass diese nach dem starken Anstieg im Januar im Februar um 0,2 Prozent gegenüber Vormonat gestiegen ist“, prognostiziert Commerzbank-Experte Christoph Balz. Damit würde die Produktion im Januar und Februar deutlich über dem Durchschnitt des Schlussquartals liegen, was für ein etwas stärkeres Wirtschaftswachstum im ersten Quartal sprechen würde. Deutsche Anleger schauen am gleichen Tag auch auf die Stimmung unter den Finanzprofis, wenn das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) seine monatliche Umfrage zu den Konjunkturerwartungen veröffentlicht.

Am Karfreitag bleiben dann zwar die Börsen sowohl in Europa als auch in den USA geschlossen. Mit den US-Verbraucherpreisen und den US-Einzelhandelsumsätzen im März stehen dennoch wichtige Konjunkturdaten im Terminplan. Bislang hinken die harten Daten wie die Produktion in den USA deutlich hinter der sehr guten Stimmung in der Wirtschaft hinterher, wie Balz von der Commerzbank betont. Dieses Phänomen zeige sich auch bei den Konsumenten. So sei das Verbrauchervertrauen im März auf den höchsten Stand seit Ende 2000 gestiegen. Zugleich meldeten die Autobauer aber sinkende Absatzzahlen. „Womöglich spiegelt der gerade bei Anhängern der Republikaner zu verzeichnende Anstieg des Verbrauchervertrauens eine allgemeine Begeisterung über Trumps Wahlsieg wider, die sich nicht in konkreten Käufen niederschlägt“, sagt Balz. Die Commerzbank erwartet daher, dass die Inflationsrate im März gegenüber Februar um 0,1 Prozent auf 2,6 Prozent gesunken ist.

Von den Unternehmen können Anleger in der verkürzten Handelswoche dagegen nicht allzu viel erwarten. Üblicherweise starten die US-Unternehmen in die Quartalssaison. So veröffentlichen denn auch am Donnerstag die ersten Banken ihre Bücher – nämlich Citigroup, JP Morgan und Wells Fargo. Insgesamt sind die Analysten optimistisch, was die Entwicklung der Unternehmensgewinne in den USA betrifft. Für das erste Quartal rechnen sie im Schnitt mit einem Gewinnwachstum von 9,1 Prozent. Das wäre das stärkste Wachstum seit dem vierten Quartal 2011, wie DZ Bank-Analyst Michael Bissinger betont: „Der US-Markt handelt heute so teuer wie selten zuvor, so dass ein Anstieg der Unternehmensgewinne auch dringend vonnöten erscheint.“

Gespannt warten die Anleger auch schon auf die ersten Quartalsberichte aus Deutschland. Noch müssen sie sich allerdings etwas gedulden. Commerzbank-Aktienstratege Markus Wallner rechnet aber damit, dass die Berichtssaison der Dax- und MDax-Unternehmen positiv verlaufen wird. Darauf deuten die „positiven globalen Wirtschaftsdaten, anhaltendes Wachstum der M1-Geldmenge, anziehende Geschäfte in China und ein im Vergleich zum Vorjahresquartal niedrigerer Euro-Dollar-Kurs“ hin. Dies komme Unternehmen wie Infineon, Osram und Krones zugute, deren Ertrag trotz teilweiser Währungsabsicherung und Produktionskosten in Dollar bei einer steigenden US-Währung zulegt.

Nach Ostern dürften dann die anstehenden politischen Ereignisse wieder stärker in den Fokus rücken. Zur Monatsmitte steht in der Türkei das Referendum über das Präsidialsystem an, das Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan. noch mehr Macht einräumen soll. Am 23. April gehen zudem die Franzosen an die Wahlurne. Dann wird sich zeigen, ob es die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen tatsächlich in die Stichwahl im Mai schafft. Ralf Zimmermann, Aktienstratege vom Bankhaus Lampe, rät Anlegern, angesichts der kurzfristigen Risiken eher auf defensive Werte zu setzen. Neben den französischen Präsidentschaftswahlen nennt er überhöhte Erwartungen an die Konjunkturimpulse der US-Regierung und ein geringeres Wachstum in China.

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