Dax-Ausblick Notenbanken ertränken die Probleme

Die Geldschwemme der Zentralbanken spült die Sorgen der Anleger vom Tisch. Noch. Denn die Schuldenkrise kann sich jederzeit zurückmelden. Spannend wird es in der neuen Woche auch bei der Bilanzsaison.

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Ein kleiner Plastikbulle, Symbol für eine gute Börsenentwicklung. Börsianer gehen von steigenden Kursen aus. Quelle: dpa

Frankfurt Die Nachrichten sind nicht gerade voller Jubelmeldungen: Korea-Konflikt, Zypern und Italien in der Krise und Konjunkturdaten fallen enttäuschend aus. Trotzdem schaffte es der Dax in der alten Woche zu steigen. Und es wird nach Ansicht von Börsianern auch weiter aufwärts gehen. Zu groß sei die Macht der Notenbanken. „Die weit geöffneten Geldschleusen der Notenbanken dürften den Leitindex tendenziell weiter stützen“, sagt Tobias Basse, Aktienstratege der NordLB.

In den USA, Japan und Großbritannien stabilisieren die Notenbanken mit dem Ankauf von Staatsanleihen seit geraumer Zeit die Märkte. Vor allem die japanische Notenbank hatte zuletzt keinen Zweifel daran gelassen, dass die Märkte mit einer anhaltenden Geldschwemme rechnen können. Bei der US-Notenbank Fed mehren sich inzwischen zwar die Stimmen, die einen baldigen Ausstieg aus dem milliardenschweren Anleihenkaufprogramm fordern. „Aber selbst wenn es tatsächlich dazu kommen sollte, wird die Fed dabei sehr vorsichtig und marktschonend vorgehen“, sagt Basse.

Börsianer beschwören seit längerem neue Höchststände an der Börse. In den USA haben wir diese bereits gesehen. Der Dax ist dagegen mehr als 300 Punkte von seinem Allzeithoch entfernt.

Euro-Krise bleibt Dauerbrenner

Auch wenn der Aufwärtstrend im Dax intakt scheint, mit - zumindest kurzfristigen - Rücksetzern müssen Anleger in der neuen Woche rechnen, meinen Börsianer. Vor allem, wenn sich der Korea-Konflikt weiter zuspitzen sollte. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel wird immer angespannter seit einem Atomtest Nordkoreas Ende Februar und der Drohung der kommunistischen Führung mit einem Atomschlag gegen die USA. Die Vereinigten Staaten haben mit der Verlegung von Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen in die Region reagiert.

Aber auch in der Euro-Krise sei keine Ruhe absehbar, heißt es in einem Kommentar der Landesbank Berlin. Erst in der abgelaufenen Woche sorgte Zypern für Wirbel, weil das Finanzloch des klammen Insel-Staates mit 23 Milliarden Euro nun etwa sechs Milliarden Euro größer ausfällt als zunächst gedacht. Die Finanzminister berieten am Freitag in Dublin über die Details des zyprischen Rettungspakets.

Für Unsicherheit sorgt zudem Slowenien: Schon länger wird darüber spekuliert, dass das kleine Euro-Land wegen der Schwäche seiner Banken als sechster Staat Milliardenhilfen des Euro-Rettungsschirms braucht. Sollten sich die Marktbedingungen verschlechtern, sei dies möglich, hatte der Chef der zweitgrößten Regierungspartei Igor Luksic am Dienstag gesagt.


Bilanzsaison nimmt Fahrt auf

Die sich warm laufende Bilanzsaison in den USA dürfte in der neuen Woche ebenfalls für Gesprächsstoff sorgen. Unter anderem lassen sich Citigroup (Montag), Goldman Sachs, Intel, Yahoo (Dienstag), Bank of America (Mittwoch), Morgan Stanley und IBM (Donnerstag) in ihre Bücher schauen. „Vor den Zahlen herrscht große Unsicherheit, denn einige fürchten durchaus negative Überraschungen“, sagt Basse.

Hierzulande müssen die Investoren noch auf die große Zahlenflut warten. Vorerst wird nur SAP am Freitag Einblick in das erste Quartal geben. Dafür stehen zahlreiche Hauptversammlungen auf der Agenda, unter anderem laden Henkel (Montag), RWE, Beiersdorf (Donnerstag) und Commerzbank (Freitag) ihre Aktionäre ein.

An Konjunkturdaten mangelt es in der neuen Woche ebenfalls nicht. Am Dienstag steht der ZEW-Index zur Veröffentlichung an - einer Reuters-Umfrage zufolge dürften Anleger und Analysten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft etwas schlechter bewerten als zuletzt. Wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist, sollten neben den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe auch der Konjunkturindex der Notenbank von Philadelphia zeigen (Donnerstag). Zuletzt waren die Daten eher enttäuschend ausgefallen. "Alle fragen sich, wie es in den USA weiter geht, denn mit der wirtschaftlichen Entwicklung steht und fällt, wie lange die Fed noch ihre Anleihenkäufe fortsetzt", sagt ein Börsianer. Notenbankchef Ben Bernanke will erst dann den Fuß vom Gaspedal nehmen, wenn die Arbeitslosenquote wieder auf 6,5 Prozent gefallen ist. Aktuell liegt sie bei 7,6 Prozent und ist damit weit vom Zielwert der Fed entfernt.

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