Dax-Ausblick Nur noch kleine Hüpfer nach dem „Trump-Jump“

Die erste Euphorie an den Börsen nach der US-Präsidentenwahl hat sich gelegt. In der nächsten Woche dürfte sie noch nicht wiederkommen. Die Risiken der Politik des designierten US-Präsidenten rücken in den Fokus.

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Die Euphorie nach der Trump-Wahl ist verflogen. Quelle: dpa

Frankfurt Der „Trump-Jump“ nach der Wahl von Donald Trump zum künftigen US-Präsidenten hat die Investoren an den Aktienmärkten offenbar ermüdet. In der Woche nach der Wahl jedenfalls machten die großen Indizes nur noch kleine Hüpfer. Unter dem Strich notierte der Dax in der vergangenen Woche dabei fast unverändert. Kurz nach Trumps überraschendem Wahlerfolg hatte Deutschlands Leitindex drei Prozent zugelegt. Auch für die kommenden Tage sind Experten eher skeptisch und erwarten keine großen Sprünge an den Börsen.

Skeptisch stimmt Analysten dabei, dass der Dax mehrfach von der aus charttechnischer Sicht wichtigen Hürde von 10.800 Punkten zurückgeprallt ist. Auf Jahressicht liegt der Dax immer noch leicht im Minus. „Der Dax kämpft genauso wie der S&P 500 weiter um den Ausbruch aus seinem Seitwärtstrend nach oben“, meint dazu Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers. Die Unsicherheit scheine für einen deutlichen Anstieg zu groß.

Dabei gibt es in der nächsten Woche kaum Ereignisse, die eine Börsenrally befeuern könnten – und das beherrschende Thema an den Börsen werden ohnehin weiter die Folgen der US-Wahl sein. Von Seiten der Konjunktur stehen am Mittwoch Einkaufsmanagerindizes für die Euro-Zone an, die nach Ansicht der Volkswirte der Dekabank den moderaten Wachstumskurs der Wirtschaft lediglich bestätigen dürften. Auch der am Donnerstag veröffentlichte Ifo-Geschäftsklimaindex wird sich laut Volkswirten auf seinem Niveau halten. Die Trump-Wahl dürfte sich hier noch nicht niederschlagen, da in den kommenden sechs Monaten noch keine Handelsbeschränkungen zu erwarten sind.

Bei den Unternehmen ist der Höhepunkt der Bilanzsaison gelaufen. Aus dem Dax berichten nächste Woche nur noch der Chip-Hersteller Infineon am Mittwoch und der Stahlkonzern Thyssen-Krupp am Donnerstag. Dabei dürften die Umsätze in der kommenden Woche an den Börsen geringer sein als üblich: Am Donnerstag bleibt die Wall Street wegen des Feiertags Thanksgiving geschlossen und schließt am Freitag vorzeitig.

Für Greil von Merck Finck gibt es drei Faktoren, die die Aktienmärkte momentan vor allem bremsen: „Die Unsicherheit nach Donald Trumps Sieg, die anhaltende Angst vor einem Crash an den Bondmärkten und die ANgst vor weniger expansiven Zentralbanken.“ Dabei deuten die Zeichen in den USA inzwischen ganz klar auf eine Leitzinserhöhung im Dezember. Am späten Mittwoch veröffentlicht die US-Notenbank ihr Protokoll von der Sitzung vor der US-Wahl. US-Notenbankchefin Janet Yellen hat aber nach der Wahl klare Hinweise für einen Zinsschritt im Dezember gegeben. Eine Verschiebung der Zinserhöhung berge die Gefahr einer Überhitzung, sagte sie.


„Spekulation, Hoffnung und Angst“

Investoren fürchten aber vor allem, dass die Fed im kommenden Jahr gezwungen sein könnte, die Zinsen noch stärker und schneller anzuheben als erwartet. Grund dafür ist das angekündigte Konjunkturprogramm von Trump, das angesichts der annähernden Vollbeschäftigung in den USA zur Inflation führen müsste. Diese Sorgen haben die Kurse von Staatsanleihen weltweit deutlich fallen und ihre Renditen im Gegenzug anziehen lassen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg um bis zu 0,4 Prozentpunkte auf gut 2,3 Prozent, die der zehnjährigen Bundesanleihe von knapp 0,2 auf bis zu 0,4 Prozent. Inzwischen sind die Renditen aber wieder etwas gesunken.

Ähnlich wie die Euphorie an den Aktienmärkten sind auch die Sorgen an den Bondmärkten zumindest etwas verflogen. Einzig der Dollar hat noch nichts von seinem Höhenflug eingebüßt, er legt gegenüber dem Euro immer weiter zu. Am Freitag fiel der Euro auf bis zu 1,0570 Dollar und damit ein neues Jahrestief. Insgesamt wachsen jedoch die Zweifel daran, dass Trump sein angekündigtes Konjunkturpaket verbunden mit Steuersenkungen tatsächlich durchsetzen kann.

„Der Sprecher des Repräsentantenhauses Paul Ryan ist – zusammen mit vielen anderen Republikanern – ein fiskalischer Falke und wird sich niemals auf das schuldenfinanzierte Steuererleichterungs- und Infrastrukturprogramm einlassen“, meint Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt bei der HSH Nordbank. Außerdem sollten Investoren Trumps angedrohten Ausstieg aus der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta ernst nehmen – ebenso wie die Gefahr eines Handelskrieges mit China, wenn Trump die Einfuhrtarife wie angekündigt auf bis zu 45 Prozent anhebe.

Für de la Rubia ist an den Börsen deshalb alles „Spekulation, Hoffnung und Angst“. Dass viele Marktteilnehmer nun darauf setzen, dass Trump seinen Wahlspruch „Make America great again“ einlöse, habe mit Fakten nichts zu tun. Das „Wunschszenario“ werde höchstwahrscheinlich nicht zur Realität werden, warnt auch Portfoliomanager Joe Foster von Fondsanbieter VanEck. Die Risiken die sich aus der Wahl Trumps zum US-Präsidenten ergeben, überwiegen auch seiner Meinung nach.

Für Greil von Merck Finck Privatbankiers kommt es dabei auf die „personellen Entscheidungen aus dem Trump-Tower in den kommenden Wochen an.“ Sie würden Anhaltspunkte dafür liefern, inwieweit die künftige US-Politik eher republikanisch oder eher Trump-dominiert ist: „Je mehr Schlüsselpositionen an das Establishment der Republikaner gehen, desto mehr dürfte das die Märkte beruhigen.“

Und was heißt das für Anleger? Martin Hüfner, Chefvolkswirt beim unabhängigen Vermögensverwalter Assenagon formuliert es so: „Freuen Sie sich über die höheren Aktienkurse und nehmen Sie beizeiten Gewinne mit.“ Die Strategen von HSBC Global Asset Management formulieren es umgekehrt. „Setzt Trump doch mehr auf Protektionismus, wird das Umfeld schwieriger. Zukäufe empfehlen sich daher nur in Schwächephasen.“

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