Dax-Ausblick Rekordhoch voraus!

Neue Höchststände beim Dax sind nur noch eine Frage der Zeit, sagen Experten. Die Zinssenkung der EZB könnte die Aktienmärkte weiter befeuern. Gegenwind erwartet die Anleger allerdings von Konjunkturseite.

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Dax-Anzeigetafel in Frankfurt. Die Politik des billigen Geldes könnte dem Dax neuen Schwung verleihen. Quelle: dpa

Die Geldflut der Notenbanken soll die konjunkturellen Sorgen der Anleger ertränken. Nach Ansicht von Analysten werden die Aktienmärkte auch in der neuen Woche auf der Welle des billigen Notenbank-Geldes reiten. Neue Rekordpegel bei Dax und Dow Jones halten sie nicht für ausgeschlossen, auch wenn die Anleger den Gegenwind von Konjunkturseite ignorieren.

Einen Schub erhielten die Kursoptimisten in der abgelaufenen Woche von der Europäischen Zentralbank (EZB), die den Leitzins auf ein Rekordtief von 0,5 Prozent senkte. Nach überraschend guten US-Arbeitsmarktdaten sprang der Dax deutlich über die 8.100-Punkte-Marke und kratzte an seinem Allzeithoch. Auf Wochensicht kam der deutsche Leitindex auf ein Plus von vier Prozent.

Es dürfte in der neuen Woche weitergehen. Doch laut Jörg Rahn, Aktienstratege bei Marcard, Stein & Co, dürfte das Rückschlagspotenzial aber insgesamt größer werden, weil sich die Wirtschaftsdaten verschlechterten. „Das könnte den Investoren in der nächsten Woche bewusster werden, nachdem der Aktienmarkt bislang viel Positives eingepreist hat“, sagte Rahn. Analysten rechnen aber damit, dass sich der Dax zu neuen Höhen aufschwingen könnte, sobald das alte Rekordhoch von 8.152 Zählern vom Juli 2007 erreicht ist. Am Freitag fehlten dafür zwischenzeitlich nicht einmal 22 Punkte.

Viel Geld stellt auch die US-Notenbank Fed bereit, die zuletzt angekündigt hatte, ihr Anleihenkaufprogramm von 85 Milliarden Dollar pro Monat fortzusetzen. In New York verzeichnete der Dow Jones am Freitag ein neues Rekordhoch. Die positiven Jobdaten hievten den Dow Jones erstmals über 15.000 Punkte. Die Rekordjagd an der Wall Street dürfte dank Fed-Geldschwemme auch nicht so schnell enden.

Allerdings ist fraglich, ob das Geld der EZB auch in der Wirtschaft ankommt. Die HSH Nordbank sieht in der Zinssenkung der EZB einen Verzweiflungsakt. „Der niedrigere Zins soll der lahmenden Konjunktur in der Eurozone auf die Sprünge helfen. So einfach ist das aber nicht, denn Geldpolitik ist längst an ihre Grenzen gestoßen. Die gesunken Zinsen sind in vielen Fällen nicht weitergegeben worden, in erster Linie in den Peripherieländern.“ Gerade das ist aber Ziel der EZB: mehr Kredite in den Südstaaten.

Die Zinssenkung soll unter anderem auch dazu beitragen den Euro gegenüber dem Dollar und dem Yen schwach zu halten, mein Robert Halver von der Baader Bank. Dies soll die Exporte der Euro-Zone stimulieren. „Vor diesem Hintergrund ist dieses Jahr sogar eine weitere Zinssenkung von 0,50 auf 0,25 Prozent zu erwarten.“, schreibt Halver in seinem Wochenkommentar.


Deutsche Bilanzflut steht ins Haus

Von Montag bis Freitag stehen nur wenige Konjunkturdaten auf dem Programm, die den Anlegern die Kauflaune verderben könnten: In Deutschland werden am Dienstag Zahlen zu den Industrie-Aufträgen im März veröffentlicht, am Mittwoch folgt die Industrieproduktion für denselben Monat. Zuletzt hatte auch Deutschland als Wachstumsmotor für die Euro-Zone geschwächelt, was den Befürwortern einer Zinssenkung innerhalb der EZB in die Hände gespielt hatte.

Auf Unternehmensseite stehen den Investoren vor allem am Dienstag und Mittwoch stürmische Zeiten bevor: Den Auftakt macht am Montag zunächst Linde mit der Bilanz für das erste Quartal, am Dienstag präsentieren dann Commerzbank und die Münchener Rück ihre Ergebnisse. Die Zahlen der zweitgrößten Bank Deutschlands dürften im Schatten der 2,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung stehen, die eine Woche später beginnen soll. Von Interesse dürfte sein, ob die Commerzbank zumindest im operativen Geschäft erste Erfolge vorzuweisen hat. Bei der Münchener Rück erwarten Analysten einen Überschuss von 931 Millionen Euro - eine Steigerung von fast 20 Prozent.

Spannend dürfte am gleichen Tag die Hauptversammlung von Hochtief sein, auf der sich erstmals der neue, vom spanischen Mehrheitsaktionär ACS entsandte Vorstandschef Marcelino Fernández Verdes den Aktionären präsentieren wird.

Ebenfalls am Dienstag geben an der Wall Street die Unterhaltungskonzerne Walt Disney und Electronic Arts ihre Zahlenwerke zum Besten.

Wenig Freude dürfte den Anlegern die Bilanz von Eon bereiten, die der Versorger am Mittwoch vorlegt. Konzernchef Johannes Teyssen bereitete die Anteilseigner schon am Freitag auf eher magere Zahlen vor: Für dieses Jahr peilt das Unternehmen einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 9,2 bis 9,8 Milliarden Euro an. 2012 hatte Eon noch 10,8 Milliarden Euro eingefahren.

Am Mittwoch berichten daneben die Dax-Konzerne Telekom, Henkel und HeidelbergCement über ihre Geschäfte zu Jahresanfang. Bei den Zahlen von Lanxess dürfte entscheidend sein, wie sehr die Abhängigkeit von der Autobranche ins Kontor geschlagen hat. Marktteilnehmer müssen zudem eine Flut von Bilanzen aus der zweiten und dritten deutschen Börsenliga verarbeiten. Im Ausland lassen sich unter anderem die O2-Mutter Telefonica sowie Sky-Großaktionär News Corp in die Bücher schauen.

Gegen Wochenschluss dürften sich dann die Wogen am deutschen Aktienmarkt glätten: Am Donnerstag wird zwar gehandelt, doch fehlen erfahrungsgemäß zu Christi Himmelfahrt viele Anleger. Ihren Fokus werden die anwesenden Investoren an dem Tag wohl gen London richten, wo die Bank of England ihren weiteren geldpolitischen Kurs festlegen wird. Die britische Börse bleibt am Montag ebenso wie der Aktienmarkt in Tokio wegen eines Feiertages geschlossen.

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