Dax-Ausblick Risikofaktor Deutsche Bank

Deutschlands größtes Bankhaus dürfte auch in der kommenden Woche das Börsengeschehen bestimmen. Neue Impulse könnten aber aus Übersee kommen – politische und wirtschaftliche, positive, aber auch negative.

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Unsicherheit über den Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump hatte die Anleger zuletzt skeptischer werden lassen, sie nahmen Gewinne mit. Quelle: ap

Düsseldorf Der Dax kommt nicht Recht vom Fleck: Auf Sicht von einer Woche ging es etwas mehr als ein Prozent aufwärts, in den vergangenen vier Wochen etwa ein Prozent abwärts. Einzelne Werte haben zwar heftige Schwankungen erlebt, aber der breite Markt pendelt seit Wochen seitwärts. Der Beginn der Bilanzsaison in den USA dürfte jetzt frischen Wind an die Aktienmärkte bringen. „Die am Dienstag erst einmal in den USA anlaufende Quartalszahlensaison könnte den Börsen wieder eine klarere Richtung geben“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers. „Wir bezweifeln aber, dass sie ihnen zum Ausbruch aus den verbreiteten Seitwärtstrends verhilft.“

Ein großer Risikofaktor für die Börsen bleibt die Deutsche Bank, deren Aktien in den vergangenen Wochen eine rasante Berg- und Talfahrt hingelegt haben. Deutschlands größtes Geldhaus steht mit dem Rücken zur Wand. Die schlechten Nachrichten nehmen kein Ende – genauso wenig wie die Spekulationen über Notfallpläne. Die Krise der Bank ruft mittlerweile sogar die heimische Wirtschaftselite auf den Plan.

Vorstände einiger Dax-Konzerne haben nach Handelsblatt-Informationen kürzlich Gespräche geführt, ob eine symbolische Kapitalbeteiligung der Bank helfen könnte. In der Diskussion ist ein niedriger einstelliger Milliardenbetrag. Auch die US-Konkurrenz soll Medienberichten zufolge bereit stehen, um der Deutschen Bank notfalls mit frischem Geld auszuhelfen, sollte sich die Kapitaldecke doch als zu dünn erweisen

Die meisten Analysten halten es inzwischen für ausgemacht, dass die Deutsche Bank am Markt erneut frisches Geld einsammeln muss. Vorstandschef John Cryan weist das bislang zurück. Dabei müsste aber zuerst klar sein, welche Strafe die Bank im Streit mit den US-Behörden über faule Hypothekenpapiere zahlen muss. Das Verhandlungspoker läuft. Das US-Justizministerium fordert 14 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro), die Bank bemüht sich, die Strafe deutlich zu drücken.

Ihre Rückstellungen für alle Rechtsstreitigkeiten liegen nur bei 5,5 Milliarden Euro. Diese Differenz hatte am Markt zuletzt für große Unsicherheit und einen Ausverkauf der Aktie gesorgt. Auch wenn die Deutsche-Bank-Aktie sich von ihren Tiefs erholt hat, sind neue Kursturbulenzen jederzeit möglich angesichts der angespannten Lage.

Doch die Krise der Deutschen Bank ist nicht der einzige Grund, warum sich Anleger in der neuen Woche nach Meinung von Experten nicht auf allzu große Sprünge einstellen sollten. „Wegen der sich nähernden US-Präsidentschaftswahl befinden sich immer mehr Investoren in Lauerstellung“, sagt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. Bis Anfang November klar ist, ob die Demokratin Hillary Clinton oder der Republikaner Donald Trump ins Weiße Haus einziehen wird, erwarten Investoren große Schwankungen an den Aktien- und Devisenmärkten. Am Sonntagabend Ortszeit werden sich die beiden Rivalen im zweiten TV-Duell erneut ein heißes Wortgefecht liefern.


Eröffnung der Bilanzsaison

Doch nicht nur die Politik ist im Fokus der Anleger. Am Dienstag lässt sich Alcoa in die Bücher blicken. Die Zahlen des vom früheren Siemens -Chef Klaus Kleinfeld geführten US-Aluminium-Herstellers eröffnen traditionell die Bilanzsaison. „Hier wird spannend, welchen Ausblick Alcoa für 2017 geben wird“, sagt Experte Halver. Die Zahlen des Konzerns gelten als eine Art Konjunkturindikator.

Am Freitag folgen die Großbanken JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo. Wie es um den gesamten Bankensektor steht, erörtern die G20-Finanzminister und Notenbankchefs am Wochenende. „Spannend wird in diesem Zusammenhang sein, inwieweit Signale gesendet werden, dass das Instrument Negativzins allmählich ausgereizt ist“, sagt Ingo Mainert, Chef-Anlagestratege bei Allianz Global Investors. Wegen der Nullzinspolitik der Währungshüter rund um den Globus brechen Banken wichtige Einnahmequellen ab. Vor allem die Deutsche Bank steht im Fokus - sie wurde vom Internationalen Währungsfonds aufgefordert, ein funktionierendes Geschäftsmodell zu präsentieren.

Auch diesseits des Atlantiks beginnt die Quartalssaison langsam. Am Donnerstag legen unter anderem der Konsumgüter-Hersteller Unilever und am Montag der Luxusgüter-Anbieter LVMH ihre Zahlen vor.

Daneben beschäftigen sich Anleger mit dem Thema Geldpolitik. Aus den Mitschriften der jüngsten Fed-Sitzung werden sie am Mittwoch herauszulesen versuchen, wann und wie schnell die US-Notenbank die Zinsen anheben wird. Gleiches gilt für die Äußerungen von Fed-Chefin Janet Yellen und ihren Kollegen, die im Laufe der neuen Woche vor die Mikrofone treten. „Insgesamt sehen wir uns in unserer Prognose bestätigt, dass die Fed auf der Sitzung Anfang November kurz vor der Präsidentschaftswahl noch einmal still halten dürfte, aber im Dezember den nächsten Schritt wagt“, zeigt sich Commerzbank-Ökonom Christoph Balz überzeugt. Oder um es mit Baaderbank-Experte Halver zu sagen: „Im Dezember muss die Zins-Katze aus dem Sack, so oder so.“ Derzeit liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne zwischen 0,25 bis 0,5 Prozent.

Wichtige Hinweise auf den Kurs der US-Notenbank versprechen sich Börsianer am Freitag auch von Konjunkturdaten wie den Einzelhandelsumsätzen oder dem von der Universität Michigan ermittelten Stimmungsbarometer der US-Verbraucher. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. „Nach zuletzt wieder besseren Konjunkturdaten in Europa und USA kommt es jetzt darauf an, dass sich dieser Trend bestätigt“, so Merck-Finck-Experte Greil.

Am Donnerstag berät die Bank von England (BoE) über ihre Geldpolitik. Hier dreht sich alles um die Frage, ob sie nach ihrer Zinssenkung vom August noch einmal nachlegt, um die wirtschaftlichen Folgen des Brexit-Referendums abzufedern. Börsianer rechnen allerdings nicht mit einer weiteren Absenkung. Selbst Premierministerin Theresa May warnte vor „negativen Nebeneffekten“ einer lockeren Geldpolitik.

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