Dax-Ausblick Warum Donnerstag ein wichtiger Tag für die Börsen wird

Aus mehreren Gründen haben Börsianer den kommenden Donnerstag im Kalender markiert. Was Anleger in der nächsten Woche erwartet.

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Reißt die WM-Euphorie auch den Dax mit?

Schon wieder ist Mario Draghi am Zug: Am kommenden Donnerstag steht die nächste Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Die Währungshüter müssen dabei auch über den Leitzins entscheiden. Analysten rechnen noch nicht mit weiteren Schritten. Auch in den USA warten die Börsianer auf Donnerstag. Dann wird dort der große Arbeitsmarktbericht veröffentlicht.

In den vergangenen Monaten kamen die wichtigsten Impulse für die Aktienmärkte meist von den Notenbanken. Zuletzt Anfang Juni hatte EZB-Chef Draghi ein großes Maßnahmenpaket mit einer weiteren Zinssenkung, langfristigen Krediten zum Nulltarif und Strafzinsen für Einlagen präsentiert. Der Dax war prompt über die 10.000 Punkte geklettert. Doch das Rufen nach weiteren Aktionen der Notenbank geht weiter.

„Nur wenn Mario Draghi am kommenden Super-Donnerstag – an dem auch der große Arbeitsmarktbericht in den USA ansteht – eine positive Überraschung liefert, dürften die Notenbanken für die nächsten Impulse sorgen“, sagt Sarah Brylewski, Finanzmarkt-Expertin des Brokerhauses Ayondo. Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, ist jedoch skeptisch: „Auf der anstehenden Zinssitzung der EZB ist noch nicht mit weiteren Schritten zu rechnen.“

Auch Commerzbank-Analyst Michael Schubert warnt vor überzogenen Erwartungen an die Europäische Zentralbank. „Vielmehr dürfte die EZB den Effekt der bisherigen Schritte abwarten wollen. Gleichzeitig wird EZB-Präsident Draghi auf der Pressekonferenz die Tür für breit angelegte Anleihenkäufe wohl weit geöffnet lassen.“

Die Meilensteine des Dax


Doch auch, wenn es keine Änderungen geben wird, wirken die vergangenen Entscheidungen noch nach: „Mit den jüngsten Ankündigungen der EZB haben sich die Aussichten für die Aktienmärkte auf Sechs-Monats-Sicht weiter verbessert“, sagen die Analysten der Privatbank Meck Finck & Co.: „Da sich neben den geldpolitischen Impulsen auch die Lage in der Ukraine etwas entspannt hat und die Europawahlen für die Börsen erfreulicher als von vielen befürchtet ausgingen, sind wir trotz des gestiegenen Risikos angesichts der Kämpfe im Irak für Aktien noch optimistischer geworden.“

Als Haupttreiber des Börsenaufschwungs sehen die Banker weiterhin die Liquidität, die Konjunkturdynamik und das Fehlen anderer Anlageklassen mit einem angemessenen Risiko-Rendite-Profil im Niedrigzinsumfeld. Und durch die zusätzlichen Gelder der EZB „dürften Investoren noch risikobereiter werden, um zumindest annähernd gewohnte Renditen einzufahren“, so ihre aktuelle Einschätzung.

Am Montag kommen Inflationsdaten


Hinweise auf die Aussichten für die europäische Geldpolitik erhoffen sich Börsianer von den Inflationsdaten am Montag. Die Inflation stagnierte einer Umfrage zufolge im Juni bei 0,5 Prozent. Die EZB hatte den Leitzins Anfang Juni auf 0,15 Prozent gesenkt und milliardenschwere Geldspritzen angekündigt, um damit die Teuerungsrate wieder in Richtung ihrer Zielmarke von knapp zwei Prozent zu hieven.

In der alten Wochen hat der Leitindex Dax 1,72 Prozent verloren – der größte Verlust seit Mitte April. Ähnlich mau sah es beim MDax und beim SDax aus. Die Analysten der Postbank sehen aber noch Potenzial für deutsche Aktien. Vor allem für die Werte des MDax sind die Experten optimistisch. Auf Sicht von zwölf Monaten erwartet die Postbank den Dax und den MDax im Bereich von 11.250 (+13,2 Prozent) beziehungsweise 19.250 Punkten (+14,3 Prozent).

Geldanlage: So sparen die Deutschen

„Im 1. Quartal 2014 konnten uns die Unternehmen der zweiten Reihe mehr als die Blue Chips des Dax überzeugen“, sagt Marco Bargel, Chef-Anlagestratege der Postbank. Die Chancen stünden gut, dass die Zeit der Abwärtsrevisionen der Gewinnerwartungen bei Dax und MDax ausläuft und sich der Trend sogar umkehrt. Dies dürfte in den kommenden Monaten mit der Unterstützung einer insgesamt überzeugenden Berichtssaison zum Geschäftsverlauf im zweiten Quartal der Fall sein. Nicht nur die Bilanzen, sondern vor allem die Geschäftsausblicke dürften viele Investoren überzeugen.

Weniger optimistisch geben sich dagegen die Analysten der DZ Bank. Aus ihrer Sicht hat die Überhitzung bereits begonnen. Zwar verhinderten die Notenbanken durch billiges Geld in vielen Ländern der Welt stärkere Rezessionen, doch langfristig betrachtet wären diese gesünder gewesen. Dieser „Raubbau am künftigen Wachstumspotenzial“ sei „mittelfristig gefährlich, weil die derzeit vorherrschenden Bewertungsniveaus an den Aktienmärkten nur vor dem Hintergrund der Aussicht auf ein kräftiges zukünftiges Wachstum zu rechtfertigen“ seien.

Wer Risiken und Chancen abschätzen möchte, sollte in die Vergangenheit schauen. Mit diesem Tool lassen sich historische Renditen und Volatilität für Aktienindizes, Rohstoffe, Rentenindizes oder Immobilien berechnen.


In den USA werden Börsianer in der kommenden Woche die dortigen Arbeitsmarkdaten im Hinblick auf die Geldpolitik der Fed abklopfen. „Es mehren sich nämlich die Sorgen vor einer frühzeitigeren Zinserhöhung, und dies ist zumindest in der ersten Phase eine schlechte Nachricht für die Aktienmärkte“, betont Ayondo-Analystin Brylewski.

Bei Unternehmen drohen Prognosesenkungen

Die Beschäftigtenzahlen werden diesmal am Donnerstag bekanntgegeben, weil die Wall Street am Freitag wegen des US-Unabhängigkeitstages geschlossen bleibt. Von Reuters befragte Analysten sagen für Juni den Aufbau 213.000 neuer Jobs außerhalb der US-Landwirtschaft voraus, nach einem Plus von 217.000 im Vormonat. Tags zuvor stehen die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP an. Hier erwarten Experten 205.000 (Vormonat: 179.000) neue Stellen.

Auslandsanteil: Wem gehört der Dax?

Die Stimmung der Einkaufsmanager aus der US-Industrie hat sich im Juni voraussichtlich verbessert. Der Index, der am Dienstag veröffentlicht werden soll, stieg einer Umfrage zufolge auf 55,8 Punkte von 55,4 Zählern im Vormonat. „Insgesamt deutet die gute Stimmung darauf hin, dass wir die Dynamik der US-Wirtschaft im Frühjahr und Sommer derzeit sogar noch unterschätzen könnten - obwohl wir mit Jahresraten von über vier Prozent (Q2) und rund 3,5 Prozent (Q3) rechnen“, sagt Helaba-Analyst Patrick Franke.

Der Dow Jones-Index hat in der vergangenen Woche ein Minus von etwa einem halben Prozent verbucht. Für die Technologiebörse Nasdaq ging es etwa ein halbes Prozent nach oben, und im breit gefassten S+P 500 gab es auf Wochensicht kaum eine Veränderung.

Bei den Unternehmen stehen bislang kaum potenziell kursbewegende Termine im Kalender. Angesichts der nahenden Bilanzsaison für das zweite Quartal müsse aber jederzeit mit Prognose-Senkungen gerechnet werden, warnt Finanzexpertin Brylewski. Die Lufthansa hatte vor zwei Wochen ihre Ergebnisziele kassiert und einen der größten Kurseinbrüche der Unternehmensgeschichte ausgelöst.

Unabhängig davon wird zum Wochenauftakt der Aktiensplit von Merck wirksam. Dann werden aus einem alten Anteilsschein zwei neue. Damit will der Pharma- und Chemiekonzern die Titel optisch billiger und für Privatanleger interessanter machen. Das Grundkapital der Gesellschaft bleibt in seiner Höhe unverändert.

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