Dax bricht ein China hat die Börse im Griff - auch in Zukunft

Schon am ersten Handelstag des Jahres setzt China seinen Börsenhandel aus und alarmiert damit weltweit Anleger. Auch der Dax bricht ein. Gut möglich, dass Anleger sich an solche Aussetzer gewöhnen müssen.

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Chinas Anleger sind verunsichert. Quelle: dpa

Die Sorgen der Anleger sind im neuen Jahr die gleichen wie 2015. Bereits am ersten Handelstag des Jahres haben es Chinas volatile Börsen geschafft, Indizes rund um den Globus ins Minus zu reißen. Auch der Deutsche Leitindex Dax hat dank Fernost einen denkbar schlechten Jahresstart erwischt. Der Index verlor um bis zu 3,4 Prozent und sackte unter die Marke von 10.400 Punkten.

Auslöser der Turbulenzen sind schlechte Zahlen seitens der chinesischen Industrieproduktion. Diese ist im Dezember den zehnten Monat in Folge geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex der Industrie verlor im Dezember 0,4 Punkte gegenüber dem Vormonat. Die chinesische Börse gilt als eine der volatilsten der Welt, sie reagierte entsprechend stark auf die schlechten Zahlen. Der Shanghai Shenzen CSI 300 verlor sieben Prozent und musste dann vom Handel ausgesetzt werden. Bereits zuvor hatte bei einem Minus von fünf Prozent eine 15-minütige Unterbrechung des Handels den Ausverkauf nicht beenden können - sobald der Handel wieder freigegeben wurde, verstärkte sich der Abwärtstrend.

So viel China-Umsatz steckt in den Dax-Aktien

Der Dax reagierte auch aufgrund fehlender Impulse derart deutlich auf die Kursverluste in China. Viele Anleger fragen sich nun, wie gravierend die Probleme der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt weiterhin sind. Die Zentralbank schätzt, dass die chinesische Wirtschaft 2015 um 6,9 Prozent gewachsen sein dürfte, also knapp das von der Regierung prognostizierte Plus von sieben Prozent verfehlt hat. Damit wäre die Wirtschaft so langsam gewachsen wie seit 25 Jahren nicht mehr. An den Kapitalmärkten herrsche die Sorge vor einer deutlichen Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums vor, erklärt Dirk Gojny von der National-Bank.

Zudem belasten Sorgen über abfließende Investorengelder die chinesischen Börsen. In Kürze läuft dort ein Aktienverkaufsverbot für Großaktionäre aus. Nach den dramatischen Kursverlusten im Sommer versuchte die Regierung die Finanzmärkte wieder zu stabilisieren und verbot Großinvestoren umfangreiche Aktienverkäufe.

Anleger befürchten nun, die Kurse könnten kräftig einbrechen, wenn die Investoren von ihrem erneuten Verkaufsrecht gebrauch machen. Bereits im vergangenen Jahr kam es in China zu Rekordabflüssen, im vierten Quartal zweigten Anleger rund 150 Milliarden Dollar aus dem Reich der Mitte ab.

Chinas Stopp-Mechanismus soll Börsenbeben vermeiden

Dass der Handel in China zunächst unterbrochen und dann gänzlich ausgesetzt wurde geht ebenfalls auf eine Reform im Zuge der Kurseinbrüche des vergangenen Jahres zurück. Sobald die Kurse um mehr als fünf Prozent einbrechen, wird der Handel zunächst für 15 Minuten unterbrochen. Rauschen die Kurse dann weiter abwärts um mehr als sieben Prozent ins Minus, wird das Geschäft ganz eingestellt. Der Handel wird dann vorzeitig beendet, um weitere Verluste zu vermeiden.

Händler gehen nun davon aus, dass China die Börsen auch 2016 noch länger beschäftigen wird. Investoren fürchten, dass die Schwäche der Volksrepublik Auswirkungen auf die exportorientierten deutschen Unternehmen und die Weltwirtschaft haben könnte, erläutert Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets.

Ein Einbruch wie der am ersten Handelstag des Jahres ist zumindest jederzeit möglich - aufgrund der hohen Volatilität der China-Börsen ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Stopp-Mechanismen den Handel noch oft aussetzen, sehr hoch.

Prinzipiell ist das gut, denn dank des Mechanismus wird ein Börsenbeben, wie es im vergangenen Sommer von China ausging, vermieden. Allerdings zeigt der erste Einsatz bereits, wie unsicher die wirtschaftliche Entwicklung in China weiterhin ist. Während einige Analysten glauben, die Volkswirtschaft habe sich gefangen, fürchten andere weiterhin, Chinas Nachfrageschwäche könne auch die Weltwirtschaft weiterhin stark belasten.

Grundsätzlich dürfte die Entwicklung in China auch für den Dax weiterhin entscheidend sein, denn nach der vollzogenen Zinswende der US-Notenbank fehlt es zunächst an richtungsweisenden Impulsen. Mittelfristig dürfte es darauf ankommen, welche Maßnahmen die chinesische Regierung ergreift, um die Wirtschaft zu stärken. Analysten rechnen mit einer weiteren Zinssenkung der Notenbank um 0,25 Prozentpunkte im Frühjahr 2016.

Wichtig wird auch die Entwicklung im Dienstleistungssektor. Zuletzt waren die Aussichten dort positiver, der entsprechende Einkaufsmanagerindex stieg im Dezember auf 54,4 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit über einem Jahr. Grund waren unter anderem die Jahresendfeierlichkeiten, unter anderem legte der Tourismussektor an Wachstum zu.

Bleibt es bei dieser Entwicklung, wäre das ein gutes Zeichen für Chinas angestrebte Weiterentwicklung von der exportabhängigen Werkbank der Welt hinzu einer breiter aufgestellten Volkswirtschaft mit stabiler Inlandsnachfrage.

Bis das allerdings Realität ist, werden auch Dax-Anleger noch mit einigen fernostbedingten Schwankungen leben müssen.

Mit Material von dpa und Reuters.

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