Dax oder Dow? Wo der wahre Börsenbulle wohnt

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In Deutschland sind Profianleger weniger stark

So haben sich die großen Indizes entwickelt

Traditionell unterscheiden sich angelsächsische Volkswirtschaften wie die USA und Großbritannien deutlich von europäischen Volkswirtschaften wie der deutschen oder der französischen. Deutlich wird das vor allem an der unterschiedlichen Finanzierungssituation der Unternehmen. Die unterschiedliche Finanzkraft amerikanischer und deutscher Konzerne mag daher auch schlicht den sehr unterschiedlichen Kapitalmärkten in den USA und in Deutschland geschuldet sein.
Eine Studie im Auftrag der Alternative Investment Management Association (AIMA), einem Verband der Hedgefonds-Industrie, hat vor kurzem den Zusammenhang zwischen der Größe eines Kapitalmarktes und dem Wirtschaftswachstum in der jeweiligen Volkswirtschaft untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig. „Eine Vergrößerung von Europas Kapitalmärkten um ein Drittel würde zu einer Steigerung des Wirtschaftswachstums um rund 20 Prozent führen“, erklärt Christoph Kaserer. Er ist Professor für Finanzmanagement und Kapitalmärkte an der TU München und hat zusammen mit Marc Steffen Rapp, Professor für Betriebswirtschaft an der Universität in Marburg, die Studie verfasst.

Kaserer und Rapp unterschieden dabei zwischen Volkswirtschaften, in denen Unternehmen sich in punkto Finanzierung vor allem auf Bankkredite, also Fremdkapital, stützen und solchen, in denen sich Unternehmen zur Finanzierung Eigenkapital an den Börsen besorgen. Deutschland repräsentiert zwar traditionell eher das fremdfinanzierte, bankenorientierte Modell, allerdings ist ein Wandel spürbar. „Die Unternehmen verändern sich, dass wirkt sich auch auf die Finanzierung aus“, sagt Kaserer. Beispielsweise habe die Bedeutung von immateriellen Vermögenswerten in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Ein wichtiger Grund für die unterschiedliche Größe der einzelnen Kapitalmärkte ist laut Kaserer und Rapp die Ausgestaltung der Altersvorsorge. „Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Größe von Pensionsfonds in einem Land und der jeweiligen Größe der Kapitalmärkte“, sagt Kaserer. In Deutschland entsprechen Pensionsfonds einem Anteil von nicht einmal zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zum Vergleich: In einer kapitalmarktorientierten Volkswirtschaft wie Großbritannien sind es rund 90 Prozent des BIP. In den Niederlanden haben Pensionsfonds eine derart zentrale Rolle in der Altersvorsorge, dass sich ihr Volumen auf 140 Prozent des BIPs beziffert. Entsprechend geringer ist die Bedeutung von institutionellen Investoren in Deutschland (siehe Grafik oben).

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