Dax-Umfrage Optimismus bekommt erste Kratzer

Der deutsche Leitindex hat mit dem Einbruch am heutigen Montag seine längere Seitwärtsphase beendet. Sind das nun Kaufkurse? Oder sollen Anleger aussteigen? Die aktuelle Börsenstimmung gibt darauf eine Antwort.

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Die Zuversicht der Anleger hat sich geändert: Deutlich weniger von Ihnen erwarten in drei Monaten für den Dax steigende Kurse.

Düsseldorf „Es würde mich nicht wundern, wenn die Seitwärtsbewegung noch ein wenig anhält“, sagte Börsenexperte Stephan Heibel vor einer Woche. Eine treffende Prognose: Der Dax verlor in der vergangenen Woche ein Prozent auf 10.573 Punkte, notierte am Freitag jedoch nach wie vor seit Anfang August innerhalb einer sehr engen Handelsspanne von 10.500 bis 10.750 Zählern.

Heibel, Inhaber des Analysehauses Animusx, wertet die wöchentliche Handelsblatt-Umfrage unter mehr als 2300 Anlegern zur Börsenstimmung aus. Zusammen mit anderen Sentimentindikatoren leitet er Prognosen ab, wie sich der deutsche Leitindex in den kommenden Tagen entwickeln könnte. Nach dieser erneuten Zickzack-Bewegung der vergangenen Woche lautet die Frage: Wie hat sich das auf die Stimmung der Anleger ausgewirkt?

Das Sentiment, die kurzfristige Börsenstimmung, ist nahezu unverändert, die Neutralität mit 55 Prozent weiterhin extrem hoch (minus sechs Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche.) Einen Aufwärtsimpuls sehen derzeit fast unverändert 13 Prozent, einen Abwärtsimpuls erkennen 17 Prozent und damit sieben Prozentpunkte mehr als noch am vergangenen Montag. „Nach dem Auf und Ab der Kurse in der vergangenen Wochen überrascht das Ergebnis nicht“, meint Heibel.

Und passend zur Neutralität im Sentiment ist auch die Selbstzufriedenheit der Anleger moderat. Mit 80 Prozent (minus drei Prozentpunkten gegenüber Vorwoche) sehen die meisten ihre Erwartungen kaum oder überwiegend erfüllt. Nur unverändert zehn Prozent haben auf diese Seitwärtsbewegung spekuliert, neun Prozent wurden überrascht.

Doch der Zukunftsoptimismus ist deutlich eingeknickt. Nur noch gut jeder Dritte erwartet für den Dax in drei Monaten steigende Kurse – sieben Prozentpunkte weniger als am vergangenen Montag. Fast jeder vierte fürchtet einen Abwärtsimpuls, 29 Prozent sind neutral eingestellt.

Die Investitionsbereitschaft hingegen ist unverändert zur Vorwoche: 20 Prozent wollen in den kommenden beiden Wochen zukaufen, 17 Prozent verkaufen, mit 63 Prozent warten die Allermeisten bis auf weiteres ab.

Während sich aus dem Handelsblatt-Dax-Sentiment eher keine eindeutigen Prognosen ableiten lassen, wie sich die Börsen in der nächsten Zeit entwickelt, ist das Sentiment der Stuttgarter Börse eindeutiger. Dort sind die Privatanleger bullish eingestellt: Die Mehrheit hat beim Kauf von Dax-Hebelprodukten auf steigende Kurse gesetzt.


In den USA deutet sich eine Korrektur an

Das war in den vorherigen Sommermonaten anders. In dieser Zeit lag dieser Euwax-Chart im negativen Bereich, die Anleger spekulierten auf fallenden Kruse und wollten sich teilweise dagegen absichern. Das Euwax-Sentiment ist eher ein Kontraindikator. Als das Sentiment im negativen Bereich lag, waren Kursverluste eher begrenzt. Der jetzige Umschwung lässt eine andere andere Schlussfolgerung zu: In der Vergangenheit folgt häufig eine Dax-Korrektur.

Die technischen Indikatoren der US-Märkte sind ebenfalls wieder nach oben geschnellt. Der „Angst und Gier Index“, der anhand technischer Marktdaten ermittelt wird, steht mit 70 Prozent wieder knapp unter dem Bereich der extremen Gier. Auch in den USA ist gerade das Put/Call-Verhältnis zu optimistisch. Zudem zeigt das Markt-Momentum im S&P 500 einen zu schnellen Anstieg des Indexes in den vergangenen Wochen an, was nach Meinung von Heibel zumindest eine längere Seitwärtsbewegung, wenn nicht gar eine Korrektur nach sich ziehen könnte.

Mit 90 Prozent Investitionsquote sind institutionelle Anleger in den USA nach wie vor sehr stark investiert. „Woher soll der nächste Nachfrageschub kommen?“, fragt der Animusx-Inhaber. Immerhin geben Blogger und Börsenbriefschreiber in den USA nur noch 43 Prozent Kaufempfehlungen aus, was einem normalen Wert entspricht. Der US-Privatanleger traut der positiven Börsenstimmung nach wie vor nicht, mit einer Bullenquote von 19,1 Prozent sind US-Privatanleger nach wie vor pessimistisch eingestellt.

Für Heibel dominiert nach wie vor einen neutrale Haltung in Deutschland, der Zukunftsoptimismus hat diese Woche einen Dämpfer bekommen. Ob dafür EZB-Präsident Draghi verantwortlich sei, oder aber ob die Zickzack-Bewegung im Dax der vergangenen Wochen einfach an den Nerven der Anleger zehre, lasse sich nicht Umfrage ableiten, meint Heibel.


Anleger sollten auf niedrigere Kurse warten

Nach der Sommerpause gibt es nun eine Reihe von Institutionellen Anlegern, die ihre Portfolios überarbeiten. Das bedeutet nicht nur neue Käufe, sondern auch Verkäufe unbeliebter Positionen. „Einen Richtungsimpuls kann ich aus dieser Aktivität ebenfalls nicht ausmachen“, meint der Sentimentexperte.

Der Dax ist an diesem Montag aus der mehr als vierwöchigen Handelsspanne zwischen 10.500 Punkten auf der Unter- und 10.750 Zählern auf der Oberseite ausgebrochen. „Aus Sicht der Sentimentanalyse gibt es derzeit keine Euphorie, die als Warnung interpretiert werden sollte“, meint Heibel. „Es gibt aber auch keine Niedergeschlagenheit, die auf bald steigende Kurse deuten würde“.

Aus den umfangreicheren Sentimentdaten der Animusx-Plattform lässt sich zusätzlich noch herauslesen, dass die Rally im Juli und das Ausbleiben einer stärkeren Korrektur im August inzwischen schon erste Zeichen einer Selbstüberschätzung bei Anlegern hervorruft. Das wäre als Warnung zu interpretieren. „Es wird also nicht schaden, mit weiteren Käufen abzuwarten, bis der Dax ein wenig tiefer steht“, meint Heibel.

Die Handelsblatt-Umfrage startet jeden Freitag und endet am Sonntag. Die Auswertung lesen Sie tags darauf auf Handelsblatt Online. Einfacher haben es Leser, die sich für eine kostenlose Erinnerungsmail eintragen. Sie erhalten automatisch eine Mail mit der Bitte, an der Umfrage teilzunehmen, und eine, wenn die Experten-Auswertung auf Handelsblatt Online zu lesen ist.

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