Dax-Unternehmen Gewinn der Dax-Konzerne schrumpft

Im zweiten Quartal 2016 haben die großen deutschen Unternehmen sieben Prozent weniger Gewinn eingefahren als im gleichen Quartal des Vorjahrs. Vor allem der stärkere Euro und niedrige Zinsen lasten auf den Erträgen.

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Die Tops und Flops im Dax
Deutsche Konzerne Quelle: DPA
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Deutsche BankSchlechter geht immer. Seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 leiden die Aktionäre des größten deutschen Bankhauses. Die Aktie kostet nur noch 12,60 Euro. Das sind gut 80 Prozent weniger als vor zehn Jahren. Im zweiten Quartal 2016 brach das Ergebnis vor Steuern um 67 Prozent auf nur noch 408 Millionen Euro ein. Nicht nur die extrem niedrigen Zinsen setzen der Deutschen Bank zu. Hinzu kommen Rechtsstreitigkeiten und der langwierige Konzernumbau. Quelle: AP
Commerzbank Quelle: dpa

Der Dax jagt von einem Hoch zum Nächsten: Auf dem Höhepunkt der deutschen Bilanzsaison kletterte der Leitindex am Donnerstag um 0,9 Prozent auf 10.742,84 Punkte - das war der höchste Stand in diesem Jahr. Experten machten für die Rally nicht nur unerwartet gute Bilanzzahlen wie die vom "Persil"-Hersteller Henkel verantwortlich. Vor allem die Aussicht auf langanhaltend niedrige Leitzinsen lasse Anleger zu Aktien greifen.

Die 30 Dax-Konzerne verdienten im zweiten Quartal 2016 zwar nicht mehr ganz so viel wie im vergangenen Rekordjahr 2015, aber immer noch ordentlich. Rund eine Milliarde Euro strich jeder Dax-Konzern im Schnitt ein – insgesamt summieren sich die Gewinne auf 29,8 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Unternehmensberatung EY zu den jüngsten Finanzberichten. Damit verdienten die Unternehmen der ersten Börsenliga zwar deutlich weniger als im zweiten Quartal 2015. Die erreichten 29,8 Milliarden sind aber immer noch der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre.

Auch beim Umsatz legten die Unternehmen ein ordentliches Quartal hin. Er sank nur leicht um gut ein Prozent. EY-Geschäftsführer Meyer stellt den Unternehmen ein gutes Zeugnis aus: „Die Dax-Konzerne haben sich im zweiten Quartal wacker geschlagen – trotz des konjunkturellen Gegenwinds und ungünstiger Wechselkurseffekte.“ Zurückzuführen sei der stabile Geschäftsverlauf vor allem auf die wirtschaftliche Erholung in Europa und die weiterhin gute Marktlage in Nordamerika, so Meyer. In Europa erzielten die Dax-Konzerne demnach zwei Prozent mehr Umsatz.

Starker Euro drückt Umsätze

Gegenwind spüren die hiesigen Unternehmen hingegen durch den seit Jahresbeginn etwas stärkeren Euro. Der Euro legte im zweiten Quartal verglichen mit der Vorjahresperiode gegenüber vielen Währungen zu; etwa gegenüber dem Schweizer Franken, dem chinesischen Renminbi oder dem US-Dollar.

Für die Unternehmen ist das ein Problem. Wertet der Euro gegenüber anderen Währungen auf, sind die im Ausland erzielten Umsätze in Euro gerechnet weniger wert. Ein Beispiel: Angenommen, Daimler verkauft in diesem Jahr genauso viele Autos zum selben Preis in den USA wie im vergangenen; der Umsatz in Dollar bleibt also gleich. Sinkt aber der Wert eines Dollars in Euro („der Euro steigt“), fällt der Umsatz in Euro gerechnet trotzdem. 800 Millionen Euro gingen Daimler dadurch allein im zweiten Quartal durch die Lappen. Im vergangenen Jahr hatten die exportorientierten deutschen Firmen noch vom gegenteiligen Effekt profitiert. Damals notierte der Euro verglichen mit dem Vorjahr deutlich schwächer, die Umsätze wuchsen – auch durch Wechselkurseffekte – deutlich.

Zu spüren bekamen die relative Stärke der heimischen Währung in diesem Jahr aber nicht nur die Autobauer, sondern zum Beispiel auch Kosmetikhersteller Beiersdorf. Ohne Wechselkurseffekte hätte der Hamburger Nivea-Produzent im ersten Halbjahr gut drei Prozent mehr Umsatz erzielt. Rechnet man den negativen Effekt durch den Euro aber mit ein, steht ein hauchdünnes Umsatzminus – wie im gesamten Dax.

Federn lassen im zweiten Quartal

Gewinne durch Sondereffekte beeinflusst

Während der Umsatz also in etwa gleich blieb, verzeichneten die Unternehmen deutlich weniger Gewinn. Vor Steuern und Zinsen verdienten die Dax-Konzerne von April bis Juni sieben Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Auch das verbuchen die Macher der EY-Auswertung angesichts der schwierigen Bedingungen als Erfolg. „Die Rahmenbedingungen sind zurzeit alles andere als ideal“, sagt Meyer. „Wirtschaftliche und politische Turbulenzen sorgen für Verunsicherung und erschweren die langfristige Planung von Investitionen.“

Dass das Gewinnminus im zweiten Quartal trotzdem verhältnismäßig moderat ausfiel, lag jedoch auch an einigen Sondereffekten, etwa beim Dax-Sorgenkind E.On. Der Düsseldorfer Energiekonzern steigerte sein Betriebsergebnis um 122 Prozent auf 734 Millionen Euro und legte damit den größten Gewinnsprung hin. E.On verbuchte dabei einen außerordentlichen Gewinn, weil Derivate, mit denen sich der Konzern gegen Marktschwankungen absichert, deutlich im Wert stiegen. Ohne diesen Sondereffekt wäre der operative Gewinn zurückgegangen.

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