Dax-Unternehmen in der Krise So vermeiden die Konzerne weitere Katastrophen

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Existenzbedrohende Strafen

Konsequentes Handeln ist besonders dann angesagt, wenn wie damals bei Siemens und aktuell bei Volkswagen und der Deutschen Bank US-Behörden involviert sind. Denn wenn die Unternehmen unzureichend kooperieren, können deren Strafen existenzbedrohende Ausmaße annehmen. Die Deutsche Bank musste auch deshalb eine besonders hohe Strafe für die Manipulation der Libor-Zinssätze zahlen, weil sie bei deren Aufklärung nur widerwillig mitmachte.

Schürrle hat beobachtet, dass sich viele Unternehmen immer noch wegducken und hoffen, dass der Sturm an ihnen vorbeizieht. „Der Druck ist in Deutschland immer noch zu gering“, sagt er. Bestimmte Delikte wie Korruption sind schwer zu erfolgen, die Behörden bis auf wenige Ausnahmen schlecht ausgestattet. Folglich scheuten viele Unternehmen die Kosten für ein wirklich wirksames Kontrollsystem. Dabei zahle sich das aus. Natürlich ließen sich Missetaten nie ganz verhindern, ihre Folgen seien aber begrenzbar. „Unternehmen haben die Wahl, nur kleine Einzelfehler zuzulassen oder ganz große zu riskieren“, sagt Schürrle.

Um Letzteres zu verhindern, müssen die Botschaften von oben auch ankommen. Das misslang etwa bei dem Unternehmen, das seine Mitarbeiter via Internetfilm für moralische Fallstricke sensibilisieren wollte. Alle Beschäftigten im Vertrieb hatten die Schulung absolviert. Scheinbar. Denn bei einer Überprüfung kam heraus, dass sie den Lehrgang zur gleichen Zeit am gleichen Computer absolviert hatten. Die Abteilung hatte zusammengelegt, damit die Sekretärin die lästige Aufgabe am Wochenende für sie erledigte.

Mit solchen Situationen ist Günter Degitz bestens vertraut, der für die Beratung Alix-Partners im Auftrag von Unternehmen Fehlverhalten aufklärt und zu vermeiden hilft. Dabei geht es um technische und organisatorische Fragen wie die internationale Aufstellung der Organisation, die Unternehmen häufig vernachlässigten. Das Wichtigste jedoch sei der Wille, es tatsächlich besser zu machen.

„Oft stoßen Unternehmen durch interne Untersuchungen oder Hinweise von Mitarbeitern auf Fehlverhalten, gehen dem aber nicht entschlossen genug nach“, sagt Degitz. Gerade die eigenen Leute seien die wichtigste Quelle, gut die Hälfte aller Vorfälle komme durch Tipps aus den eigenen Reihen ans Licht. Und zwar nicht nur, wenn sie über die offiziellen Kanäle wie die vielerorts eigens eingerichtete Telefonhotline eingehen, sondern auch dann, wenn ein anonymes Schreiben auftaucht.

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