Deka-Chefanlagestratege Hagenstein "Gute Einstiegsmöglichkeiten in den Schwellenländern"

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Die interessantesten Branchen

Wie Schwellenländer- und Rohstoffwährungen abgeschnitten haben

Welche Branchen favorisieren Sie im Moment?

In solchen Korrekturphasen wie jetzt sind Finanzwerte gute Käufe. Einige europäische Banken sind mittlerweile deutlich besser aufgestellt als noch vor einigen Jahren. Allerdings muss man den Stresstest der EZB abwarten, der kann wieder einiges durcheinander bringen. Versicherer und Vermögensverwalter profitieren weiterhin von den fallenden Risikoprämien in der Peripherie und dem insgesamt positiven Kapitalmarktumfeld. Grundsätzlich finden wir aktuell Sektoren interessant, die von der positiven Konjunkturentwicklung in Europa und den USA profitieren, aber gleichzeitig nicht zu stark von den Entwicklungen in den Schwellenländern abhängen. Dazu gehört zum Beispiel der Transportsektor und insbesondere Fluglinien. Hier ist die konjunkturelle Belebung in den Zahlen zu spüren und über Kostensenkungsprogramme sind auch mikroökonomische Treiber vorhanden. Zusätzlich sind die Bewertungen im Gegensatz zu anderen zyklischen Sektoren noch moderat. Der Energiesektor könnte in 2014 ein Überraschungskandidat sein, ähnlich wie in 2013 die Telekommunikationsunternehmen. Der Sektor ist historisch sehr günstig bewertet und wurde zuletzt stark gemieden. Hier könnte schon ein Ausbleiben von negativen Nachrichten für eine Neubewertung sorgen.

Welche anderen Risikofaktoren für die Märkte sehen Sie?

Abgesehen vom aktuellen Gefahrenherd in der Ukraine und den schon erwähnten Stresstests für die Banken wird auch die Europawahl eine Rolle spielen. Kommt es zu nennenswerten Zugewinnen der radikalen Parteien, so wie es zurzeit aussieht, wird das Unsicherheit an die Märkte bringen. Insbesondere Zykliker würde das zurückwerfen. Und schließlich muss man auch die weitere konjunkturelle Entwicklung in China verfolgen.

Und wie sieht es mit der Krise in den Schwellenländern aus?

Auch die wird die Märkte weiterhin beeinflussen – vor allem da die Investoren das Geld, welches sie aus Ländern wie der Türkei, Indien oder Brasilien abgezogen haben, jetzt in Europa oder den USA wieder anlegen. Die lokalen Renditen, in der jeweiligen Währung, steigen allerdings. Es wird bald gute Einstiegsmöglichkeiten dort geben, beispielsweise in Brasilien könnten sich Investments dann wieder lohnen.

Auch in die USA fließt viel Kapital aus den Schwellenländern, Ökonomen erwarten, dass sich die Konjunktur dort schneller erholt als in der Euro-Zone. Sollten Anleger lieber an der Wall Street kaufen, statt in Europa zu investieren?

Die konjunkturelle Entwicklung spricht tatsächlich eher für die USA. Zwar sind die letzten Daten etwas schlechter ausgefallen, offensichtlich war das aber nur eine Folge der Kältewelle im Osten der USA. Allerdings sind die Bewertungen eher ein Argument für den europäischen Markt, die Bewertungsprämie von US-Aktien gegenüber europäischen ist mittlerweile relativ hoch.

Dabei sind einige Beobachter auch für Europa skeptisch und warnen bereits vor Überhitzungen, sollte die EZB sich nicht rechtzeitig von ihrer expansiven Geldpolitik verabschieden.

Bisher sehe ich keine Überhitzungsgefahr, die Bewertungen sind moderat.

Dafür sind Anleihen aus den Peripheriestaaten wieder gefragt. Der Bund wird teilweise seine Papiere nicht los, weil Staatsanleihen aus Italien oder Spanien eine deutlich bessere Rendite abwerfen. Ist das auch für Privatanleger eine Chance?

Nein, für den Einstieg ist es dort zu spät. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass der Reformdruck in diesen Ländern immer noch extrem hoch ist. 

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