Dekadent und unrentabel Die Hedgefonds-Stars haben ausgefeiert

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Enttäuschende Eitelkeit

Howard will es aber noch mal wissen. Im März legte er einen neuen Fonds auf, der nur von ihm persönlich gemanagt wird. Gut ein Drittel seines auf 1,4 Milliarden Dollar geschätzten Privatvermögens habe Howard in den Fonds gepackt, heißt es. Wer ihm noch eine Chance geben will, muss mindestens 50 Millionen mitbringen. Howard setzt für sein Comeback vor allem auf die US-Notenbank und deren Zinspolitik. Wenn sich die Zinsen bewegten, hätten seine Hedgefonds in der Vergangenheit gute Renditen abgeworfen, sagt er.

Diese Investmentlegenden sollten Anleger kennen
Benjamin Graham (1894 - 1976) Graham wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, nachdem seine verwitwete Mutter alles Hab und Gut durch Aktienspekulationen verloren hatte. Der Ausnahmeschüler schloss bereits mit 20 Jahren sein Studium ab und arbeitete anschließend an der Wall Street, wo auch die New Yorker Börse beheimatet ist. Später lehrte er an der Columbia University Wirtschaftswissenschaften. Sein Buch "Security Analysis" (1934) gilt als Standardwerk, die spätere populärwissenschaftliche Version "Intelligent Investor" gilt als Bibel der sogenannten Value-Investoren und war ein Bestseller. Quelle: Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0 ,Equim43
André Kostolany Quelle: dpa/dpaweb
Warren Buffett Quelle: REUTERS
George Soros Quelle: dpa
Jens Ehrhardt Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Rächer der Enttäuschten

Grundsätzlich aber, so viel scheint klar, läuft etwas schief bei den ehemaligen Stars wie Ackman, Paulson oder Howard. Einigen steht wohl die eigene Eitelkeit im Weg. Wer einmal in einem Jahr Milliarden verdient hat, glaubt an die eigene Unfehlbarkeit und lässt nur schwer von Rezepten, die einmal funktionierten. Anders als den Quants fehlen den traditionellen Hedgefondsmanagern zudem Kontrollmechanismen, die sie vor schlechten Ideen bewahren. Beispielhaft dafür ist der Fall Ackman.

Dokumentarfilmer Ted Braun hat Bill Ackman bei seiner Arbeit zum Film „Betting on Zero“ persönlich kennengelernt: „Er ist per se ein sehr skeptischer Mensch. Er stellt viele und kluge Fragen, bevor er eine Entscheidung trifft.“ Allerdings: Sobald Ackman ein Urteil gefällt hat, gibt es kein Zurück mehr. „Ackman ist von sich und seinen Entscheidungen total überzeugt“, sagt Braun.

Verhoben: ill Ackmans Privatkrieg gegen Diätanbieter Herbalife brachte ihm bisher nur Verluste. Quelle: AP

Das gilt vor allem für seinen Kampf gegen Herbalife, einen US-Anbieter von Diätprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln. Immer wieder versucht Ackman das Unternehmen mit Wetten auf fallende Kurse in die Knie zu zwingen – ohne nachhaltigen Erfolg.

Für den 51-Jährigen geht es längst um mehr als um den finanziellen Erfolg. Ackman verkauft seine Herbalife-Kritik als Kampf Gut gegen Böse. Der Milliardär gibt sich als Anwalt der Armen und versammelt ehemalige Herbalife-Vertriebsleute – oft gering Qualifizierte, fast immer mit Migrationshintergrund – hinter sich, die sich vom Konzern betrogen fühlen. „Amerika geht es besser, wenn der Konzern von der Bildfläche verschwindet“, sagt Ackman.

Besonders frustrierend für Ackman ist, dass seine Zweifel an Herbalife zum Teil begründet sind. So sprach die US-Aufsichtsbehörde FTC im vergangenen Jahr ehemaligen Herbalife-Vertrieblern 200 Millionen Dollar Entschädigung zu und forderte das Management auf, das Unternehmen umzustrukturieren. Ted Brauns Film, der 2016 erstmals gezeigt wurde, hatte die umstrittenen Praktiken des als Strukturvertrieb organisierten Unternehmens aufgedeckt.

Anleger lässt das jedoch bisher kalt. Statt vom Börsenzettel zu verschwinden, hat Herbalife in diesem Jahr 46 Prozent zugelegt. Hauptprofiteur ist Carl Icahn, ein milliardenschwerer Investor, dem 24,5 Prozent von Herbalife gehören. Icahn und Ackman verbindet eine innige Feindschaft. Gut möglich, dass es beim Kampf um Herbalife auch ums Ego der beiden Alphatiere geht.

Für seine Niederlage auf dem Tennisplatz kann sich Ackman im kommenden Jahr als Co-Captain des Team USA beim Finance Cup, einem Turnier für aktivistische Investoren, revanchieren. Im Kampf gegen Icahn dagegen droht ihm bald die Luft auszugehen. Die Wetten auf fallende Kurse bei Herbalife kosten einfach zu viel Geld – das seiner Anleger und sein eigenes.

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