Delivery Hero, Auto1 & Co. Deutsche Start-ups schwimmen im Geld

Deutsche Start-ups haben im ersten Halbjahr 2,2 Milliarden Euro eingesammelt – ein Rekordwert. Dabei profitierten die Jungunternehmen von der guten Entwicklung an der Börse. Es gibt jedoch erste Stimmen, die warnen.

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Erfolgreiches Debüt auf dem Börsenparkett – CEO Niklas Östberg (r.) ist voll zufrieden. Quelle: Pressefoto

Frankfurt Deutschland erlebt eine neue Gründerzeit: Die Start-ups haben im ersten Halbjahr 2017 so viel Geld eingesammelt wie noch nie zuvor. Mit rund 2,2 Milliarden Euro und 264 Finanzierungsrunden wurde der bisherige Rekordwert aus dem ersten Halbjahr 2015 deutlich übertroffen. Das geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hervor.

Vor zwei Jahren waren in 155 Transaktionen zusammen 1,95 Milliarden Euro in die Jungunternehmen geflossen. In diesem Jahr haben auch bereits zwei Mega-Deals den deutschen Wagniskapitalmarkt aufhorchen lassen: Der südafrikanische Investor Naspers war im Mai mit 387 Millionen Euro beim Berliner Essen-Lieferdienst Delivery Hero eingestiegen, der mittlerweile an der Börse notiert. Und im gleichen Monat hatte der Auto-Großhändler Auto1 insgesamt 360 Millionen Euro bei verschiedenen Investoren eingesammelt.

„Die deutsche Start-up-Szene hat sich im ersten Halbjahr wieder sehr lebhaft entwickelt“, sagt Peter Lennartz, Partner bei EY. „Zum Positivtrend dürfte auch die gute Entwicklung an den Börsen beitragen, die für Investoren einen erfolgreichen Exit per Börsengang wieder wahrscheinlicher macht“, ergänzt der Experte. Zusätzlichen Rückenwind könnte im zweiten Halbjahr auch der Börsengang von Delivery Hero bringen, der erfolgreich verlief und mit einem Emissionsvolumen von 996 Millionen Euro das größte Debüt in diesem Jahr in Deutschland war.

Unangefochten bleibt Berlin die Gründerhauptstadt, hier flossen in den ersten sechs Monaten knapp 1,5 Milliarden Euro oder zwei Drittel des gesamten Investitionsvolumens in der Bundesrepublik. Allerdings machten sich auch hier die beiden Mega-Geldspritzen für Delivery Hero und Auto1 bemerkbar, gemessen an der Zahl der 116 Finanzierungsrunden in Berlin stagnierte der Markt dort. Auf den weiteren Plätzen folgten Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Die Geldschwemme führt aber auch zu ersten skeptischen Stimmen, die sich an die Goldgräberstimmung um das Jahr 2000 herum erinnert fühlen, als vollkommen untaugliche Geschäftsmodelle zu einem Platz der Internetblase führten. „Es gibt heute im Markt sicher auch Parallelen zur Euphorie um die Jahrtausendwende. Die Start-ups in Berlin sind oft überhitzt, dort fließt meines Erachtens zu viel Geld von Family Offices und auch US-Investoren in die Geschäftsmodelle“, sagt Paul-Josef Patt, Chef des Risikokapitalgebers eCapital. Mittlerweile seien auch erste Adressen aus den USA wie etwa die Venture-Capital-Manager von Kleiner Perkins, Battery Ventures oder Sequoia in Deutschland unterwegs, die junge Firmen wie 6Wunderkinder, GoEuro oder Outfittery aufpäppeln. Laut Patt könnte der Höhepunkt des Hypes schon überschritten sein.

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