Der Kandidat und die Börse Die Trump-Profiteure

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Und welchen Präsidenten wünscht sich die Börse?


Und welchen Präsidenten wünscht sich die Börse? Traditionell werden Republikaner von Investoren und Anlegern bevorzugt. Sie gelten allgemein als wirtschaftsliberaler und weniger regulierungsfreundlich. Doch die Realität sieht laut der französischen Großbank BNP Paribas anders aus. Hätte man am 12. April 1945 zwei 10.000-US-Dollar-Depots gestartet, das eine dabei nur zu Amtszeiten von Demokraten, das andere nur zu Amtszeiten von Republikanern eins zu eins in den S&P 500 Index investiert, wäre das Ergebnis wie folgt: Das Republikaner-Depot wäre auf rund 46.000 US-Dollar gestiegen, das Demokraten-Depot würde heute hingegen bei 300.000 US-Dollar stehen.

Dementsprechend war der beste Präsident, was die Aktienkursentwicklung seit 1945 angeht, auch ein Demokrat: Bill Clinton. In seiner achtjährigen Amtszeit von 2001 bis 2009 stieg der S&P 500 um 209 Prozent. Bei allen Demokraten lag dieser Index am Ende der Amtszeit im Plus.

Zwar belegen die Ränge hinter Clinton mit Eisenhower (plus 129 Prozent) und Reagan (plus 117 Prozent) zwei Republikaner, doch zwei Konservative bilden auch das Schlusslicht. Unter George W. Bush fiel dieser Index um 40 Prozent, während der nur fünfeinhalbjährigen Amtszeit von Richard Nixon gab der S&P 500 mehr als 20 Prozent nach. Es sind die einzigen beiden Präsidenten, deren Amtszeit seit 1945 mit einer negativen Aktienentwicklung endete.

Doch was ist dran an der demokratischen Outperformance? „Vielleicht liegt das Geheimnis gar nicht so sehr in einer möglichen größeren wirtschaftlichen Kompetenz der Demokraten, sondern vielmehr in einer politisch-gesellschaftlichen“, schreibt die BNP Paribas.

Demokratische US-Präsidenten waren in der Vergangenheit öfter in der Lage, Konflikt und Differenzen friedlich beizulegen: John F. Kennedy etwa widerstand dem Versuch des US-Militärs, Kuba anzugreifen; unter Jimmy Carter wurden der SALT-II-Vertrag (Begrenzung der strategischen Offensivwaffen) mit der damaligen UdSSR ausgehandelt und diplomatische Beziehungen mit China aufgenommen; und Truman konnte mit seinem Marshallplan Gräben überwinden helfen, denn letztendlich bedeutete der Plan ja nichts anderes, als einem ehemaligen Gegner, Deutschland, zu helfen. „Demokraten überwinden Gräben“, lautet das Fazit der französischen Großbank.

Und die Republikaner? Während republikanischer Amtszeiten kam es oft zu Konfrontationen, auch innerhalb der Gesellschaft. Die Watergate-Affäre (Ausspionierung des politischen Gegners) unter Richard Nixon etwa spaltete die US-Gesellschaft zutiefst und George W. Bush führte sein Land gleich in mehrere Kriege (Irak und Afghanistan). Zudem traf Bush zahlreiche Entscheidungen, die auch in den USA heftige Debatten nach sich zogen, wie etwa das Einbehalten von Geldern, die für Programme der Vereinten Nationen (UN) verwendet werden sollten, und das Zurückstellen von Klimaschutzberichten. „Republikaner gehen auf Konfrontation“, schreibt die BNP Paribas. Für diese These ist deren aktueller Kandidat Donald Trump das beste Beispiel. Ein meterhoher Zaun an der Staatsgrenze hilft jedenfalls nicht dabei, Gräben zu überwinden.

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