Deutsche Bank und Commerzbank Analysten sehen Ende der Bankaktien-Rally

Die Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank haben sich in den vergangenen Monaten verdoppelt – doch nun droht ein Ende dieser Rally. Deutschlands größte Bank dämpft die Erwartungen an die Quartalszahlen.

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Düsseldorf Bankaktionäre haben in den vergangenen zehn Jahren besonders starke Nerven bewahren müssen. In der Finanzkrise rauschten die Titel von Geldhäusern weltweit in den Keller. Während vor allem die US-Banken die Wende an der Börse geschafft haben, dümpeln die Kurse der beiden großen deutschen Geldhäuser Deutsche Bank und Commerzbank noch immer auf dem Niveau herum, auf das sie in den Krisenjahren 2007 bis 2009 abgerutscht sind.

Dabei haben die deutschen Banktitel in den vergangenen zwölf Monaten eine respektable Rally hinter sich und ihre Kurse in diesem Zeitraum inzwischen verdoppelt. Offenbar haben Spekulationen auf ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik die Aktien der Banken in den vergangenen Monaten wieder nach oben getrieben.

Das Papier der Deutschen Bank rutschte im Oktober des vergangenen Jahres auf ein historisches Allzeittief von unter zehn Euro, kämpfte sich zwischenzeitlich wieder auf 17,83 nach oben. Derzeit notiert der Titel bei 15,70 Euro. Ebenso die Commerzbank, deren Kurs von 5,15 Euro (August 2016) sich auf 11,32 Euro mehr als verdoppelt hatte. Aktuell wird der Finanzwert bei 10,31 Euro gehandelt.

Trotz der Zuwächse raten Händler und Analysten weiter davon ab, sich mit Aktien der hiesigen Institute einzudecken. „Man kann inzwischen wieder guten Gewissens in fast allen Ländern in Bankaktien investieren, außer in Deutschland“, sagt Aktienhändler Stefan de Schutter vom Brokerhaus Alpha Trading. „Langfristige Investments in Deutsche Bank und Commerzbank sollten gut überlegt werden, denn die Probleme der Banken sind einfach zu groß.“

Auch der Handelsblatt-Analystencheck ist skeptisch, was die weitere Kursentwicklung der beiden deutschen Bankaktien angeht. Den sechs Kauf- stehen zehn Verkaufempfehlungen bei Deutschlands größtem Geldhaus gegenüber. 20 Experten bewerten diese Aktie mit neutral. Und das Kurspotenzial ist sehr bescheiden: Das gewichtete Kursziel, bei dem jüngere Analysen gegenüber älteren stärker berücksichtigt werden, liegt bei 16,53 Euro und damit nur knapp einen Euro über dem aktuellen Kurs.

Am Donnerstag steht eine Weichenstellung für die weitere Kursentwicklung bevor. Deutschlands größtes Geldhaus legt am Donnerstag neue Quartalszahlen vor. Die Erwartungen sind nicht sehr hoch. Der stellvertretende Chef Marcus Schenck dämpfte die Erwartungen an das Abschneiden im Frühjahr bereits.

Noch deutlicher wird das Risiko von Kursverlusten bei der Commerzbank: Das gewichtete Kursziel im Handelsblatt-Analystencheck liegt mit 8,89 Euro deutlich unter der aktuellen Notierung vom Freitag bei 10,30 Euro. Dabei hatte die Aktie der „gelben Bank“ bereits am Freitag mehr als zwei Prozent verloren. Ein Blick auf alle Studien der vergangenen Monate zeigt: Die Zahl der Verkaufsempfehlungen ist mit 12 doppelt so hoch wie die der „Buy“-Beurteilungen. 33 Analysten bleiben neutral.


Kurse hinken im Vergleich zur Konkurrenz hinterher

Auch Bankanalyst Michael Seufert von der NordLB ist skeptisch. „Das Umfeld für die deutschen Banken ist und bleibt schwierig. Auch wenn eine Euphorie aufgetreten ist, dass sich an dem Niedrigzinsumfeld bald etwas ändern könnte, ist das kein Grund zum Jubeln.“

Denn längerfristig betrachtet haben die Kurse von Deutscher Bank und Commerzbank seit dem Beginn der Finanzkrise rund 90 Prozent an Wert eingebüßt. Neben den Problemen im Kreditgeschäft, die durch die Finanzkrise zutage getreten sind, leiden sie unter den anhaltend niedrigen Leitzinsen in der Euro-Zone. Dadurch ist es für sie schwerer geworden, auskömmliche Erträge zu erwirtschaften.

Im Vergleich zur Konkurrenz hinken die Aktienkurse der Deutschen Bank und der Commerzbank sowie die beiden Schweizer Institute Credit Suisse und UBS ihren Rivalen an der Börse aber weit hinterher.
So legten die Aktien der spanischen Banco Santander, der französischen Institute Credit Agricole und Société Générale oder der britischen Häuser HSBC und Barclays deutlich stärker zu und sind teilweise wieder so viel wert wie vor der Krise. Die Titel der US-Investmentbank Goldman Sachs erklommen kürzlich sogar ein Rekordhoch.

„Die meisten Banken in den USA und anderen europäischen Ländern haben ihre Hausaufgaben gemacht und stehen auf soliden Beinen“, sagt Händler de Schutter. Auch die Regierungen, die den Banken in der Krise Staatshilfe gewährt haben, hätten sich rechtzeitig zurückgezogen. An der Commerzbank ist die Bundesregierung dagegen noch beteiligt. Das schrecke viele Investoren ab. Der Staat schoss der Bank in der Krise 18 Milliarden Euro zu, um einen Zusammenbruch zu verhindern.

Ein großer Belastungsfaktor für die beiden im Dax notierten Banken ist nach Meinung der Experten ein altbekanntes Problem: Der deutsche Bankenmarkt ist stark zersplittert, weil Volksbanken und Sparkassen mitmischen. „Dadurch ist der Wettbewerb viel höher als in anderen Ländern und der Druck auf die Gewinnmargen größer“, sagt Seufert.

Er empfiehlt Deutsche Bank und Commerzbank zum Verkauf. Der NordLB-Analyst rät auch zur Vorsicht bei US-Bankaktien, ihre Bewertung sei schon relativ hoch. Sie seien zwar gestärkt aus der weltweiten Finanzkrise hervorgegangen, aber die Fantasien über steigende Leitzinsen seien weitgehend eingepreist. „Anlagen in Finanztitel sollten generell sehr gut überlegt werden.“

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