Deutsche-Börse-Chef unter Insiderhandels-Verdacht Aufsichtsrat stellt sich hinter Kengeter

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"So einfach ist die Angelegenheit nicht"

Ob bei dem Aktienkauf alles mit rechten Dingen zugegangen ist, nehmen auch die Wertpapieraufseher der BaFin unter die Lupe. Sie habe die Untersuchung aber noch nicht abgeschlossen, die sie in solchen Fällen regelmäßig betreibt, sagte eine Sprecherin der Bonner Behörde. "So einfach ist die Angelegenheit nicht", hieß es in Aufsichtskreisen. Auslöser der Ermittlungen waren vielmehr Strafanzeigen gegen Kengeter, eine davon anonym, wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte. Diese befasst sich bereits seit Februar 2016 mit dem Verdacht.

Die LSE will sich von den Ermittlungen gegen Kengeter nicht von dem Fusionsplan abbringen lassen. Die Londoner Börse begrüße die Rückendeckung Fabers für den Deutsche-Börse-Chef. "Wir freuen uns, weiter an der Vollendung der vorgeschlagenen Fusion zu arbeiten", sagte ein LSE-Sprecher. Die beiden Börsenbetreiber haben dabei aber noch hohe regulatorische Hürden zu überwinden, von der EU-Kommission bis zur hessischen Börsenaufsicht. Ein Knackpunkt ist, wo die fusionierte Börse ihren Sitz haben soll - zumal nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die Deutsche-Börse -Aktie gab am Donnerstag 1,2 Prozent nach, LSE verloren 0,8 Prozent.

Kengeter als Wachstumstreiber angeheuert

Mit dem Vergütungsprogramm wollte der Aufsichtsrat der Börse Kengeter einem Insider zufolge langfristig an das Unternehmen binden. Die Compliance- und Rechtsabteilung habe den Aktienkauf vorab geprüft und grünes Licht gegeben. Kengeter hatte sich bei dem aus eigenen Mitteln finanzierten Kauf verpflichtet, die Aktien mindestens bis Ende 2019 zu halten. Das Investment war die Voraussetzung dafür, dass er von der Börse sogenannte "Co-Performance Shares" für ebenfalls 4,5 Millionen Euro erhielt. Deren Wertentwicklung hängt vom Gewinn in den kommenden fünf Jahren sowie von der Aktienrendite der Deutschen Börse im Vergleich zu anderen Finanzkonzernen ab. Ausbezahlt werden sie schrittweise ab 2019.

Der 49-jährige Kengeter hatte zuvor unter anderem für die Investmentbanken UBS und Goldman Sachs gearbeitet. Aufsichtsratschef Faber hatte ihn in der Hoffnung verpflichtet, dass er für neues Wachstum sorgt. Finanzkreisen zufolge begann Kengeter unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Juni 2015 mit seinen Vorstandskollegen über denkbare Fusionen und Zukäufe zu sprechen - inklusive eines Deals mit der LSE. Konkrete Vorbereitungen und erste Sondierungsgespräche fanden Insidern zufolge aber erst im Januar 2016 statt - nach Kengeters Aktienkauf. Faber erklärte: "Erst in der zweiten Januarhälfte 2016 haben sich die beiden Chairmen und CEOs gemeinsam darauf verständigt, Verhandlungen über eine Fusion zwischen LSE Group plc und Deutscher Börse AG zu beginnen."

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