Deutsche Börse LSE-Aktionäre stimmen mit deutlicher Mehrheit für Fusion

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Frankfurt nicht automatisch der Brexit-Gewinner

Es sei „nun wichtiger als zuvor, die finanzwirtschaftliche Verbindung zum Vereinigten Königreich stabil zu halten“, ließ Deutsche-Börse-Aufsichtsratschef Joachim Faber nach dem Brexit-Votum erklären. „Der Finanzplatz Frankfurt sollte dabei eine Führungsrolle einnehmen und die Verbindung zwischen Europas größter Volkswirtschaft mit London als dem größten Finanzplatz der Welt sicherstellen.“

Bereits Anfang Mai hatte Faber in einem Interview gesagt, es sei zwischen den Partnern „fest verabredet“, dass im Brexit-Fall noch einmal alles überdacht werde - „inklusive der Frage, wo die Gesellschaft am besten angesiedelt wird“. London als Sitz der Holding sei eine „klare politische Vorgabe der Regierung Cameron“ gewesen. „Andernfalls hätten die Briten sich darauf gar nicht eingelassen.“

Premier David Cameron hat nach der Niederlage bei der Abstimmung seinen Rücktritt für Oktober angekündigt. Die politische Zukunft der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas ist derzeit völlig offen.

Eine Abkehr von den bisherigen Plänen muss allerdings nicht unbedingt bedeuten, dass Frankfurt automatisch das Rennen macht. Vorstellbar sei auch ein Sitz in einer anderen europäischen Stadt, heißt es in Börsenkreisen. Als Kompromiss könnte etwa Amsterdam ins Spiel kommen.

Kengeter und seinem LSE-Pendant Xavier Rolet läuft die Zeit davon. Den komplexen Fusionsprozess neu aufzusetzen, wäre ein Kraftakt - und was wird dann aus der laufenden Abstimmung der Aktionäre? Die Eigner der Deutschen Börse sind aufgerufen, bis einschließlich zum 12. Juli ihre Aktien in Papiere des neuen Unternehmens zu tauschen.

„Die Führung der Deutschen Börse sollte ihre bisherigen Fusionspläne nochmals kritisch hinterfragen und massiv anpassen oder ganz begraben“, forderte der Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Klaus Nieding.

Nach dem Absturz des britischen Pfunds und dem Rückgang des Aktienkurses infolge der Brexit-Entscheidung hat die LSE deutlich an Wert verloren. Deshalb geht unter Aktionären der Deutschen Börse die Angst um, den Konkurrenten zu teuer zu übernehmen. Auch hier gibt es bei den Managern schon Überlegungen, diese Sorgen zu zerstreuen: Sie könnten den Deutsche-Börse-Aktionären eine Sonderdividende anbieten.

Nicht mehr gerüttelt werden kann aus rechtlicher Sicht an der künftigen Machtstruktur des geplanten Konzerns. Die Deutsche Börse soll gut 54 Prozent halten. Den rechtlichen Hauptsitz dagegen könne die geplante Superbörse auch nach Abschluss der Fusion noch verlegen, hieß es in Verhandlungskreisen. Die Behörden könnten die Fusion unter der Bedingung genehmigen, dass der Sitz in der EU sein muss.

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