Deutsche Börse Geplatzte Fusion kostet fast 77 Millionen Euro

Die Deutsche Börse will nach der gescheiterten Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) ihr Angebot im Handel und im Datengeschäft ausbauen. Die geplatzte Fusion und deren Rückabwicklung schlägt heftig zu Buche.

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Carsten Kengeter, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse, während der Hauptversammlung. Quelle: dpa

Der geplatzte Zusammenschluss mit der Londoner Börse war ein teures Vergnügen für die Deutsche Börse. Insgesamt hätten die Kosten bei 76,5 Millionen Euro gelegen, sagte Börsenchef Carsten Kengeter am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Die darin enthaltene Rückabwicklung habe mit etwa 1 Million Euro zu Buche geschlagen.

Die Deutsche Börse hatte mit dem Londoner Wettbewerber einen internationalen Branchenriesen schmieden wollen. Die Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszutreten, erschwerte das Vorhaben jedoch. Vor allem die Frage nach dem Sitz der gemeinsamen Holding war ein Streitpunkt. Am Ende wollte die London Stock Exchange eine Auflage der europäischen Wettbewerbshüter nicht erfüllen, woraufhin die EU-Kommission die Fusion untersagte.

Der Großteil der Kosten war mit 66 Millionen Euro bereits im vergangenen Jahr angefallen. Bei einem erfolgreichen Abschluss der Fusion hätte sich die Rechnung auf 150 Millionen Euro belaufen, hatte Finanzchef Gregor Pottmeyer zu Jahresbeginn geschätzt. Denn dann hätten die beteiligten Banken Erfolgshonorare erhalten.

Deutsche Börse schärft ihre Strategie

Nach dem Scheitern will die Deutsche Börse nun ihr Angebot im Handel und im Datengeschäft ausbauen. "Wir sind davon überzeugt, mit dieser geschärften Strategie den Wachstumspfand weiter zu gehen, auf dem wir uns bereits vor dem geplanten Zusammenschluss befunden haben", sagte Vorstandschef Carsten Kengeter laut Redetext auf der Hauptversammlung. Ohne die Fusion müsse der Konzern nun eben in kleineren Schritten wachsen.

Die Deutsche Börse wolle ihr Angebot in verschiedenen Anlageklassen ausbauen, betonte Kengeter. "Zukunftsweisend ist ganz besonders der Devisenhandel, der Handel von Unternehmensanleihen und der Handel von Energie, Rohstoffen und weiteren Waren." Im Nachhandelsgeschäft sei das Unternehmen in Gesprächen mit Finanzkonzernen, die Dienstleistungen an die Deutsche Börse auslagern könnten. Zulegen will Kengeter auch im Daten- und Indexgeschäft. "Daten sind das Öl im Getriebe der Digitalisierung." Der Markt für Informationsdienstleistungen wachse um zwölf Prozent pro Jahr, um 43 Milliarden Euro bis 2020. "Das ist für uns eine riesige Chance."

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Auch Zukäufe will Kengeter weiter im Blick behalten. Große Börsenzusammenschlüsse seien derzeit zwar schwer vorstellbar, sagt er. "Aber das bedeutet nicht das Aus für Übernahmen, Partnerschaften und Beteiligungen überhaupt. Wo immer dies Wert schafft, werden wir auch in Zukunft dadurch wachsen."

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