Deutsche Börse Hürde für Fusion mit der LSE gesenkt

Die Deutsche Börse hat die erforderliche Zustimmungsquote der Aktionäre für eine Börsenfusion gesenkt. Offenbar gab es Bedenken, ob große Indexfonds der Fusion zustimmen würden.

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Das Brexit-Votum hat die Fusionspläne des Deutsche Börse-Chefs Carsten Kengeter durchkreuzt. Quelle: dpa

Offenbar sorgt sich die Deutsche Börse doch stärker um ihre geplante Fusion mit der Londoner Börse LSE, als bisher gedacht. Deshalb senkte das Unternehmen nun die erforderliche Mindestzustimmungsquote durch die Aktionäre von 75 auf 60 Prozent. Das teilte die Deutsche Börse am Montag mit.

Die Frist, in der sich die Aktionäre mittels Aktienumtausch für das Fusionsangebot entscheiden müssen, verlängert sich deshalb bis zum 24. Juli. Eigentlich hätten die Anleger sich bis zum 12. Juli entscheiden müssen.

Deutschlands größter Börsenbetreiber will mit dem Schachzug sicherstellen, dass auch Indexfonds von großen Anbietern wie Blackrock ihre Papiere andienen. Diese können Aktien bei öffentlichen Übernahmeangeboten nur verkaufen, wenn bestimmte Annahmeschwellen überschritten sind. Für Fonds, die den deutschen Leitindex Dax abbilden, liegt diese Hürde bei 50 Prozent. Bis Freitag hatten jedoch erst gut 25 Prozent der Deutsche-Börse-Aktionäre ihre Papiere angedient.

Das könnte auch daran liegen, dass viele institutionellen Investoren ihre Aktien meist erst am letzten Tag einer solchen Frist andienen. Viele von ihnen haben fest zugesagt, das Fusionsangebot anzunehmen. Indexfonds halten bis zu 15 Prozent an der Deutschen Börse. Bei Übernahmeangeboten ist es immer wichtiger, deren Aktien einzusammeln, weil Anleger ihr Geld zunehmend in börsennotierte Indexfonds (ETFs) stecken. Anbieter wie Blackrock gehören bei großen deutschen Unternehmen deshalb stets zu den wichtigsten Aktionären. Auch der Wohnungskonzern Vonovia hatte bei seiner geplanten Übernahme der Deutsche Wohnen Anfang des Jahres unter Verweis auf Indexfonds die Hürde gesenkt.

Kengeter war zuversichtlich

Die Anteilseigner der LSE haben der Fusion bereits mit großer Mehrheit zugestimmt. Noch in der vergangenen Woche berichtete die "Süddeutsche", Deutsche Börse-Chef Carsten Kengeter rechne offenbar mit einer Zustimmung von rund 95 Prozent, 75 Prozent seien aber in jedem Fall sicher.

Neben der noch nicht gesicherten Zustimmung der eigenen Aktionäre bereitet der drohende Austritt Großbritanniens aus der EU Probleme. Durch das Brexit-Votum der britischen Wähler fällt zum Beispiel der bisher geplante Umzug des Firmensitzes nach London wohl ins Wasser. Auch die Verteilung der Geschäftsfelder muss noch einmal überprüft werden. Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter ist aber Berichten zufolge bereit, die Struktur des neuen Unternehmens der politischen Lage anzupassen.

Offenbar denkt der Deutsche Börse-Chef über eine Doppel-Holding in Frankfurt und London nach, da der Widerstand gegen den Sitz der Holding in London immer größer wurde. Schon vor dem Brexit-Referendum fürchteten viele Kritiker, die Deutsche Börse könnte am Ende britischem Recht unterliegen.

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