Deutsche Börse Trotz höheren Gewinns wackelt die Jahresprognose

Maue Handelsaktivität an den Börsen und eine juristische Hängepartie um Vorstandschef Carsten Kengeter konnten dem Quartalsergebnis der Deutschen Börse diesmal wenig anhaben. Die Stimmung ist dennoch gedrückt.

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Die Deutsche Börse hat ihren Quartalsgewinn gesteigert. Quelle: dpa

Die Deutsche Börse hat sich dem mauen Handel an den Finanzmärkten im Frühjahr nicht entziehen können, hält ihr zu Jahresbeginn ausgegebenes Gewinnziel aber trotzdem noch für erreichbar. "Obwohl die Geschäftsentwicklung damit insgesamt leicht unter unseren Erwartungen lag, ist es weiterhin möglich, das untere Ende unserer Ergebnisprognose für das Gesamtjahr zu erreichen", erklärte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer. Dafür sei allerdings eine Verbesserung des "zyklischen Umfelds" im zweiten Halbjahr die Voraussetzung. Wegen des juristischen Hickhacks um Vorstandschef Carsten Kengeter stellte die Börse Millionen für Rechtsstreitigkeiten zurück.

Pottmeyer und der wegen des Verdachts auf Insiderhandel unter Druck stehende Vorstandschef Kengeter hatten zu Jahresbeginn einen Anstieg des bereinigten Gewinns um zehn bis 15 Prozent in Aussicht gestellt. Im zweiten Quartal kletterte der Betriebsgewinn (Ebit) trotz der geringen Handelsaktivität am Kassamarkt und bei Index- und Aktienderivaten an der zum Konzern gehörenden Derivatebörse Eurex auf 314,2 (2016: 279) Millionen Euro. Grund hierfür waren vor allem Zuwächse bei der Abwicklung von Wertpapiertransaktionen und bei Eurex-Zinsprodukten.

Freude bereitete der Börse in der ersten Jahreshälfte einmal mehr die Abwicklungstochter Clearstream, die Derivatebörse Eurex, in früheren Jahren eines der Zugpferde des Konzerns, musste hingegen in Teilbereichen Federn lassen und einen leichten Rückgang hinnehmen.

Wegen des juristischen Streits um Vorstandschef Kengeter stellte die Börse 10,5 Millionen Euro zurück, nachdem die Staatsanwaltschaft Strafen in dieser Höhe angedroht hatte. Zum Teil erfolgte die Rückstellung für den Fall Kengeter, zum Teil wegen des Vorwurfs der Ermittler, dass das Unternehmen den Kapitalmarkt zu spät über die Absicht der Fusion mit der LSE informiert habe.

Kengeter hatte im Dezember 2015, gut zwei Monate vor Bekanntwerden der LSE-Fusionsgespräche, in großem Stil Aktien des Unternehmens gekauft. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass der ehemalige Investmentbanker damals bereits über den LSE-Deal verhandelte, und durchsuchte deshalb sein Büro in Eschborn sowie seine Privatwohnung in Frankfurt. Aufsichtsratschef Joachim Faber hat die Vorwürfe als haltlos zurückgewiesen. Über die LSE-Fusion sei erst ab der zweiten Januarhälfte 2016 verhandelt worden.

Vergangene Woche hatte eine Meldung des Unternehmens für Schlagzeilen gesorgt, die Staatsanwaltschaft habe in Aussicht gestellt, die Ermittlungen gegen Kengeter wegen des Verdachts auf Insiderhandel ohne Auflagen einzustellen. Die Behörde hat dies inzwischen dementiert.

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