Deutsche Börse und LSE Gipfel zur Börsenfusion ergebnislos – „Es ist ernüchternd“

Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) bekommen bei ihrer geplanten Fusion Widerstand vom Land Hessen. Das Land machte deutlich, dass es nach dem Brexit-Votum große Bedenken gegen die Fusion hat.

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Auch der Ministerpräsident von Hessen nahm an dem Gipfeltreffen in Wiesbaden teil. Quelle: dpa

Frankfurt Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) sehen sich bei ihrer geplanten Fusion erheblichen Widerständen des Landes Hessen gegenüber. Das Land machte bei einem Spitztreffen am Dienstag deutlich, dass es gerade nach dem Brexit-Votum große Bedenken gegen den Zusammenschluss hat, wenn die Holdinggesellschaft der Mega-Börse wie geplant in London angesiedelt wird, wie zwei mit dem Gespräch vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.

Zu einer Annäherung zwischen beiden Seiten sei es bei dem Gipfeltreffen nicht gekommen. „Es kam nichts, aber wirklich gar nichts heraus“, erklärte einer der Insider am Mittwoch. „Es ist ernüchternd.“

Die hessische Börsenaufsicht kann die Fusion untersagen, wenn sie die Gefahr sieht, dass dadurch die Weiterentwicklung des Börsenstandorts Frankfurt beeinträchtigt wird. Insidern zufolge fürchtet die Behörde, dass sie nach dem Zusammenschluss nicht genügend Zugriff auf die Londoner Holding hätte. Die Zustimmung aus Wiesbaden gilt als größte Hürde für den gut 25 Milliarden Euro schweren Deal, für den auch die EU-Kommission noch grünes Licht geben muss.

An dem Gipfeltreffen in Wiesbaden nahmen der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), sein für die Börsenaufsicht zuständiger Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne), Deutsche-Börse-Vorstandschef Carsten Kengeter und Aufsichtsratschef Joachim Faber sowie ihre LSE-Pendants Xavier Rolet und Donald Brydon teil. Bouffier und Al-Wazir hätten dabei deutlich gemacht, dass sie mit der Fusion in ihrer aktuellen Ausgestaltung Probleme haben, sagten die Insider. Deutsche Börse und LSE hätten jedoch keinerlei Zugeständnisse angeboten, um diese Bedenken auszuräumen. Das hessische Wirtschaftsministerium, die Deutsche Börse und die LSE wollten sich dazu nicht äußern.

Einem Insider zufolge haben Deutsche Börse und LSE in dem Gespräch klar gemacht, dass sie sich derzeit vor allem auf das EU-Verfahren konzentrieren wollen, das spätestens bis zum 13. März abgeschlossen werden soll. Erst danach mache es Sinn, über andere Dinge zu reden. Dass die Unternehmen signifikante Zugeständnisse machen müssen, um grünes Licht aus Wiesbaden zu bekommen, sei allen Beteiligten klar. „Es wird zum richtigen Moment irgendwelche Veränderungen geben müssen, um zu einer Lösung zu kommen.“ Insidern zufolge wollen die Börsenbetreiber damit jedoch auch warten, bis Großbritannien in Brüssel offiziell den Austritt aus der EU beantragt hat. Dann gebe es eine bessere Grundlage für mögliche Veränderungen.

Mit der Fusion vertraute Personen halten es für denkbar, dass sich die Beteiligten auf mittlere Sicht auf einen Doppelsitz der Holding verständigen. Doch auch hier gibt es Hürden. Deutsche-Börse-Chef Kengeter sieht vor dem Abschluss der Transaktion keine Möglichkeit, das von den Aktionären genehmigte Fusionsangebot zu verändern, das einen Sitz der Holding in London vorsieht. Auf ein Versprechen, den Sitz nach dem Abschluss des Deals ganz oder zur Hälfte nach Frankfurt zu verlegen, will sich Insidern zufolge aber die Börsenaufsicht ungern verlassen. Bei dem Spitzentreffen wurde über einen Doppelsitz der Holding Insidern zufolge jedoch nicht diskutiert.

Ob die britische Seite einem Doppelsitz zustimmen würde, steht ohnehin in den Sternen. Alternativ könnte die Deutsche Börse Insidern zufolge auch umfangreiche Garantien zur Standortsicherung sowie zum Erhalt der Arbeitsplätze in Hessen abgeben. Ob sich das Land darauf einlassen würde, ist jedoch unklar, weil solche Zusagen meist zeitlich begrenzt sind. „Das wäre das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist“, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person.

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